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Du – Sie – Er – Ihr – was denn nun?

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Wer kennt sie nicht? Die Situationen, in denen man eine Person ansprechen will/soll und die Fragen wie wild durch den eigenen Kopf gehen…  Soll ich „du“ sagen? Oder „Sie“? Oder einfach nur „Entschuldigung, dürfte ich bitte vorbei?“ Und wie spreche ich eine Person an, die ich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen kann? Die vielleicht auch gar nicht zugeordnet werden möchte?

Diese Fragen hat neulich ein Artikel auf der Seite dictionary.com aufgeworfen: Nämlich ob das Pronomen „sie“ (im Plural – englisch: „they“)  auch verwendet werden kann, um eine einzelne Person zu bezeichnen bzw. sich auf eine einzelne Person zu beziehen.

Auf den ersten Blick mag das zwar etwas komisch erscheinen, wenn man aber einen Blick in die Geschichte zurückwirft, kann man sehen, dass es ab 1300 durchaus schon Personen gegeben hat, die im Plural – dem sogenannten Pluralis maiestatis/ Plural der Hoheit – von sich gesprochen haben. Beispiel:

Wir werden uns jetzt zurückziehen.

Nach Einschätzung von Ethymolog_innen hat sich im Zeitraum ab 1300 im englischsprachigen Raum auch eine weitere Verwendung von „sie“ (englisch: „they“) herauskristallisiert und zwar als Pronomen im Singular – als geschlechtsneutrales Pronomen im Singular, das neben „er“ (englisch: „he“) (männliches Pronomen) und „sie“ (englisch: „she“) (weibliches Pronomen) steht.

Foto: Pixabay

Da im Deutschen „sie“ als Pronomen im Singular schon zur Bezeichnung von weiblichen Personen verwendet wird, lässt sich der englischsprachige Fall eher schwierig ins Deutsche übertragen. Ein Beispiel, wo es auch im Deutschen funktioniert, „sie“ als geschlechtsneutrales Pronomen im Singular zu verwenden, ist, wenn man anstatt von Mann oder Frau von einer Person spricht und diese dann in den Folgesätzen auch mit „sie“ bezeichnet. Allerdings ist dieses Beispiel sehr vom Kontext abhängig und birgt die Gefahr, dass eine Person immer gleich als Frau eingelesen wird.

Geht man davon aus, dass Sprache unsere Wirklichkeit prägt, was wir denken und wahrnehmen können, dann bleibt im gesprochenen und geschriebenen Deutschen noch so Einiges zu tun.

Einige Anregungen, Ideen und Vorschläge dazu, wie man anders sprach-handeln könnte findet ihr hier:

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