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Frauen*Volksbegehren 2.0

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Vom 1. bis zum 8. Oktober 2018 konnte in Österreich das Frauen*Volksbegehren 2.0 unterschrieben werden. Nachdem nun über zwei Monate vergangen sind, haben wir uns als Nach*barinnen die Frage gestellt, wie die Initiative verlaufen ist. Frau Mag.a Elisabeth Grabner-Niel, die Koordinatorin der Initiative in Innsbruck, hat uns so einige Fragen rund um das Frauen*Volksbegehren beantwortet.

Mag.a Elisabeth Grabner-Niel
Seit wann gibt es die Initiative des Frauenvolksbegehrens in Österreich? Seit wann eine Gruppe in Tirol?

Die Vorgeschichte reicht weiter zurück: 1997 wurde das erste Frauenvolksbegehren in Österreich durchgeführt. Damals wurden 11 Forderungen aufgestellt, die von 644.665 Menschen unterschrieben wurden.

Etwa 20 Jahre später, im November 2016, wurde eine neue Initiative gestartet: Das Frauen*Volksbegehren 2.0. In Tirol war der 10.1.2018 der Start mit einer öffentlichen Info-Veranstaltung im Innsbrucker Treibhaus.

Was waren die Anliegen und Ziele des Frauenvolksbegehrens?

Hier müssen wir in der Gegenwart sprechen: Was sind die Anliegen und Ziele. Denn mit den gesammelten Unterschriften ist jetzt nur die erste Phase abgeschlossen. Es geht nun weiter: Nun müssen im österreichischen Nationalrat die neun Forderungen behandelt werden. Dabei geht es um:

Aus einem Folder: Die Forderungen auf einen Blick

Dabei ist nicht nur die Zahl der Unterschriften wichtig, sondern insbesondere, diese frauenpolitischen Themen wieder in die öffentlichen Debatte einzubringen.

Wer steht hinter dem Frauenvolksbegehren? Von wem ging die Initiative aus? Wer hat sich daran beteiligt?

Die Initiative dazu ging von einer kleinen Gruppe von frauenpolitisch Engagierten aus. Es schlossen sich dann aber in der Folge rasch viele Menschen an: junge, betagte, Studierende, Pensionist*innen, Freiberufler*innen, Angestellte, weibliche, männliche, mehr oder weniger betuchte, aus allen Bildungsschichten, Stadtbewohner*innen oder vom Land  – und alles, was dazwischen liegt. In Tirol besteht die Gruppe der Aktionistas* aus ca. 40 Personen, wovon etwa 15 sehr aktiv sind, die weiteren klinken sich dort ein, wo es sich für sie gut machen lässt.

2 Aktionistas* am Marktplatz in Innsbruck
Wie viele Personen haben unterschrieben?

Mit dem 8.10. war die Phase der Sammlung der Unterstützung zu Ende und da waren österreichweit 481.906 Unterschriften beisammen, in Tirol 31.169.

Inwiefern konnten wichtige Anliegen und Ziele umgesetzt werden? Welche Erfolge sind erkennbar?

Jetzt liegt es bei den Abgeordneten zum Nationalrat, was von den konkreten Forderungen aufgegriffen und welche gesetzlichen Verbesserungen vorgenommen werden.

Bewirkt hat diese Initiative auf jeden Fall, dass die einzelnen Forderungen in die Öffentlichkeit eingebracht wurden.

Bei Info-Veranstaltungen, in Straßengesprächen, bei Diskussionen und durch Medienbeiträge wurden viele Menschen auf die Themen aufmerksam gemacht sowie die Zusammenhänge und frauenpolitische Zielvorstellungen dargelegt, also ein Bewusstsein für nach wie vor bestehende Benachteiligungen geschaffen.

Es wurde auch eine eigene Ausgabe der Tiroler Zeitschrift AEP Informationen zum Frauen*Volksbegehren gestaltet, an der sich viele Tiroler Einrichtungen, die in den entsprechenden Bereichen wichtige Arbeit für Frauen leisten, beteiligt haben.

Das Cover der Zeitschrift des AEP (Arbeitskreis für Emanzipation und Partnerschaft). Wer dieses wichtige feministische Medium unterstützen möchte, kann es hier abonnieren: https://aep.at/aep-informationen/
Wie stehen Sie persönlich zum Ergebnis?

Als Koordinatorin in Tirol habe ich fast ein ganzes Jahr lang sehr viel Energie, Zeit und Gedanken in diese Initiative hineinfließen lassen. Da hätte ich mir natürlich eine überwältigende Unterstützung der Bevölkerung gewünscht.

Was wirklich ein sehr erfreuliches Ergebnis ist: Viele junge Menschen zeigten sich interessiert und erkannten ihre Probleme in den Forderungen wider. Auch die Vertreter*innen der Medien zeigten sich aufnahmebereit für die Thematik. Das empfinde ich als einen guten Erfolg.

Welche Auswirkungen glauben Sie wird die Initiative noch haben?

Auf Tiroler Landesebene hat sich die Vernetzung verfestigt, die durch die Bewerbung für das Frauen*Volksbegehren zwischen Frauenpolitikerinnen, -sprecherinnen und -beauftragten in den Parteien und Institutionen, den autonomen Frauenprojekten, Einzelpersonen und frauenpolitisch tätigen Vereinen und Medien erweitert worden ist.

Dieser Austausch wird weiter betrieben und die Auswirkung soll eine verstärkte Sensibilisierung für emanzipatorische Frauenpolitik sein.

Für Kontakt und Information:
www.frauenvolksbegehren.at
tirol@frauenvolksbegehren.at

 

Wir bedanken uns für das Interview und bitten darum, über weitere Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten zu werden, weil uns interessiert, was im Nachbarland zu diesem Thema passiert!

 

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