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Männer im Fokus

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„Men in focus“ heißt ein neuer Bericht aus Australien, der es sich zum Ziel gemacht hat, Männlichkeits-Vorstellungen zu untersuchen und Männer vermehrt in der Prävention von Gewalt gegen Frauen einzubinden.

Genauer gesagt, wird der Zusammenhang untersucht, warum Männer mit stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit eher dazu neigen, Frauen zu missbrauchen oder Gewalt gegen Frauen zu tolerieren.

Am 25. November wird jährlich der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen begangen. Das Thema bleibt aktuell – auch in Südtirol. 2018 wurden 142 Frauen in Italien umgebracht, 4 davon in Südtirol.

Die not-for-profit Organisation Our Watch – End violence against Women And Their Children aus Australien hat in dem Bericht „Men in focus“ internationale Forschungsergebnisse zu Männlichkeit untersucht und zitiert 374 Quellen. In der Einleitung heißt es:

Diese Übersicht fasst bestehende Forschungsergebnisse zu Männlichkeit und Gewalt gegen Frauen zusammen und analysiert sie, um ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen dominanten Formen und Mustern von Männlichkeit und Gewalt gegen Frauen zu entwickeln.

Der Bericht besagt, dass Männer, die starre, stereotypisierende Rollenvorstellungen haben, eher dazu neigen, Gewalt gegen Frauen auszuüben oder zu tolerieren. Gleichzeitig neigen Männer mit flexibleren und gleichberechtigteren Vorstellungen von Männlichkeit eher dazu, Frauen zu respektieren.

Gewalt gegen Frauen kann viele verschiedene Ursachen haben. Einer der Gründe, warum Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft noch ein so großes Problem ist, sind Verhaltensweisen und Einstellungen, die häufig mit Männlichkeit in Verbindung gebracht werden.

Männlichkeit ist eine soziale Konstruktion, welche in gesellschaftliche Normen, Strukturen und Praktiken eingebettet ist, so der Bericht. Natürlich gibt es viele verschiedene Arten von Männlichkeit. Doch bei einigen Normen und Verhaltensweisen scheint ein großer sozialer Druck auf Männern zu liegen, diese zu erfüllen: Autonomie, Dominanz und Kontrolle, Aggression, Risikofreudigkeit, Unterdrückung von Emotionen, Hypersexualität und Heterosexualität.

Gesellschaften, in denen Männer das Sagen haben und in denen Geschlechterungerechtigkeit herrscht, haben höhere Raten von Gewalt gegen Frauen. Das bedeutet, dass häusliche und sexuelle Gewalt im Grunde ein Spiegel von sozialen Strukturen und Ungerechtigkeiten in Gesellschaften sind.

Dass Männer und Jungen vermehrt in die Prävention von Gewalt gegen Frauen einbezogen werden müssen, ist inzwischen anerkannt. Es geht auch darum, Männlichkeit neu zu definieren. Vielfältigere und positive soziale Erwartungen müssen mit Männlichkeit verknüpft werden. Dann werden Frauen, aber auch Männer und Jungen von diesem Wandel profitieren.

Pixabay

 

Judith Mittelberger

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