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Tschüss Schönheitsbilder

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Wie definieren wir Schönheit? Nach Vorbildern? Nach Idealen? Oder nach unserem eigenen, persönlichen Geschmack? Schönheit ist etwas Individuelles und jeder Mensch sollte selbst entscheiden, was er für schön hält. Man sollte sich nicht von Zeitschriften, dem Fernsehen oder dem Internet beeinflussen lassen. Man sollte sich nicht verbiegen und zerstören, um in eine Körperform zu passen. Diese Meinung wurde in den letzten Jahren immer populärer. Doch woher kommt der plötzliche Umschwung?

#bodypositivity

Foto: Freepick

 

Den eigenen Körper im Internet zu zeigen geht gerade viral. Speckrollen, Pickel, Cellulite und Schwangerschaftsstreifen werden gefeiert. Man möchte das Bild des „echten Körpers“ in den Medien vertreten. Photoshop und das Bearbeiten von Bildern, um schlanker auszusehen, ist geradezu verpönt. Viele Promis und Stars bekommen einen regelrechten Shitstorm, wenn der Schwindel auffällt.

Die natürlichen Bilder sollen Menschen dazu bewegen, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Vielfältigkeit wird geschätzt. Man darf mit besonderen Makeln auffallen und wird dafür gefeiert. Viele Menschen haben diese Einstellung zu ihrem Lebensstil gemacht und vertreten sie in den sozialen Netzwerken. Teilweise konnten sie damit auch schon Tausende Anhänger und Fans sammeln.

Foto: Pexels

 

Narben, die mit der Schwangerschaft zusammenhängen, werden besonders gefeiert, schließlich sind sie das Resultat von neuem Leben.

 

@melodie_michelberger

Melodie ist ein Beispiel für einen Menschen der durch #bodypositivity auf Instagram große Erfolge feiern konnte. Sie beschreibt sich selbst als Feministin und als „Body Image Activist“, also als Körperbildaktivistin. Mit ihren Posts konnte sie bereits über 38.000 Fans sammeln. Auf den Fotos zeigt sie sich oft nur in Unterwäsche und stellt stolz ihren Körper zur Schau. Neben den Bildern schreibt sie aufbauende, Kraft gebende und manchmal auch kritische Texte zu den Themen Körperformen, Wohlbefinden, Körperbehaarung, Makel und vielem mehr. 2019 wurde ihr sogar ein Artikel in der Vogue gewidmet.

 

@janaklar

Auch Jana Kasper steht voll hinter dem Motto #bodypositivity. Als die 23-Jährige vor einigen Jahren auf den Plattformen Youtube und Instagram aktiv wurde, bemerkte sie den unglaublichen Druck, der auf ihr lastet. Nach einer Essstörung, die ausgelöst wurde, weil sie im Internet als „fett“ und „hässlich“ bezeichnet wurde, beschloss sie, ihr Leben und auch ihre Social Media Kanäle vollkommen umzukrempeln.

Mit einem Video, in dem sie sich ohne mit der Wimper zu zucken eine Glatze schneiden lässt, beginnt sie ein neues Kapitel in ihrem Leben. Sie fängt an, ihren Körper zu akzeptieren und sich so zu lieben wie sie ist. Das zeigt sie auch im Internet. Nach vielen positiven Reaktionen beginnt sie auch ihren veganen Lifestyle öffentlich zu leben. Sie setzt sich als Klimaaktivistin ein, lebt nachhaltig und minimalistisch. Auf ihren Posts zeigt sie ihren Körper nun mit einem Lächeln im Gesicht und ermutigt ihre Fans, es ihr gleichzutun.

Ich arbeite nicht an meinem Körper, damit ich ihn liebe, ich arbeite an meinen Körper, weil ich ihn liebe.

 

#Kritiker

Allerdings ist nicht jeder von der body-positivity-Bewegung voll und ganz begeistert. Viele kritisieren, dass auch sie wieder in eine Richtung drängt. Plötzlich werden Falten, Makel und überschüssige Kilos als schön gefeiert. Sind schlanke oder trainierte Menschen jetzt also „hässlich“? Wer sich dagegen stellt, wird als Anti-Feministin beschuldigt. Wir Menschen vergleichen uns unaufhörlich. Auch mit den Bildern der Body-Positvity-Bewegung. Sollte dieser Vergleich nicht endlich vermieden werden?

Trotz allem bin ich eine überzeugte Befürworterin der Bewegung und des gesünderen Körperbilds, das auch langsam einen Platz in den Köpfen der Menschen findet.

Lisa Hager hat sich im Rahmen ihres Praktikums im Frauenmuseum mit dem Thema Schönheitsideale auseinandergesetzt. Im ersten Teil, den ihr hier findet, erklärt sie aus ihrer Sicht den Druck von Schönheitsidealen in der Gesellschaft. In diesem Artikel hat sie sich mit der Body Positivity-Bewegung auseinander gesetzt.

Lisa Hager im Frauenmuseum

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