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Nasrin Sotoudeh mit Menschenrechtspreis ausgezeichnet

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Am 03.09.2020 zeichnete auf Vorschlag der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) der Deutsche Richterbund (DRB), die politisch Gefangene Nasrin Sotoudeh mit dem Menschenrechtspreis 2020 aus. Sie befindet sich derzeit im Hungerstreik, um gegen die Diktatur der Mullahs zu protestieren. Den Preis nahm stellvertretend die iranische Frauenrechtlerin und Freundin von Nasrin Sotoudeh, Mansoureh Shojaee, entgegen.

Mansoureh Shojaee war immer wieder in Meran und hat gemeinsam mit Nasrin Sotoudeh und anderen engagierten Frauen das Frauenmuseum in Iran gegründet. Die Aktivitäten der Aktivistinnen bestehen im Engagement für die Rechte der Frauen.

Preise für Menschenrechtsverteidiger*innen wirkungsvoll

Die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi hat im Juni 2008 beim ersten internationalen Frauenmuseumskongress in Meran über die Menschenrechtslage im Iran referiert und erzählt, dass Preise für die Arbeit von Menschenrechtsverteidiger/innen wirkungsvoll seien. Dies blieb in Südtirol nicht ungehört.

Das Frauenmuseum Meran hat mit der Menschenrechtsorganisation HRI und unter der Schirmfrauschaft von Shirin Ebadi den „Menschenrechtspreis 2008“ in einem feierlichen Rahmen an Nasrin Sotoudeh vergeben. Der Preis wurde anlässlich des „Internationalen Tages der Menschenrechte“ am 12. Dezember 2008 in Meran verliehen. Nasrin Sotoudeh konnte nicht ausreisen, so kamen stellvertretend ihr Mann Rheza Khandan und ihre Tochter Mehraveh nach Meran.

Ehemann Rheza Khandan und Tochter Mehraveh haben 2008 stellvertretend den Menschenrechtspreis für Nasrin Sotoudeh entgegen genommen

Auch der Zusammenschluss der Rechtsanwältinnen der Rechtsanwaltskammer in Südtirol hat ihr eine Anerkennung mit einem symbolischen Preis ausgesprochen.

Anerekennung Rechtsanwältinnen in der Rechtsanwaltskammer 2008 in Bozen

Immer wieder wurde sie mit hohen Preisen ausgezeichnet, so auch dem Sacharow-Preis des EU-Parlaments 2012.

Erneute Festnahme Nasrin Sotoudehs 2018

2018 wurde Nasrin Sotoudeh wiederum unter dem Vorwurf der Propaganda gegen die Regierung festgenommen und zu mehr als 30 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt. Amnesty International sowie andere Vereinigungen setzen sich für die Freilassung ein.

Unverzichtbar für iranische Zivilgesellschaft

Als Rechtsanwältin hat Nasrin Sotoudeh Frauen, Menschenrechtsaktivist*innen und Angehörige von Minderheiten vertreten und sich öffentlich gegen den Kopftuchzwang ausgesprochen. Mit ihrem aktuellen Hungerstreik protestiert die Frauenrechtlerin gegen unfaire Gerichtsverhandlungen sowie gegen die Inhaftierung von Bürgerrechtler*innen.

Sie ist unverzichtbar für die iranische Zivilgesellschaft und eine mutige Frau, die zuerst an andere und nicht an sich denkt

kommentiert Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, die „verdiente Würdigung“ von Nasrin Sotoudeh.

Harte Gefängnisstrafen und unfaire Gerichtsverfahren

Die Menschenrechtssituation und die Meinungsfreiheit im Iran verschlechtern sich von Tag zu Tag. Es gibt massive Razzien und Morde an Demonstranten auf der Straße, Massenverhaftungen, Familienstrafen, harte Gefängnisstrafen und Hinrichtungen sowie unfaire Gerichtsverfahren vor Geheimgerichten ohne qualifizierte Anwälte und Druck auf politische Gefangene. Außerdem wird die Behandlung und Freilassung kranker Gefangener oft verhindert,

erklärt Reza Khandan, der Ehemann von Nasrin Sotoudeh, der sich im Namen der Familie für den Menschenrechtspreis bedankt. Die Verleihung während ihres Hungerstreiks bezeichnet er als „Zeichen der Weisheit der Entscheidungsträger dieser Auszeichnung“.

 

Sigrid Prader

 

Foto Nasrin Sotoudeh: Arash Ashourinia / CC0

Foto Mansoureh Shojaee: IGFM

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