Endlose Steppenlandschaft, in weiter Ferne von Gebirgsketten gerahmt; riesige Felder, auf denen Mähdrescher in mehreren Reihen nebeneinander die Ernte einbringen; 240 km Fahrstrecke in 5 Stunden, teils über Schotterpisten mit Wellblechauflage zur “Singenden Düne”: wie ein Flugzeug dröhnt ihr Gesang über unsere Köpfe hinweg, ausgelöst von unseren Füßen, auf denen brennheißer Sand beinahe Brandblasen aufziehen lässt; farbenprächtige Gesteinsformationen im Altyn-Emel Nationalpark, fantastische Sandsteingebilde im Scharyn-Canyon, wo ich mich fast wie im Wilden Westen der USA fühle; von der Halbwüste ins Gebirge – Das neuntgrößte Land der Welt, das ich im Sommer 2022 besuche, zählt zu den spektakulärsten meiner bisherigen Reisen: KASACHSTAN. Wir befinden uns in einem der 5 “-stan” der ehemaligen Sowjetunion (Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan), die zusammen mit Afghanistan Zentralasien bilden.
Die ersten Eindrücke im Land sammle ich in Almaty, der größten Metropole, die bis 1997 Hauptstadt war. Ich reise hier durch postsowjetischen Raum. Kommunistisches Flair aus Sowjetzeiten wird teils noch über Architektur vermittelt: über Gebäude sowjetischen Zuschnitts, über die von Pathos triefenden, durch ihre Größe überwältigenden Denkmäler, über breit und überdimensioniert angelegte Boulevards, die mir aus dem TV als Aufmarschgebiete von Panzerkolonnen, schwerem Kriegsgerät und einem unüberblickbaren Heer an Soldaten zu sowjetischen Feiertagen in Erinnerung sind. Heute pulsiert hier der Verkehr, mit modernsten Autos, die auch auf unseren Straßen zu den tollsten zählen würden. Und die Frauen? Frauen gehören zum Stadtbild: Taschen schleppend, auf den Bus wartend, den Blick aufs Handy gerichtet, Businessfrauen, Marktfrauen…. Auf meinem Weg zum Museum treffe ich auf einige und frage sie nach dem Weg, um mein Russisch auszuprobieren. In den vorsintflutlichen, handylosen Zeiten gewöhnte ich mir auf meinen Reisen schnell an, mich an Frauen um Auskunft zu wenden. In vielen Weltgegenden würde ein Mann nie zugeben, nicht zu wissen, wo es langgeht. Eine falsche Angabe ist besser als Nichtwissen einzugestehen. Machistischer Stolz, den du mit deinen Füßen bezahlst. Heute fällt es weniger ins Gewicht, denn Google Maps gibt auch Männern die richtigen Anweisungen. Das moderne, urbane Leben macht neugierig auf das Frauenmuseum, noch dazu, da es an der Uni ein Forschungszentrum für Sozial-und Geschlechterstudien gibt. Was werde ich über die Kasachinnen erfahren? Wie geht es ihnen in einem Land, das in den Städten modern daherkommt, in dem Frauen auf dem Papier gleichgestellt und in allen Berufszweigen vertreten sind; in einem Land, in dem Frauen-und Menschenrechte seit der Unabhängigkeit (1991) als Problem anerkannt sind; in einem Land, in dem in manchen Landesteilen ein konservativer Islam praktiziert wird; in einem Land, in dem junge Frauen und Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen von ihren Eltern aus finanzieller Not zur Heirat gedrängt und jene, die ein zweites Mal heiraten, stigmatisiert werden; in einem Land, das autokratisch regiert und in dem Widerstand oder Protest schnell niedergeschlagen wird. Es ist Zeit, das einzige Frauenmuseum Zentralasiens, untergebracht in der einzigen zentralasiatischen Universität “nur” für Frauen, zu betreten:
www.kazmkpu.kz
Nach einem herzlichen Empfang führt mich Aizhan Salimzhanova , Direktorin des Forschungzentrums für Sozial- und Geschlechterstudien der Uni ins Museum, namens “Aktumar”. In kräftigen Rottönen, Gold und Weiß, aufgereiht in der Mitte des Raumes, nehmen sie meinen Blick als erstes ein: vier Frauenfiguren – vom Mädchen zur jungen unverheirateten Frau, über die Braut bis zur Matrone – in traditionelle Trachten gewandet. Konkurrieren müssen sie mit zwei beeindruckenden bildlichen Darstellungen an den Stirnseiten des Saals: mit einem mythisch-romantisierenden Gemälde mit Heile-Welt-Szenen aus dem Leben des kasachischen Volkes und mit einer Fotomontage samt Nursultan Nasarbajew, dem 1. Präsidenten, der Kasachstan beinahe 30 Jahre lang mit eiserner Faust regierte. Ein wenig scheint es, als würde er die Frauen in diesem Raum überwachen, auf dass sie gesittet leben und die nächste Generation in seinem Sinne heranziehen. Bilder, die auf mich mit meinem westlichen Blick auf die Welt eigentümlich und gewöhnungsbedürftig wirken- mit ihrem “Zuviel-des-Guten”- Anstrich. Ein kräftiger Hauch Sowjet-Charme aus der jahrzehntelangen, kommunistischen Vergangenheit, der ins Heute herüberweht?
Ebenso pompös und schwülstig wirkt das Motto auf mich, das in Form eines Sprichwortes über dem 1. Teil der Ausstellung schwebt: “Die Weisheit der Mütter ist das Gebot /Vermächtnis für das Volk.” Mit ihm beginnt meine Führung durch die Ausstellung. Neben Salimzhanova, die ins Englische übersetzt, begleitet uns Araylim Kalizhan, bis vor Kurzem Managerin des Museums. Sie kennt jedes geschichtliche Detail und erklärt es auf Kasachisch. Ich fühle mich wie ein Ehrengast, mit soviel Aufmerksamkeit kümmert man sich um mich. Sogar der hauseigene Fotograf wird gerufen, um meinen Besuch für den Facebook-Auftritt der Uni festzuhalten. Als erstes wenden wir uns den Vitrinen zu, die entlang der Längswände des Museumsraumes aufgereiht sind und die Geschichte der Universität auffächern, inklusive der Anfänge des Schulwesens in Kasachstan. Dabei fokussiert das Museum “Aktumar” auf die berühmten Frauen des Landes und ihr Wirken für die Entwicklung des Bildungswesens. Zu Beginn waren das oft die Frauen des Sultans, die Schulen gründeten. Schwarz-weiß Fotos zeigen die erste Jurtenschule für Buben in Nordkasachstan, die erste Schule für Mädchen in Orenburg,( der 1. Hauptstadt der autonomen Sowjetrepublik Kasachstan nach der Gründung der Sowjetunion; jetzt in Russland gelegen), die ersten Ausbildungsstätten für Krankenschwestern. Das Foto der Schule, in der Nasarbajew unterrichtet wurde, darf nicht fehlen.
Nach diesem ausführlichen Exkurs über den Beginn der schulischen Erziehung, steht eine Schuluniform aus dem Jahr 1945 am Beginn der Geschichte der “Kazakh State Women’s Teacher Training University”. Wo es an Männern mangelt, wird Frauen zugetraut, was ihnen lange abgesprochen wurde. Salimzhanova erzählt: “Gegründet wurde die Ausbildungsstätte 1944 als Hochschule für Frauen, denn die Gebildeten fehlten, da sie an der Front im Großen Vaterländischen Krieg (= 2. WK) kämpften…..Hier in der Vitrine sehen wir Berkimbajewa Shamsha, die von 2003 – 2011 Rektorin der Uni war und der das Museum seine Gründung verdankt. Ihr war es ein Anliegen, die Geschichte der einzigen Frauenuniversität in Zentralasiens zu dokumentieren und zu bewahren. Nach 2 Jahren intensiver Nachforschungen konnte das Museum 2004 eröffnet werden, rechtzeitig zum 60-Jahr-Jubiläum der Universität.” Als meine Begleiterin auf die ausgestellte Schuluniform der 1. Studentin verweist, die zum Studieren ins Ausland geschickt worden war, betont sie, dass es im Rahmen des vom 1. Präsidenten initiierten Programms namens “Zukunft” geschah. So als müsste man dem Langzeitpräsidenten immer noch wie selbstverständlich Respekt und Tribut zollen, wird er während des Rundgangs des öfteren hervorgehoben. Immerhin verdankt ihm die Uni einige Upgrades. Nachdem sie als Institut begonnen hatte, wurde sie von Nasarbajew zur Universität (2008) und schließlich zur Nationaluniversität (2018) erhoben. Immer dann, wenn die Uni geschlossen werden sollte, weil sie nur für Frauen zugänglich ist, unterstützte er ihren Bestand. Ich frage mich, ob die Hofierung seiner Person aus Überzeugung geschieht oder aus dem Wissen heraus, dass sie erwartet bzw. gefordert wird und bei Nichtbeachtung negative Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Es wirkt, als würde der “Führer der Nation”, als der er sich in der Verfassung verankern ließ, als (un-)heimlicher Museumsdirektor im Hintergrund die Fäden ziehen, selbst noch jetzt, wo er als Präsident zumindest offiziell seit 2019 der Vergangenheit angehört.
Die detailreichen Schilderungen lassen mich zunehmend innerlich zappelig und kribbelig werden, die weiteren Worte meiner Begleiterin rinnen wie ein Wasserfall über mein Gesicht, ohne dass ich sie schlucke….“in der Vitrine 4 ….3. und 4. Direktorin….mehr Fakultäten,…ließ ein neunstöckiges Studentinnenwohnheim errichten ….Liste der Lehrerinnen und Absolventinnen….populäre Musikgruppen bestehend aus Studentinnen….später professionelle Musikerinnen……..Fotos ausländischer Delegationen, die hier arbeiteten,….. und ich folge meinem eigenen Mahlstrom an Gedanken: Welche Kriterien muss ein Frauenmuseum erfüllen? Genügt es, geschichtliche Fakten aufzuzählen oder die traditionellen Rollen der Frauen zu präsentieren, ohne kritische Anmerkungen und ohne die Situation der Frauen heute aufzuzeigen? Was wäre überhaupt möglich in diesem Land, das autoritär regiert und in dem die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt wird? Sehnsüchtig fällt mein Blick auf die Figur der Amazone in diesem Saal, die kampferprobt und angriffslustig wirkt.
Von ihr blicke ich, am Ende der Längsseite mit den Vitrinen angelangt, unweigerlich in die Augen von Mutter Umaj, der zentralen Figur des Bildes “Geschichte der Mächtigen”, das mir beim Betreten des Raumes sogleich auffiel. Zur märchenhaft schönen Inszenierung des Lebens aus der Frühzeit der KasachInnen, wie aus 1001-Nacht, erzählt Salimzhanova:“Mutter Umaj steht für die Mutter der Nation schlechthin, eine sehr weise Frau, eine Symbolfigur. Wichtig ist ihr Image, das für die Frau allgemein steht. Rund um sie sehen wir das Leben des kasachischen Volkes: das Nomadenleben mit seinen Jurten, Krieger, Musiker aus alter Zeit, die traditionelle Kleidung. Wie man sieht, waren Frauen für Haushalt und Kinder zuständig.” Mich erinnert die Darstellung an die Glorifizierung und Überhöhung der Mütter im Patriarchat, an Mutterschaft als Institution, der eine Frau, die als wertvolles und vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft anerkannt und akzeptiert werden will, nicht entkommt. Eigentlich sollte das Bild an vergangene Zeiten erinnern, in denen das Patriarchat uneingeschränkt und unangefochten die Geschicke eines Volkes leitete. Doch selbst im 3. Jahrtausend halten sich patriarchale Denkmuster mehr oder weniger stark rund um den Erdball, die sich durch Erziehung in den Köpfen der Menschen einnisten. Wo bleiben die feministischen Mutterbilder von heute?
“Die Mutterschaft ist schließlich immer noch die geschickteste Art, Frauen zu Sklaven zu machen (…) Solange es als Hauptaufgabe der Frau gilt, Kinder zu bekommen, wird sie sich eben kaum um Politik oder Technologie kümmern, und:
sie wird den Männern nicht ihre Überlegenheit streitig machen”.
Simone de Beauvoir,
franz. Philosophin und Schriftstellerin, 1982
Eingebettet zwischen der mythenumrankten Figur der Urmutter Umaj und dem Konterfei des greifbaren, realen Übervaters der Nation auf der gegenüberliegenden Wand, lässt sich das patriarchale System mit seinen für Frauen immanenten Regeln, Ge- und Verboten anhand der Frauenfiguren in der Mitte des Raumes studieren:
Mädchen – junge, unverheiratete Frau – Braut – verheiratete Frau mit Kindern (s. Abb. 2). Sie repräsentieren die 4 Stationen, die für ein Frauenleben vorgesehen sind. Die 5. Figur, die Kriegerin oder Amazone, die den Abschluss der Reihe bildet, steht außer Konkurrenz, denn sie repräsentiert längst vergangene Zeiten:”Alles für die Jagd und den Krieg Notwendige trägt sie mit sich. Vor Christi Geburt gab es eine Menge kriegerischer, kämpfender Frauen, in einer Zeit, in der der Lebensstil der Menschen dem nomadischen Leben in Kasachstan ähnelte”, erfahre ich. Seit jeher zählen Amazonen für mich zu den attraktivsten Frauenfiguren in der Geschichte, sowohl die mythischen Kriegerinnen bei den Griechen als auch die realen, von denen berichtet wird. Wieder zuhause, lese ich (*2), dass bei den Skythen in den zentralasiatischen Steppen wahrscheinlich Amazonen als gleichgestellte Partnerinnen mit ihren Männern zusammenlebten. Mir wird bewusst, dass sie es waren, auf die sich Salimzhanova bezog, denn sie fallen genau in den Zeitraum, von dem sie sprach (8./7. Jhd. v. Chr.). In griechischen Erzählungen hingegen lebten Amazonen in reinen Frauengruppen. Männer dienten ihnen zur Befriedigung ihrer Lust und zur Kinderzeugung. Männer als Sex-Objekte – ein neuer, “ver-rückter” Blick auf die Welt öffnet sich. Real oder als Mythos – Amazonen stehen für die weibliche Freiheit schlechthin.
Die Erklärungen Salimzhanovas zu den einzelnen Frauenfiguren fächern die Normen auf, die den Frauen über ihre Kleidung, Haartracht und Körperformen im Laufe ihrer Erziehung eingraviert werden. Damit gewinnt sie, nach den unzähligen geschichtlichen Details zur Uni, mein Interesse zurück. Dabei staune ich über ein raffiniertes Detail, das mir das erste Mal zu Ohren kommt. Mir ist klar, dass Mädchen beigebracht wird, sich brav, leise, unauffällig und gehorsam zu benehmen. Oft genug wurde ich zurechtgewiesen: “Sei nicht so ein Wildfang”. Wie so oft, steckt auch im Zurechtstutzen von Verhalten der Teufel im Detail. Meine Begleiterin zeigt auf den eingeflochtenen Schmuck in den Haaren des Mädchens: “Klar, die glitzernden metallenen Plättchen sind schön, was nicht unwichtig ist. Noch bedeutender jedoch ist, dass dieser Schmuck bei Bewegung klimpert und klirrt. Unfolgsame verrieten sich zwangsläufig selber. Indirekt wurden auch Männer zu gutem Benehmen angehalten. Das Lärmen des Schmuckes signalisierte, dass sie sogleich einem weiblichen Wesen begegnen würden und gentlemenartiges Verhalten gefragt war.” Frisuren, Kopfbedeckungen, die Muster der Kleidung samt der sie zierenden Goldstreifen und der Schmuck wechseln mit dem Alter der Frauen. Das Kleid der Braut zeigt floreale Motive. Ihre Wurzeln, die sie mitbringt, sollen in der neuen Erde, in die sie verpflanzt wird, gut einwachsen, damit sie wie eine Blume blühen und gedeihen kann. Gegen den bösen Blick schafft ein Edelstein Abhilfe, der in einer Brosche oder einem Gürtel als “Auge” eingearbeitet ist. Ab dem Zeitpunkt der Heirat ändert sich das Erscheinungsbild drastisch. Die verheiratete, reife Frau fällt durch ihre fülligere Figur auf, die ohne schlanke Taille auskommt. Den Gürtel kann sie sich sparen, denn Schönheit ist für sie nicht mehr wichtig.
Vitrinen mit alten Musikinstrumenten, Kochutensilien und traditionellem Schmuck festigen meinen Eindruck, dass das Museum “Aktumar” nicht als Frauenmuseum im engeren Sinn konzipiert wurde. Neben der Geschichte der Universität legt es seinen zweiten Schwerpunkt auf Historisch-Ethnographisches. Allerdings liegt dabei das Hauptaugenmerk auf den Frauen und ihren Beiträgen für die Kultur, die Traditionen und die Entwicklung des Landes.
In Kontrast zum modernen, pulsierenden Leben in der Metropole Almaty, wirkt die museale Präsentation des Lebens der kasachischen Frauen wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Doch die männerdominierten gesellschaftlichen Strukturen sind höchst lebendig, nicht nur in ländlichen Gebieten, wo Frauen oft in großer Abhängigkeit leben. Mit Entsetzen lese ich über Brautraub, Zwangsehen, Kinderheirat und Gewalt in der Ehe, über Shitstorms in den Social Media gegen Frauen, die ihren feministischen Protest gegen Unterdrückung in Videos äußern (*1). Fixiert man sich im Museum deshalb auf die traditionellen Lebensformen von Frauen, weil unter dem heutigen autokratischen Regime Kritik vorzubringen oder Demonstrationen für Frauenrechte abzuhalten, schwer möglich ist? So wünschenswert es wäre, die derzeitige Situation der Kasachinnen im Museum zu diskutieren, so unmöglich scheint es zu sein. Ich erinnere mich an die Unruhen, die Anfang Jänner 2022 aus Almaty in unseren Medien kolportiert wurden. Obwohl schnell niedergeschlagen, sind deren Erinnerungsspuren im Stadtbild noch vorhanden. Was aussieht wie ein Gebäude nach einem Brandanschlag oder einer versuchten Sprengung sind die kärglichen Überreste der Residenz des Präsidenten.
Preiserhöhungen von Treibstoffen um das Doppelte führten zu heftigen Protesten. Das Bauwerk wurde mit Benzin und Diesel übergossen und in Brand gesteckt – ein Protest, der sich auch gegen die Korruption im Lande richtete, die eine kleine Elite auf Kosten der Bevölkerung wunderbar leben lässt. Man kann sich vorstellen, mit welchen Gegenmitteln Frauenproteste ein rasches Ende finden würden.
“Überall haben die, die Macht über andere ausüben, nur das eine Ziel: sie zu behalten.
Ob es um Leibeigene, um Schwarze, Arme oder um Frauen ging –
freiwillig sind ihnen ihre Rechte nie zugestanden worden; sie mussten erkämpft werden – eines nach dem anderen.
Wenn es um Frauen geht, bei denen all diese Handicaps zusammenkommen können, wird die Situation geradezu unentwirrbar; denn die Gefühlsbeziehungen, die sie mit den Herbeiführern, Nutznießern und manchmal sogar Liebhabern ihrer Unterdrückung verbindet, verschleiern und verfälschen die Probleme.
Benoite Groult (1920 – 2016),
französ. Schriftstellerin, Feministin, Journalistin
Geschrieben von:
Marianne Wimmer,
Frauenmuseensammlerin
(*1) Jo Angerer: Wenn Widerstand weiblich ist.
Die Revolution der Frauen in den postsowjetischen Staaten.
Goldmann, München, 2022
(*2) Annabelle Hirsch: Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten.
Klein & Aber, Zürich-Berlin, 2022