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Als Oma ihre Tage hatte…

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Wusstet ihr, dass es einen internationalen Tag der Menstruationshygiene gibt? Der Menstrual Hygiene Day wurde 2013 von der deutschen Organisation WASH United (WAter, Sanitation and Hygiene) ins Leben gerufen und wird am 28. Mai jeden Jahres begangen – und im Grunde ist es ein Beitrag für unsere „Rubrik Tante Rosa“.

Worum geht es an diesem Tag? Laut WASH United Hygiene “cool” und “sexy” zu machen. Denn längst nicht überall auf der Welt haben Mädchen und Frauen Zugang zu Toiletten und Hygieneartikeln oder auch zu Bildung rund um die Menstruation. Wie wichtig das ist, zeigt ein Beispiel aus Bangladesh: Durch ein Hygiene-Projekt an Schulen konnten die Einschreibungen von Mädchen um 11% gesteigert werden.

Detail am Rande: In Europa setzt sich das Menstruations-Museum in Amsterdam für die Aufklärung und Enttabuisierung von Menstruation ein, die eine ausgesprochen gute Homepage auch in Englisch haben und in ihren News sind interessante Beiträge zur Menstruation als „Fact Friday“ – unsere Variante von Rubrik Tante Rosa.

Zur Menstruation könnten wir Romane schreiben. Wir gehen es heute jedoch mal ganz praktisch an und geben euch einen kleinen ganz praktischen Blick in die Geschichte: Was haben denn unsere Vorfahrinnen gemacht, als sie ihre Tage hatten? Oder eben die Tante Rosa, die Erdbeerwoche oder die rote Welle, wie sie heute noch genannt wird.

Gräser, Moos, Tierhäute oder Wolle waren jahrhundertelang die Materialien, mit denen sich Frauen in dieser Zeit behalfen.

Als Frauenärzte im 19. Jahrhundert den Gebrauch von auswaschbaren Monatsbinden befürworteten, standen ihnen die meisten Mädchen und Frauen ablehnend gegenüber – wohl in erster Linie aus ökonomischen Gründen. Sie behalfen sich weiterhin mit einfachen, selbstgenähten Stofftüchern, festgemacht in der Unterwäsche oder selbstgemachten Mullgürteln.

Artikel zur Monatshygiene in der permanenten Ausstellung im Frauenmuseum Meran

Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts das „Buch der Wäsche“ von Birgitta Hochfelden erschien, verhalf es den wiederverwendbaren Monatsbinden zum Durchbruch. Wahrscheinlich auch, weil es zur praktischen Umsetzung verhalf: Es enthielt u.a. Schnittmusterbögen, genaue Maßanleitung und Grafiken zum Schneidern von diversen auswaschbaren Monatsbinden.

Die ersten Wegwerf-Binden gab es schon um 1900, aber auch sie wurden zögerlich von den Frauen angenommen, die damals eben nicht nur „Konsumentinnen“ waren. Kurioses Detail: Die Binden waren diskret verpackt, der Packung lag ein Zettel bei, den die Frau beim nächsten Einkauf unauffällig der Verkäuferin zustecken konnte, um nicht laut nach Binden fragen zu müssen.  

1926 wird das erste Mal „Camelia“ angepriesen. Der Tampon „Tampax“ mit Bändchen wurde von Dr. Earle Haas entwickelt. 10 Jahre später wurde Tampax der erste weltweit kommerziell vermarktete Menstruationstampon.

In den späten 1980ern kam der Mooncup auf den Markt, ein weicher Becher aus Kautschuk oder Silikon, der das Menstruationsblut in der Vagina auffängt.

Mooncup in der permanenten Ausstellung im Frauenmuseum Meran

Heute haben wir in Geschäften die Wahl von einer ganzen Reihe von Produkten rund um die Monatshygiene.

Für Generationen von Frauen vor uns war es immer wieder eine Herausforderung während „ihrer Tage“ ihrem Tagesablauf in der Gesellschaft nachzugehen. Es ging nicht nur um Hygiene, sondern vor allem um Stigmatisierung.

 

Menstruierende Frauen durften bis in die 1970iger und 1980iger Jahre NICHT:

  • Blut spenden, weil ihr Blut hämolytisch sein könnte,
  • Lebensmittel berühren, weil diese verderben würden,
  • in Weinkellereien und Brauereien arbeiten, weil sonst der Wein oder das Bier sauer werden würde,
  • in Krankenhäusern, Röntgenlaboratorien und Fotolabors Filme entwickeln, weil ihr „Menstrualschweiß“ mit Silbersalzen gebunden, schwarze Flecken auf den Bildern verursachen könnten,
  • Pflanzen oder Blumen berühren, weil diese dann verwelken,
  • in den Spiegel schauen, weil der Spiegel dann matt werden würde.

Die Menstruation fällt mit einer jahrhundertelangen anerzogenen Peinlichkeit zusammen.

Schnee von gestern? Gute Frage… was sagt ihr?

Wenn ihr mehr über das Thema Frau und Hygiene in der Geschichte erfahren wollt, empfehlen wir unser Buch:

Hygieia
Kulturgeschichte der Hygiene

Herausgegeben von Frauenmuseum Meran
Katalog zur Ausstellung im Pharmaziemuseum Brixen, Frauenmuseum Meran und Stadtmuseum Klausen 2013.

100 Seiten, gebunden
ISBN 978-88-908476-0-8
Preis: 7,50€
Erhältlich im Frauenmuseum Meran

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