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Warum Flugbegleiterinnen noch immer Röcke tragen müssen

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‚Cathay Pacific erlaubt Frauen nun das Tragen von Hosen‘ titelte vor Kurzem The Guardian. Klingt etwas lächerlich, findet ihr nicht? Immerhin befinden wir uns ja im Jahr 2018. Ob Frauen nun Röcke oder Hosen tragen, sollte nun wirklich nicht mehr diskutiert werden müssen, oder? Leider doch.

Wenn es um das Thema Frauen und Berufsbekleidung geht, gibt es noch immer Diskussionsbedarf. Vor ungefähr einem Jahr erreichte die englische Zeitschrift die Geschichte von Nicola Thorp. Als Rezeptionistin im Londoner Büro der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers sollte sie in High Heels mit 5 cm-Absatz erscheinen. Sie weigerte sich. Und trat damit eine Diskussion um geschlechtsspezifische Kleidungsvorschriften los. Zahlreiche Frauen solidarisierten sich mit ihr und posteten Fotos von sich in flachen Schuhen am Arbeitsplatz.

Nun scheint diese Frage also doch immer wieder zu kommen: Dürfen Kleidungsvorschriften am Arbeitsplatz für Frauen und Männer unterschiedlich sein?

Laut Fluglinien lautet die Antwort eindeutig ja.

Die Koreanische Airline ‚Cathay Pacific‘ hat nun nach zweijährigem Kampf der Gewerkschaft eingelenkt. Ihre Flugbegleiterinnen dürfen in Zukunft auch Hosen tragen. Aber erst in zwei bis fünf Jahren, wenn die nächste Kleidungs-Erneuerung stattfindet. Damit ist die Airline übrigens eine der ersten asiatischen Airlines, die es Flugbegleiterinnen überhaupt erlaubt, Hosen zu tragen.

Aber auch in Europa ist die freie Kleidungswahl von Flugbegleiterinnen keine Selbstverständlichkeit. Bei Ryanair dürfen Stewardessen beispielsweise grundsätzlich keine Hosen tragen, bei British Airways nur, wenn sie dem Team für Langstrecken-Flüge angehören.

Durch die Uniform dieser Berufsgruppe wird ein bestimmtes Bild der jeweiligen Airline transportiert. Es muss Professionalität, Vertrauen, Sicherheit suggerieren. So die Argumentation der Fluglinien.

Aber kann eine Frau in Hosen denn nicht Sicherheit suggerieren? Und professionell wirken?

Eine Flugbegleiterin ist in erster Linie dazu da, die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten. Den Rock braucht sie dafür nicht, der deutet lediglich auf das gesellschaftliche Bild dieser Berufsgruppe hin. Das wird spätestens dann klar, wenn man sich die Werbung ansieht: Flugbegleiterinnen reichen den Kaffee und nicht die Sicherheitshinweise.

Dass Flugbegleiterinnen sich dann in ihrem Arbeitsalltag tagtäglich mit den Auswirkungen dieser Bilder herumschlagen müssen, ist nachvollziehbar. Focus online hat Stewardessen befragt, die nicht nur von anzüglichen Bemerkungen und Avancen erzählten, sondern auch Passagiere erlebt haben, die sie unter dem Rock fotografiert haben.

Es scheint unübersehbar: Kleidungsvorschriften, die nur für Frauen gelten, unterstreichen allzu oft eine bestimmte Art von Weiblichkeit. Und unterwandern weibliche Professionalität.

Leider ist es absolut nicht lächerlich, dass wir heute noch über diese Themen diskutieren, sondern absolut notwendig.

Das Gute daran ist: Es sind vor allem gesellschaftliche Vorstellungen, die diese Kleidervorschriften erhalten und die dieser Berufsgruppe die Arbeit erschweren. Und daran können wir tagtäglich, durch unser Verhalten etwas ändern. So wie beispielsweise dieser Pilot, der, nachdem ein Passagier eine Stewardess belästigt hat, folgende Durchsage im Flugzeug verlauten ließ:

„Meine Damen und Herren, der Herr, der eben der Stewardess auf den Hintern geschlagen hat, möge sich bei mir melden. Ich habe ein Wörtchen mit ihm zu reden. So geht es nicht.“

Im www bei Woman Stats auf Twitter aufgeschnappt bei The Guardian und Focus online nachgelesen.

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