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Tagung „Frauen im Bergsport“ – 21.-23. November 2018

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Wie viele große Alpinistinnen der Geschichte sind euch bekannt?
Den meisten von uns fällt es wahrscheinlich schwer, auch nur einen, zwei oder drei Namen zu nennen. Alpinismus gilt als Sport, der im Laufe seiner Entwicklung in besonderem Maße eine Verknüpfung mit männlichen Werten und Vorstellungen von (heldenhafter) Männlichkeit erfuhr. Bergsteigerinnen und ihre Leistungen wurden dementsprechend an den Rand gedrängt oder ignoriert.
Das Frauenmuseum Hittisau widmet sich jetzt mit der Tagung „Women & Mountaineering“ der Sichtbarkeit von Frauen in der Alpingeschichte. Schon 2015 zeigte das Museum die Ausstellung „Ich am Gipfel. Eine Frauenalpingeschichte“, die 2017 für ein Jahr lang auch im Frauenmuseum in Meran zu sehen war.

Wir haben der Direktorin des Frauenmuseum Hittisau, Stefania Pitscheider Soraperra, einige Fragen zu dieser spannenden Tagung stellen dürfen:

Wie ist die Idee zu dieser Tagung entstanden?

Im Rahmen der umfangreichen Recherchearbeiten rund um die Ausstellung „Ich, am Gipfel. Eine Frauenalpingeschichte“ haben wir Annette Hofmann, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und Präsidentin der Internationalen Gesellschaft für Sportgeschichte ISPHES, und Martina Gugglberger, Professorin an der Uni Linz, kennengelernt. Beide sind namhafte Sporthistorikerinnen mit einem ausgeprägten Genderschwerpunkt. Der Wunsch, ein Projekt mit dem Frauenmuseum Hittisau zu starten war sofort da, nun wurde es durch die finanzielle Unterstützung des „International journal of the HIstory of Sport“ möglich.

Auf welche Themen dürfen sich Teilnehmende des Workshops freuen?

Frauen haben im Alpinismus von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt. Als Hochtouristinnen und Bergsteigerinnen haben sie die alpinen Regionen schon frühzeitig für sich entdeckt.
Für die Tagung „Women & Mountaineering“ kommen nun internationale Expert_innen aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich, Dänemark, Polen und der Schweiz zusammen. Die Alpingeschichte soll hier aus frauen- bzw. geschlechterhistorischer Perspektive untersucht werden.

Eric Boutroy (Uni Lyon) spricht über Frauenseilschaften, während Carol Osborne (Uni Leeds) über das Schreiben von Klettergeschichte aus einer Geschlechtsperspektive referiert. Eva Maurer (Uni Bern) vergleicht sowjetische und westliche Bergsteigerinnen im Pamir Gebirge in den 1970er Jahren. Martina Gugglberger (Uni Linz) spricht über Expeditionsfilme von Frauen, Rosa Diketmüller (Uni Wien) über erfolgreiche Bergsteigerinnen, Gertrud Pfister (Uni Kopenhagen) über Gender und Alpingeschichte. Karen Stockham (Plymouth University) beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Konstruktionen von Häuslichkeit in der Alpinliteratur von Frauen und Claire Roche (London University) über den unterschiedlichen Zugang zum Alpinen durch Frauen. Und die ladinische Südtirolerin Ingrid Runggaldier Moroder, Autorin der umfangreichen Publikation zur Frauenalpingeschichte „Frauen im Aufstieg“, erzählt von herausragenden Frauenpersönlichkeiten in der frühen Alpingeschichte. Ich selbst spreche über das Frauenmuseum Hittisau und die Konzeption unserer Ausstellung „Ich, am Gipfel“, die ich gemeinsam mit Ingrid Runggaldier kuratiert hatte. Die Ausstellung war eine kultur- und sozialhistorische Annährung an die spezifischen Aspekte der Frauenalpingeschichte.

Welche Ziele verfolgt ihr mit der Tagung?

Die Referent_innen haben Geschlechterverhältnisse und die Situation von Bergsportler_innen entlang neuer Fragestellungen in vielen ihrer Studien analysiert. Die Tagung bietet einerseits der interessierten Öffentlichkeit die Gelegenheit, die wissenschaftlichen Diskurse und Forschungsergebnisse zum Thema in konzentrierter Form präsentiert zu bekommen. Andererseits ist es für die Forscher_innen selbst von hoher Wichtigkeit, im Austausch zu bleiben und die Themen in Fachkreisen zu diskutieren.

Ist Alpingeschichte in den letzten Jahren weiblicher geworden?

Wie viele Themenkomplexe rund um Frauen- und Geschlechtergeschichte gibt es auch im Bereich der Alpingeschichte noch sehr viel aufzuarbeiten. In wegweisenden Untersuchungen und Büchern sind aber viele Referent_innen in den letzten Jahren der Frage nach Geschlecht als Kategorie in der Alpingeschichte nachgegangen. Einige von ihnen sind nun in Hittisau.

Es ist für mich sehr erfreulich, dass die Themen nun mit großer Selbstverständlichkeit Eingang in wissenschaftliche Diskurse auf hohem Niveau gefunden haben. Dennoch gilt auch hier: Viel geschieht, viel bleibt zu tun.

Für die, die es nicht schaffen vom 21.-23. November nach Hittisau zu kommen – wo können die Ergebnisse des Workshops nachgelesen werden?

Die britische Zeitschrift „The international journal of the History of Sport“ gibt 2019 ein Schwerpunktheft zum Thema „Frauen und Alpinismus“ heraus. Die Vorträge der Tagung werden im kommenden Jahr im Journal publiziert.

 

Für weitere Informationen rund um die Tagung: http://www.frauenmuseum.at/index.php?cat=1&page=1&calendar_id=271&limit=1&widgets_id=13#calendar

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