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Ulrike, die Tänzerin

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Unsere Frau des Monats August

Von klein auf ist für die Meranerin Ulrike Nagler der Tanz ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Nun hat sie ihn zu ihrem Beruf gemacht. Dabei geht es ihr nicht darum, vor Publikum eine Aufführung zu geben, sondern vielmehr die Menschen dazu zu bringen, tanzend sich selbst zu erfahren, weiterzuentwickeln und sich wieder eingebunden in die Natur zu fühlen. Sie erzählt uns, wie sie das macht, was der Heiltanz bedeutet und vieles mehr…

Jahrelang warst du die freundliche Frau hinter Theke in der Konditorei Pöhl in Meran. Was hat dich dazu bewogen, im Herbst die Konditorei zu verlassen?

Freundlich sein ist für mich etwas Natürliches, das kommt direkt aus meinem Inneren. Ich freue mich mit Menschen ein Lächeln zu teilen, ihnen etwas Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken oder ein wohlwollendes Wort. So oder so, vor oder hinter der Theke, das macht keinen Unterschied, ich finde überall kann echte Freundlichkeit Herzen erreichen und etwas verändern.

Dass ich nicht mehr in der Konditorei arbeite, hat mit meinem persönlichen Lebensweg zu tun und daran, dass ich spüre, neue Herausforderungen anzunehmen und meinen eigenen Weg zu beschreiten.

 Du gibst Tanzkurse, aber der besonderen Art, willst du uns etwas dazu erzählen?

Mein Hauptwerkzeug ist immer wieder Tanz, Körperarbeit, Energieharmonisierung. Und das in Form von Workshops zu Themen wie Frauenkraft, Jahreskreis, Gesundheit, Kunst, Wohlgefühl, Persönlichkeitsentfaltung usw. Damit führe ich meine Kursteilnehm*erinnen auf den direktem Weg, ihre eigenen Themen, Gefühle zu transformieren, sowie ihre inneren Stärken, Potentiale und heilenden Kräfte zu aktivieren. Befreit, belebt, echt und erfüllt.

Seit einem Jahr organisiere ich regelmäßig Wochenkurse in Meran, die ab Ende September wieder starten. Ab diesen Herbst auch in Kaltern in einem wunderschönen Ansitz. Damit biete ich die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum kontinuierlich an sich zu arbeiten – mit Unterstützung der Gruppe und mir: Dance for Health©

Tanz dich frei – Wanderung und Tanz im Wald für den Tourismusverein Deutschnofen. Foto: Privatbesitz Nagler

Wir machen Lebenserfahrung – durch, mit und in unserem Körper, wir sind ständig im Austausch zwischen der inneren und der äußeren Welt. Immer wieder sendet uns der Körper Signale, was stimmig für uns ist und was nicht.

Mit „Dance for Health“ machen wir uns auf die Suche nach der Bedeutung dieser Botschaften und spüren ihnen nach. Auf körperlicher, energetischer und gedanklicher Ebene.

„Dance for Health“ ist eine strukturierte Gruppe von Werkzeugen und Übungen aus verschiedenen Techniken der Körper- und Energiearbeit wie: Kinesiologie, Atem, Massage Affirmationen, Tanzbalancen uvm. , um gezielt den Energiefluss zu lenken, wobei Tanz eine zentrale Rolle spielt.

Für dich ist dabei die Beziehung Natur, Mensch und Rhythmus sehr wichtig, oder?

Genau, Tanzen in der Natur, mit der Lebendigkeit des jeweiligen Elements interagieren und lernen, im Rhythmus der Jahreszeiten zu leben – im Rhythmus der äußeren und der inneren Natur.

Die fünf Elemente treten in allen Erscheinungen des Kosmos zutage, den Himmelsrichtungen, den Jahreszeiten, im Klima, in den Sternen, in den Pflanzen und Tieren, den Gesteinsschichten und somit auch im Menschen.

Wir Menschen sind ein Teil der Natur und wie sich die Natur während den Jahreszeiten verändert, wandelt sich auch unser Körper mit ihr. Wenn wir dies beachten und unterstützen, können wir inneres Gleichgewicht und Gesundheit erhalten oder neu erfahren.

So wird die Natur zu einer Tür und führt uns zu exakt dem, was gerade aktuell und wichtig ist. Sie gibt Antworten auf Fragen der Lebensorientierung. Mein Ansatz in dieser Arbeit ist inspiriert von meiner Ausbildung NATURESPONSE©, in der es um Natur und Mensch, sowie die Resonanz zur Natur geht.

Sich über den Tanz mit der Natur in Einklang bringen… Foto: Herbert Thoma
Du sprichst immer wieder von den fünf Elementen, was meinst du damit?

Schon immer beobachteten die Menschen die Naturbegebenheiten und sammelten daraus Erfahrungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Die Lehre der Elemente, mit der man die Gesetzmäßigkeiten der Natur zu verstehen vermag, gibt es in fast allen Kulturen. Die Traditionell Chinesische Medizin versteht unter Element nicht eine materielle Substanz, sondern eine Kraft, eine Eigenheit des Kosmos, in dem wir durch Gesetzmäßigkeiten und Naturprinzipien eingebunden sind. Es handelt sich bei den Elementen um Wandlungsphasen von immer wiederkehrenden energetischen Zuständen.

Die Elemente sind Kräfte, die einander das Gleichgewicht halten, sie erzeugen sich gegenseitig, wandeln sich ineinander und dämmen sich gegenseitig. Wenn diese im Gleichgewicht sind, befinden wir uns in Harmonie, Gesundheit, Anmut und Schönheit.

Durch das in Fluss bringen unserer Energiekanäle kommen wie auf sanfte Weise mit unseren inneren Stärken und Potenzialen in Kontakt. Wir reflektieren im Tanz das jeweilig sich wiederspiegelnde Element in der Natur und der Jahreszeit und greifen Themen und Gefühlsäußerungen dazu auf: annehmen, transformieren und loslassen – darin liegt dann die Kunst!

Wolltest du als Kind Tänzerin werden?

Klar. Schon als kleines Mädchen tanzte ich im Hotel meiner Eltern durch die Tischreihen und unterhielt die Gäste auf meine Art. Meine Mutter erzählt immer noch, dass ich sogar einmal beim Tanzen einschlief.

Wann hat dieser neue Weg für dich begonnen?

Ganz konkret kann ich das nicht sagen, denn der Tanz begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich erinnere mich aber an einen ganz besonderen Moment im freien Tanz, wo mir klar wurde, dass der Tanz eigentlich viel mehr als Bewegung und Freiheit war. Durch dieses neue Bewusstsein machte ich mich auf die Suche nach einer Ausbildung, in der es um Selbsterfahrung, Wahrnehmung, Achtsamkeit, Gesundheit und Körperbewusstsein geht. Und fand den Heiltanz – „Dance for Health“, sowie meine Lehrerin Fabiana Pastorini. Drei Jahre lang fuhr ich zu ihr nach Brixen und Wien und erweiterte mein Wissen um Tanz als Heilkunst.

Auch die Begegnung mit dem Urvolk der Guarani (Brasilien) war ein ausschlaggebendes Ereignis für meinen tanzenden Weg. Ihr uraltes Wissen und ihre Verbundenheit zur Natur ermöglichten das Entstehen meines eigenen Stils.

Mein TanztRaum; Foto: Una
Wie würdest du jetzt deine neue Arbeit beschreiben?

Die Basis bleibt natürlich Musik und Tanz, es geht in meinen Kursen jedoch um viel mehr. Es geht um Bewusstseinsarbeit, Selbsterkenntnis und Harmonisieren der Lebensenergie. Es ist mir ein Herzensanliegen Menschen einzuladen, Bewegung in den Alltag zu bringen, den Einklang mit Körper, Geist und Seele zu erfahren. Der Körper ist mit uns eins, er setzt uns Grenzen, gibt uns Zeichen und wenn wir ihn verstehen lernen und auf ihn achten, führt er uns ganz einfach zu unserem Sein und Wohlbefinden. So einfach und magisch zugleich, welches Potenzial in uns steckt und entdeckt werden will!

Und dann geht es mir noch um unsere Wurzeln, die Anbindung an unsere Welt.

Zu erinnern, dass wir Menschen, alle Lebewesen und Pflanzen eingebunden sind in ein großes gemeinsames Lebensrad.

Die Methode basiert auf dem 8.000 Jahre alten Wissen der Traditionell Chinesischen Medizin und vieler Naturheilmethoden, aber auch meiner eigenen Erfahrungen und Erlebnisse. Ich liebe es, Menschen an die Hand zu nehmen und ihnen neue Möglichkeiten aufzuzeigen. Ihnen Mut zu machen ihr Leben zu erleben, ihre Gefühle wahrzunehmen und sie an ihr ureigenes Wissen zu erinnern.

Unser Körper ist ein Wunder und durch seine Zeichen, welche sich auch durch Schmerz oder Blockaden zeigen können bietet er uns die Möglichkeit uns zu erkennen und zu heilen. Noch bevor die Menschen schreiben konnten, tanzten sie. Die Bewegung zur Musik verleiht Kraft und Selbstbewusstsein, das ist schon lange wissenschaftlich belegt. Tanzen ist viel älter, als es schriftliche Aufzeichnungen über menschliche Kulturen gibt. Tanzen ist Leben. Sich zu Musik zu bewegen, sei es nach Tanzschritten oder frei, wirkt entspannend, baut Stress ab und ist eine Wohltat für die Seele.

Wen sprichst du an?

Ich spreche Frauen und Männer an, die mutig sind sich selbst zu entdecken, Freude an der Bewegung haben und sich weiterentwickeln möchten. Das können Menschen in erwachsenen Körpern sein, Kinder oder auch Menschen, deren Körperfunktionen beeinträchtigt sind.

Tanzen ist eine Wohltat für die Seele. Foto: Herbert Thoma
Welche Lebens-Weisheit hast du im letzten Jahr gewonnen?

Es ist Zeit, dass wir mutig sind, uns zu vertrauen und frei werden von der Meinung anderer. Denn nur dann wissen, wir was wir wollen und wer wir sind.

Wir sind es dem Leben schuldig glücklich zu sein; wir können uns in jedem Moment neu dafür entscheiden.

Wen bewunderst du?

Wunder liegen in den Augen des Beobachters.

Was ist für dich Erfolg?

Erfolg ist für mich dem zu folgen, was mein Herz erfüllt, sich für mich richtig und gut anfühlt. Wenn es dann noch andere Menschen animiert, ihrer eigenen inneren Stimme zu folgen, dann bin ich dazu auch noch glücklich.

Dein Lebensmotto?

Wie schon der griechische Philosoph Heraklit vor zweieinhalbtausend Jahren sagte: „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung.“ Ich genieße die Freiheit mich jeden Tag neu zu entdecken und zu erfinden. Ich empfinde ganz viel Dankbarkeit für mein Leben und freue mich über neuen Tag.

 

Neugierig über unsere #fraudesmonats August 2019 geworden, dann könnt ihr hier einen Blick auf ihre Internetseite werfen, sie auf Facebook besuchen oder sie per Mail anschreiben.

 

Interview: Astrid Schönweger

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