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5 feministische Buchtipps für den Lockdown

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Momentan fallen viele alltägliche Aktivitäten wieder schwerer: unsere Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt, es finden keine Veranstaltungen statt, man soll soziale Kontakte möglichst meiden… Trotzdem oder gerade deshalb sollen wir aber nicht aufhören, uns von Gedanken anregen zu lassen, uns auszutauschen, aber auch uns zu unterhalten. Bücher können uns all das in der derzeit schwierigen Situation geben – während man sie selbst liest, aber auch wenn man sich mit Freundinnen über die gelesenen Bücher unterhält 😉

Für all diejenigen, die Zeit und Lust zum Lesen finden, haben wir eine kleine Liste mit einigen empfehlenswerten feministischen Büchern zusammengestellt:

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Bildquelle: https://www.fischerverlage.de/buch/chimamanda-ngozi-adichie-mehr-feminismus-9783596036769

Chimamanda Ngozi Adichie: Mehr Feminismus! Ein Manifest und 4 Stories

Bereits mit ihrem TED-Talk „We Should All Be Feminists“ (dt.: „Mehr Feminismus!“) machte die junge und mehrfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Furore. Mit ihren Geschichten gelingt ihr weiter, was nur große Literatur vermag: Sehr genau legt sie das Innerste ihrer Figuren bloß und enthüllt damit Wahrheiten unserer Gesellschaft, die so offenkundig sind, dass wir sie kaum jemals durchschauen.

Adichie erzählt davon, wie man Rollenerwartungen erlernt, und davon, wie man lernt, sie zu brechen. Sie erzählt von Schuld, Scham und Sexualität, von Feminismus, Liebe und Heimat. Über all ihren Geschichten liegt der Optimismus einer besseren, einer toleranteren Welt. Adichie ist eine scharfe Beobachterin unserer Zeit und ihre Stories sind literarisch wertvoll.

In vier Geschichten ohne große Umschreibungen berichtet die Autorin über ihre Erlebnisse. Dabei geht jede Geschichte auf einen anderen Aspekt des Feminismus ein. So gesehen bringt sie auf den Punkt, dass wir noch lange nicht an dem Punkt sind, an dem wir von einer Gleichheit der Geschlechter reden können. Schon allein das Wort Feminismus scheint viele Menschen noch zu irritieren und es entstehen viele Vorurteile und Stereotypen, ohne dass eigentlich verstanden wird warum.

Das Buch kann ich gerne weiter empfehlen, denn es ist angenehm verständlich geschrieben.

Sissi Prader

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Foto: Judith Mittelberger

Liv Strömquist: Der Ursprung der Welt

Liv Strömquists Buch „Der Ursprung der Welt“ war schon länger auf meiner Leseliste, als ich es von einer Freundin geliehen bekam. Nach dem Lesen fielen mir gleich mehrere Personen ein, denen ich dieses Buch zum nächsten Geburtstag schenken möchte, deshalb habe ich es für diesen Beitrag ausgewählt.

Für mich war Liv Stömquists „Der Ursprung der Welt“ eine spannende und informative Lektüre, mit vielen Momenten des laut-Auflachens und des Staunens.

Die schwedische Autorin und Radiomoderatorin Liv Strömquist erzählt in diesem Comic eine Kulturgeschichte der Vulva in verschiedenen Epochen und Kulturen. Sie streift die griechische Antike, zeitgenössische Rapper, hinduistische Göttinnen und vieles mehr. Sie bespricht, wie beispielsweise Sigmund Freud oder Kellogg (Stichwort Conflakes) die Sichtweise auf die Vulva geprägt haben. Nicht zuletzt ist es eine Erzählung von Stereotypen und Vorurteilen aus Biologie, Psychoanalyse, Kunst und Religion. Dies bringt sie immer wieder in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Frauenbildern und benennt pointiert patriarchale Machtverhältnisse, die unser Leben bis heute prägen. Ein provokantes, aufschlussreiches und bewegendes Buch.

Judith Mittelberger

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Candice Carty-Williams: Queenie

Black Lives Matter, Feminismus, seelische Gesundheit – eigentlich möchte die 25-jährige Queenie ihren Job in der Redaktion der Zeitung „The Daily Read“ dazu nutzen, um über diese und weitere wichtige Themen zu schreiben. Aber nach einer Fehlgeburt und der vorübergehenden Trennung von ihrem „weißen Boyfriend“ Tom fällt sie in ein tiefes Loch.

Obwohl sie fest daran glaubt, wieder mit Tom zusammenzukommen, beginnt Queenie Trost und Bestätigung in der digitalen Datinghölle zu suchen. Dort schlagen der jungen schwarzen Frau sowohl Rassismus als auch Sexismus entgegen. Doch anstatt sich dagegen zu stellen, lässt Queenie sich demütigen und misshandeln, alles nur um nicht allein zu sein. Eine falsche Entscheidung folgt der anderen, Queenies Selbstzerstörung nimmt ihren Lauf und schon bald steht sie kurz davor ihren Job, ihre Freundin und ihren Lebenswillen zu verlieren.

Doch zum Glück ist sie eigentlich gar nicht so allein, wie sie manchmal glaubt. Eine Gruppe sehr unterschiedlicher Frauen begleitet sie und jede versucht auf ihre eigene Art zu helfen. Ihre Großmutter, eine sehr dominante Frau mit jamaikanischen Wurzeln, versucht Queenies Tagen eine Struktur zu geben. Ihre Tante, eine sehr gläubige Frau, hat oft wenig Verständnis für Queenie, ersetzt ihr aber in manchen Momenten die Mutter. Zu ihrer Mutter, die selbst viel Gewalt erlebt hat, hat Queenie ein sehr gespaltenes Verhältnis. Um aber ihr eigenes Leben wieder in den Griff zu bekommen, muss sie sich mit ihrer Vergangenheit und der Beziehung zu ihrer Mutter auseinander setzen. Ihre besten Freundinnen lernen sich erst im Laufe der Geschehnisse kennen und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, tun sie sich zusammen, um gemeinsam für Queenie da zu sein.

All diese Frauen begleiten Queenie durch Depression und Panikattacken zurück in ein selbstbestimmtes Leben.

Trotz seines gewichtigen, tragischen Inhaltes ist das Buch eine wundervoll kurzweilige Lektüre. Direkt und ungeschönt erzählt Candice Carty-Williams die Geschichte einer jungen Frau, die lernt sich gegen Rassismus und sexuelle Gewalt zur Wehr zu setzen und sich selbst so zu lieben, wie sie ist.

Candice Carty-Williams gewann mit „Queenie“ bei den British Book Awards den Preis für das beste Buch und das beste Debüt des Jahres 2020. Sie ist die erste schwarze Autorin, die diesen Preis erhielt.

Jutta Egger

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Foto: Yvonne Rauter

Queen of the Neighbourhood Collective: Revolutionäre Frauen.

Wer von euch kennt Louise Michel? Oder Qui Jin? Dora Shafik? Oder Comandante Ramona? Ich selbst kannte viele dieser Frauen lange auch nicht.

Dank des Buches „Revolutionäre Frauen“ konnte ich in das Leben von 30 ausergewöhnlichen Frauen eintauchen. Frauen, die in unterschiedlichen Ländern, auf unterschiedlichen Kontinenten, in unterschiedlichen Jahrhunderten gelebt haben und Leben geführt haben, die zum Teil unterschiedlicher nicht hätten sein können. Doch auch wenn die Situationen, in denen sich die Frauen wiederfinden, ihre Anliegen und Forderungen sowie ihr Einsatz und ihre Taten verschieden sind, eint sie ihr Engagement und Kampf für Veränderung – Feminismus hat viele Gesichter.

Das Buch erzählt die Geschichte_n vieler mutiger und unerschrockener Frauen, die ihren Weg gehen und sich bedingungslos für jene Anliegen einsetzen, die ihnen am Herzen liegen. Die gezeigte Vielfalt öffnet den Horizont und bereichert tiefgehend. Danke an die vielen tollen Frauen und die Autor*innen für die Geschichte_n, die inspirieren, Mut machen und anregen selbst aktiv(er) zu werden.

Yvonne Rauter

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Bildquelle: https://www.raetia.com/de/neu-highlights/28-goetinnen-detail.html

Thea Unteregger: 28 Göttinnen –Auf den Spuren weiblicher Kulte im Alpenraum

Ich habe im Frühjahr von der Autorin selbst dieses Buch geschenkt bekommen und verschenke sowie empfehle es seitdem immer wieder und gerne weiter. Die vielseitig begabte und arbeitende Boznerin ist nicht nur eine der kreativsten Frauen, denen ich in meinem Leben begegnet bin, sondern hat mit diesem Buch von mir aus gesehen ein Lebenswerk geschaffen.

Man kann darin herumstöbern, die verschiedensten Göttinnen der Alpen in der vorchristlichen Zeit für sich entdecken und sich damit mit den weiblichen Wurzeln in der eigenen Umgebung auseinandersetzen. Die Autorin hat akribisch die wissenschaftlichen schriftlichen und Bilder-Quellen sowie überlieferten Erzähleungen zusammengetragen und wunderschön einfach, gleichzeitig tiefsinnig erklärt. Dabei geht es um tatsächlich in der Vergangenheit verehrte Göttinnen, aber auch sonstige weibliche Figuren aus der Sagenwelt und Überlieferung.

Fangga, die Riesin, lehrt uns Gelassenheit, die Bärengöttin Artio zeigt den Weg zu einer selbstbewussten Mütterlichkeit. Die Hirtin Margriata behütet das Leben, die Göttin Victoria hilft uns, unsere Kräfte zu bündeln, und die Kriegerin Dolasilla ermutigt uns, authentisch zu sein.

So heißt es in der Beschreibung beim Verlag. Denn mit der Beschreibung der Göttinnen endet dieses Buch noch lange nicht. Thea Unteregger hat zu jeder Göttin ein Symbol geschaffen und die sind in einem Kartenset bei diesem Buch dabei. Als Hilfe zur Selbstreflexion und schlicht und einfach als Begleitung für eine bestimmte Zeit. Ich ziehe immer wieder eine Karte, lese neugierig nach, für was das Symbol und auch die Göttin steht, und kann immer viel daraus ziehen. Und schon ist man auf spielereische Weise mit den Göttinnen von einst verbunden… Und erhält viel Lebensweisheit geschenkt.

Ein bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltetes Buch mit Kartenset, das ich nur weiterempfehlen kann.

Astrid Schönweger

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