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Eveline Moroder

Der Begriff lebenslustig passt wohl am besten zu Eveline Moroder. Sie lacht viel, laut und gerne. Dabei ist sie nicht nur eine ehrgeizige sondern auch erfolgreiche Geschäftsfrau. Erst im Bildhauereibetrieb ihres Vaters Conrad, seit 2003 in ihrer eigenem Firma: Dem Grafik- und Druckunternehmen Typac in St. Ulrich. Im Interview spricht sie über ihren mutigen Branchenwechsel.

Frau Moroder, Sie sind Inhaberin des Unternehmens Typac. Dabei sind Sie ein völlige Quereinsteigern.

Allerdings, ich komme aus einer Bildhauerfamilie und habe für über 30 Jahre im Unternehmen meines Vaters gearbeitet. Beim Bildhauer Conrad Moroder hier in St. Ulrich. Zu Beginn haben wir nur sakrale Objekte gefertigt, das heißt Kirchenstatuen, Altäre oder Altartische. Als in den 60er Jahren, mit der Einführung des zweiten Vatikanischen Konzils, Kirchen immer schlichter wurden, haben wir uns auf den privaten Markt fokussiert. Das heißt, wir haben fortan auch kleinere Objekte gefertigt. Von Madonnen- und Engelsköpfen über Bauern- und Trachtenfiguren bis hin zu Tierreliefs und Frauen.

Hatten Sie schon immer Interesse für die Bildhauerkunst?

Ja, bereits als Kind stand ich bei meinem Vater in der Werkstatt. Als älteste von fünf Geschwistern bin ich gleich nach Abschluss der Handelsoberschule ins Unternehmen eingestiegen. Mein Vater war der Bildhauer, meine Mutter hat sich um das Detailgeschäft gekümmert und ich mich um die Verwaltung und die Produktion. Es war eine schöne Zeit, mein Vater war ja ein richtiger Pionier. 1963 ist er zum ersten Mal in die USA, um dort unsere Kirchenstatuen zu vermarkten. Und das, obwohl er kaum Englisch konnte. Das Englisch, das er konnte, hat er sich selbst beigebracht, indem er sich auf Schallplatten Sprachkurse anhörte.

Und er war in den USA auf Anhieb erfolgreich?

Ja, wobei das natürlich ganz andere Zeiten waren. Die ersten Jahre kamen die Bestellungen noch per Brief und Briefe sind bekanntlich geduldig. Es hat also ewig gedauert bis eine Bestellung bestätigt werden konnte. Drei Monate haben wir dann durchschnittlich an einer Statue gearbeitet und haben sie dann per Schiff zum Kunden in die USA geliefert. Richtig erfolgreich waren wir ab Mitte der 1980er Jahre, seit wir uns in den USA auf Messen präsentierten.

Bis die Krise den Sektor mit voller Wucht erwischte.

Die 1970er und 1980er Jahre waren für die Grödner Bildhauer und Holzschnitzer wahrlich goldene Jahre. Ende der 80er Jahre sind dann die Aufträge und damit auch die Umsätze kontinuierlich zurückgegangen. Wichtige Kunden aus Deutschland sind nach China ausgewichen, unsere Produkte wurde dort kopiert und zu einem sehr viel tieferen Preis angeboten. Dazu kam die Konkurrenz im Netz. Plötzlich konnte man von überall auf der Welt Handwerkskunst verschiedenster Materialien erwerben. Zu Preisen, wo unsere hochwertigen Holzschnitzereien nicht mithalten konnten. Einige Grödner Betriebe haben in der Folge ihre Produktion ausgelagert, die einen sind nach China, die anderen in den Osten, nach Rumänien oder Bulgarien.

Haben Sie sich aufgrund der Krise aus dem Familienunternehmen zurückgezogen?

Nein, der Rückzug hat damit zu tun, dass meine Eltern die Firma an meine beiden jüngeren Brüder übertragen haben. Auch da einer von beiden selbst Bildhauer ist.

Hat Sie das nicht geschmerzt?

Natürlich hat es das. Aber es waren andere Zeiten. Männer, auch wenn sie jünger waren, hatten den Vortritt. Und da ich nicht nur Angestellte sein wollte, habe ich noch einmal ganz von vorne begonnen. 2003 haben mein Mann und ich die Typac gekauft. Ein Druckereiunternehmen, das 1967 von Bruno Holzknecht gegründet wurde und sich vor allem auf Verpackungen spezialisiert hat.

Haben Sie das Unternehmen gemeinsam mit Ihrem Mann geführt?

Nein, mein Mann war nur der Finanzier. (lacht) Er ist Steuerberater in Bozen. Er meinte aber immer: Wenn das Unternehmen weiterlaufen soll, dann musst Du es führen. Und das habe ich getan, ich habe mich richtig reingehängt, wenngleich die Umstellung groß war. Es war eine andere Branche, es waren aber auch ganz andere Verwaltungsabläufe und Kalkulationen.

Haben Sie mit dem Kauf des Unternehmens auch alle Mitarbeiter:innen übernommen?

Ja, damals waren es 18 Mitarbeiter:innen. Heute sind wir noch 12 Mitarbeiter:innen. Wir mussten uns in den Jahren 2007 und 2012 strategisch neu ausrichten, vor allem aufgrund der Konkurrenz der großen Druckereien. Wir mussten uns entscheiden, ob auch wir richtig groß werden wollen. Am Ende haben wir uns nicht für die Größe entschieden sondern für den Service. Das heißt, wir haben unser Dienstleistungsangebot massiv ausgeweitet. Unseren Kunden, die vor allem aus der Hotellerie kommen, können wir heute alles anbieten: Von der Idee über die Grafik bis hin zum fertigen Druckprodukt, von der Menükarte bis zum Hotelprospekt.

Ihr Unternehmen setzt auf Gedrucktes, hat dieser Markt im Zuge der Digitalisierung überhaupt noch eine Chance?

Erstens bin ich überzeugt, dass Gedrucktes immer eine Chance haben wird. Vor allem meine Generation hält noch gerne ein Printprodukt wie einen schönen Hotelkatalog in den Händen. Bei den Jüngeren ist das natürlich anders. Deshalb haben wir auch darauf reagiert. Astrid und Martin, zwei meiner vier Kinder, haben vor eineinhalb Jahren die Werbeagentur Wings gegründet. Damit können wir neben den klassischen Printprodukten auch den Bereich Web optimal abdecken. Astrid programmiert selbst Websites und Martin produziert Drohnenvideos. Ja, und nebenbei schließt er noch sein Fernstudium ab, das er in den USA begonnen hat. Er ist erst seit Kurzem wieder hier in Gröden, bereits mit 15 ist er in die USA und nach Kanada gezogen um dort Eishockey zu spielen.

Sind auch Ihre beiden anderen Kinder im Unternehmen tätig?

Heidi ja. Sie ist unsere älteste Tochter und kümmert sich hier im Unternehmen um die Produktion. Peter dagegen hat in Graz studiert und arbeitet als Ingenieur bei Leitwind.

Sie sind bekannt für Ihre Lebenslust – gibt es ein Erfolgsrezept dafür?

Ein Blick aus dem Fenster genügt. Schauen Sie sich die Dolomiten an. Keine anderen Berge ändern so oft ihr Aussehen und wir haben dieses Farbenspiel direkt vor unserer Haustür. Wir leben einfach in einem Paradies. Oft habe ich das Gefühl, ich müsste manch einen, der diese herrliche Umgebung nicht zu schätzen weiß, so richtig durchschütteln.

Zur Person:

Eveline Moroder ist als älteste von fünf Geschwistern in Gröden groß geworden. Ihre Eltern gründeten das erfolgreiche Bildhauerunternehmen „Conrad Moroder“ in St. Ulrich. Dort arbeitete sie nach Abschluss der Handelsoberschule für über 30 Jahre. Als zwei ihrer jüngeren Brüder den Betrieb übernahmen, hat sie sich aus dem Familienunternehmen zurückgezogen. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Steuerberater Roland Rabanser, kauften sie 2003 das Grafik- und Druckunternehmen Typac in St. Ulrich, das Eveline Moroder seither führt. Die beiden habe vier gemeinsame Kinder: Heidi, Astrid, Peter und Martin.


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