Historisch gesehen ist der Architektenberuf eine Männerdomäne. Erst 1909 wurde in Deutschland der Studiengang Architektur für Frauen geöffnet. Die damals gängige Meinung: „Die Arbeit des Architekten vertrüge sich nicht mit der Weiblichkeit“.
Weibliche Kompetenz im technischen Beruf muss heutzutage immer noch aktiv bewiesen werden, dies ist alltäglich erlebbar. Aus eigener Erfahrung braucht es mit Fachkräften und Entscheidungsträgern, im Büro und auf der Baustelle, einige Treffen und oft einen regen Austausch bis klar ist, dass „Frau“ kompetent ist. Manchmal geht es erfreulicherweise ohne diese kräftezehrende Phase. Sobald die Grundlage der Zusammenarbeit geklärt ist, kann dann eigentlich immer zielführend zusammengearbeitet werden.
Sind große Entscheidungen zu treffen, ist viel Geld im Spiel oder werden Machtfragen bespielt, wird dies gern mit bekannten (männlichen) Gesichtern behandelt. Meiner Meinung nach sind es oft die Spielregeln der Geschlechter, welche Hürden aufbauen. „Mann“ erkennt oft nicht, wenn er Grenzen überschreitet, „Frau“ muss einen Zugang dazu finden, wie ‚unter Männern‘ gesprochen wird. Schwierig ist es, sich zu etablieren, ohne lokale Wurzeln zu haben. Als Frau ist es aus vorgenannten Gründen sicher nochmals etwas schwieriger.
Im Alltag poche ich auf aktiven Kompetenzaufbau. Die Arbeit im Büro wird rein nach Kompetenzen zugewiesen. Es ist mir ein Anliegen, Geschlechterklischees zu widerlegen und zu zeigen, dass „Frau“ Baustellen managen und Probleme lösen kann.
Für die jüngere Generation, welche eine andere Lebensrealität hat, mag die Haltung und das Verhalten der älteren weiblichen Generation oft unverständlich sein.
Das Ausschließen bei wichtigen Entscheidungen sowie bei Macht- und Geldfragen, das subtile Absprechen von technischem Verständnis, das Übergehen in Gesprächen: dies alles wird erst mit größerer Arbeitserfahrung und höheren Zielsetzungen sichtbar. Mit wenig Erfahrung sind die Erwartungen gering, mit wenig Verantwortung fehlt das Bewusstsein, wenn „Frau“ ausgeschlossen wird. Ohne Familie ist ein fortwährender Arbeitseinsatz ohne Abstriche leistbar. In jungen Jahren scheint die Welt „Frau“ gleichberechigt zu Füßen zu liegen.
Durch meine Tätigkeit als Sozietätspartnerin in einem technischen Beruf mit langjähriger aktiver Präsenz auf Baustellen, als Zuständige für Ausführung, Details, Finanzen und Zeitplanung, möchte ich gern auch ein Vorbild sein.
Mein Familienleben beruht auf einer gleichberechtigten Beziehung und der Erziehung der Kinder im Sinne einer echten Wahlfreiheit für alle Entscheidungen im Leben.
Um Frauen das Netzwerken zu ermöglichen, um Kontaktpflege und Vorbilder zu bieten, bin ich als Vorstandsmitglied aktiv im Verein wnet – womens networking. Das Leitbild vom Verein: „Wnet vernetzt Frauen und unterstützt sie, persönlich und beruflich zu wachsen und sichtbar zu machen. Wir gestalten und entscheiden im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit.“
Um für Familien im Familienalltag echte Wahlfreiheit bezüglich Arbeitstätigkeit und Finanzen zu erreichen, bin ich für den Bereich „Vereinbarkeit Beruf und Familie“ bei der Allianz für Familie aktiv.
Für die nächsten Generationen wünsche ich mir, dass ihnen bewusst ist, wie wertvoll und freiheitsgebend Gleichberechtigung ist. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, das Bewußtsein zu erhalten, dass es ein Risiko für „Frau“ wäre, etwas davon zu verlieren und dass es im Sinne beider Geschlechter ist, Gleichberechtigung weiter zu entwickeln.
LZP Architekten
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