Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
Frauenmuseum | Museo delle donne

Winzerinnen

Christine Schönweger

Nach dem Besuch der Handesoberschule in Meran habe ich die Ausbildung zur Modestylistin in Mailand absolviert und auch kurze Zeit in diesem Bereich gearbeitet, bis sich mein Sohn Felix ankündigte und ich es mir wichtig war, in erster Linie Mutter zu sein.

So habe ich Schritt für Schritt die Arbeit am Hof in Partschins übernommen, da man in der Landwirtschaft die Arbeit ganz oft selbst einteilen kann und es wunderbar mit dem Muttersein kombinierbar war. Bald kam auch meine Tochter Sylvia.

Da ich auf einem Obst-und Weinbauhof in Partschins aufgewachsen bin, war mir vieles sehr bekannt. Den ursprünglichen Apfelhof habe ich so langsam umgestellt: Ich habe Reben gepflanzt und begonnen die Weine auszubauen. Das hat sich recht gut rumgesprochen, so habe ich ständig etwas erweitert. Durch die Weinbereitung waren schon die Trestern im Haus – neben all dem anderen Obst. So habe ich 2007 die Brennlizenz beim Zollamt beantragt und begonnen zu brennen.

Seitdem brenne ich mit und aus Leidenschaft feinste Edelbrände und freue mich jedesmal sehr darauf. So ist es doch die Krönung nach einem Jahr Arbeit am Feld: Vom Bäume schneiden weg, wenn dann die ersten Knospen austreiben, über die Blüte und die Reife das Obst zu begleiten, den besten Erntezeitpunkt zu wählen, zu verarbeiten, einzumaischen, vergären und brennen, bis man dann die wertvollen Tropfen dieses Jahrgangs verkosten kann.

Hofbrennerei Gaudenz
Gaudententurmstraße, 7
39020 Partschins

T +39 348 7341463
info@hofbrennerei.com
www.hofbrennerei.com

 

Karin Roner

Wie kamen Sie dazu, den Betrieb bzw. die Führung zu übernehmen?

1986 stieg ich in dritter Generation der Familie in den Betrieb ein, welchen ich 2007 als Geschäftsführerin übernahm. Die Destillation liegt mir sicher im Blut, das kann ich jetzt sagen, jedoch war dies nicht immer mein Traumberuf – als Kind war ich felsenfest davon überzeugt, einmal Architektin zu werden. Nach der Matura habe ich beschlossen, im Familienunternehmen einzusteigen, eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue, im Gegenteil: Ich würde sie immer wieder genauso treffen. Meine Kreativität kann ich hervorragend in meinem Alltag integrieren, so waren mir beim letzten Umbau beispielsweise wichtig, bewusst Materialien zu verwenden, die einen direkten Bezug zwischen dem Gebäude und der Destillationskunst herstellen. Es erfüllt mich jeden Tag mit Stolz, unseren Firmensitz in Tramin betreten und mein wundervolles Team begleiten zu dürfen.

Zählen sie einige Schritte ihres Tagesablaufes auf?

Bei meinem morgendlichen Spaziergang in den Weinbergen von Tramin finde ich Kraft und Energie, welche mich über den ganzen Tag begleiten und mir immer wieder die einzigartige Schönheit unserer Landschaft vor Augen halten. Energiegeladen durch die ersten Sonnenstrahlen kann ich dann meine Arbeit im Büro beginnen. Nach einigen Telefonaten gönne ich mir gerne eine kurze Kaffeepause mit meiner Schwester Gudrun und meiner Tochter Elke. Zu Mittag lasse ich es mir nicht nehmen, dass ich für ein gemeinsames Mittagessen mit meiner Familie nach Hause fahre. Zwischen Meetings und Mails ist mir der rege Austausch mit den Mitarbeiter:innen ein großes Anliegen. Meine Tür steht für jede:n offen, denn ich sehe uns wie eine große Familie, die nur gemeinsam wachsen kann. Die Abende genieße ich gerne, soweit keine Sitzungen anstehen, mit meinem Mann, welcher mich auch gerne bei Veranstaltungen begleitet.

Wie bekommen Sie Betrieb und Familie unter einem Hut?

Ich habe immer gearbeitet, habe mir aber auch viel Zeit für meine Kinder genommen, denn ich habe schon früh verstanden, dass ich mir Hilfe holen musste, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Ich würde meine Schlafgewohnheiten als kleinen Vorteil sehen, denn ich brauche nicht viel Schlaf, um fit zu sein. Damit ich unsere Mädchen zur Schule bringen oder bei Aufführungen dabei sein konnte, bin ich einfach früher aufgestanden und konnte so einiges abarbeiten, bis ich sie zum gemeinsamen Frühstück geweckt habe. Heute sind Eva und Elke erwachsen und ich versuche meine knappe Freizeit gemeinsam mit meinem Mann zu genießen. Dazu zählen unter anderem auch Tanzabende mit Freunden.

Roner AG Brennereien
Josef-von-Zallingerstraße 44
39040 Tramin (BZ)

T +39 0471 864 000
F + 39 0471 864 090
info@roner.com
www.roner.com

 

Karoline Pratenberg Sinn

Der Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert trotzte der Zeit und wurde all die Jahre vom Abriss verschont. Wachgeküsst wurde Pratenberg im Jahr 2011 von Familie Flarer. Als völlige Quereinsteigerin machte sich Karoline, die Ehefrau von Reinhart Flarer, mit Feingefühl und Sinnlichkeit ans Werk. Sie investierte ihre ganze Zeit und Leidenschaft in den Weinberg sowie dem Anwesen. Seitdem  ist das Weingut Pratenberg fest in weiblicher Hand der Winzerin Karoline Sinn.

Die Liebe und Passion zum Wein, sowie das Verlangen etwas Eigenes zu erschaffen, schufen die Idee; ein kleines unabhängiges Weingut in Südtirol zu führen. Diese Idee wurde Realität und seither auch zum Alltag. Aus einer alten Ruine wurde ein kleines Refugium und aus Weinbergen pure Leidenschaft.

„Weingärten sind für mich wie Kinder und wie Kinder möchte ich sie begleiten, unterstützen und mein Bestmögliches für sie tun. Nur so können sie aufblühen, ihre Persönlichkeit entwickeln und ihr volles Potenzial entfalten und nur so entstehen aus den besten Trauben, edle Tropfen.“ (Karoline Sinn)

„Ich beschreibe meine Weine gerne als die Traube im Glas“, sagt Sinn, „sie sind nicht üppig, sondern im Gegenteil animierend, lebendig und gleichzeitig wohltuend, sie sind begleitet von einer feinen Säure sowie einem eleganten Aroma-spiel.“
Originalität ist etwas, worauf die Meraner Winzerin ebenso viel Wert legt, aber auch sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Nur so gelingt es ihr Jahr für Jahr, einen Wein anzubauen, welcher authentisch, originell und mit sehr viel Begeisterung hergestellt wird. Pratenberg strebt eine Qualität der Superlative an und kann somit stets überzeugend begeistern. Letztendlich ist die Handschrift von Karoline Sinn in ihren Weinen genauso zu schmecken, wie die natürlichen Voraussetzungen, mit denen das Weingut Pratenberg in Meran gesegnet ist. Karoline Sinn lebt ganz nach dem Motto „Zeit zu haben, sich Zeit zu nehmen und den Dingen Zeit zu geben“, denn Zeit ist nicht nur für Weine, sondern für jeden einzelnen von uns ein grundlegendes Element mit hoher Priorität.

Pratenberg Wine Lodge
Katzensteinstraße, 37
39012 Meran

T +39 335 528 8077
info@pratenberg.it
www.pratenberg.it

 

Elena Walch

Wie kamen Sie dazu den Betrieb bzw. die Führung zu übernehmen?

Als ich in den 1980er Jahren meinen Mann heiratete und somit in eine Winzerfamilie einheiratete, betrieb ich bereits seit 7 Jahren ein Architekturbüro und hatte einen interessanten Arbeitsbereich. Es war auch für mich eine Überraschung, die Liebe zum Wein zu meinem neuen Beruf zu machen! Täglich sah ich unsere Weinberge und es wurde mir bewusst, dass mich die Nähe zur Natur fasziniert, genauso wie die Schönheit der Weingüter in Besitz der Familie.

Ich habe mir überlegt, dass man diesen Schatz auf Händen tragen sollte und sich ihm ganz besonders annehmen sollte, um hier einen hochqualitativen Wein zu produzieren. Mein Mann hat mir die Möglichkeit gegeben, mich entfalten zu können und somit habe ich begonnen, meine eigenen Weine zu produzieren. Mein erster war der Chardonnay „Cardellino“, er ist bis heute mein „Liebling“ geblieben.

Zählen sie einige Schritte ihres Tagesablaufes auf?

Das Schöne am Beruf der Winzerin ist seine Vielseitigkeit! Von den Weinbergen, also der Natur, über die Weinproduktion selbst bis hin zur Präsentation der Weine an den Kunden und die interessanten Gespräche, die sich daraus ergeben. Gerade dies fasziniert mich. Natürlich gibt es auch den weniger spannenden Teil der administrativen Arbeit! All diese Bereiche werden abgedeckt und aufgrund dieser Vielseitigkeit gibt es auch nicht „einen“ Tagesablauf, denn jeder Tag ist ein Unikum und bringt Neues. Weiters wird unser Jahr natürlich vom Lauf der Natur gegliedert und somit auch unsere Arbeit. Über das Jahr hindurch ist das Augenmerk auf das Wetter gerichtet, und die damit zusammenhängende Arbeit im Weinberg, die natürlich die Basis eines Spitzenproduktes ist. Gleichzeitig finden im Frühling auch die großen internationalen Weinmessen statt, Kund:innenbesuche und Reisen. Die Zeit der Lese ist dann der Höhepunkt des Jahres, der schönste aber auch intensivste Abschnitt, der viel Leben und Einsatz in den Keller bringt. Anschließend geht es in hohem Tempo weiter mit den Gedanken an den jungen Jahrgang, den Verschnitt der neuen Weine und die Organisation des kommenden Jahres. Wie Sie sehen, die Arbeit ist vielfältig, denn sie beginnt im  Weinberg und endet im Glas. Zu vergessen ist aber nicht, dass man nicht alleine dasteht, sondern ein gutes Team zur Mithilfe haben muss.

Wie bekommen Sie Betrieb und Familie unter einem Hut?

Ehrlich gesagt, ganz alleine schafft man das nicht. Eine Hilfe muss da sein und vor allem die Unterstützung des Ehegatten/Partners. Die Arbeit beschränkt sich nicht auf eine 5 Tagewoche, sondern oft sind auch die Wochenenden der Arbeit gewidmet.

Als aktive Frau und Mutter im Arbeitsbereich sind Organisation, Einsatz, Interesse und Freude am Beruf großgeschrieben. Multitasking ist angesagt, aber damit muss man rechnen und man muss es auch mögen!

Elena Walch
Castel Ringberg & Kastelaz
A. Hoferstr. 1
39040 Tramin (BZ), Italy

T +39 0471 860172
F +39 0471 860781
marketing@walch.it
www.elenawalch.com

 

Irmgard Windegger, Bio-Winzerin Zollweghof

Selbstbewusst, ehrgeizig und eine leidenschaftliche Weinkennerin – so lässt sich Irmgard Windegger beschreiben. Schon früh entdeckte die Bio-Winzerin ihre Liebe zur Natur. „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und die Freude zur Natur wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Die Leidenschaft meiner Eltern und besonders meiner Großmutter für das Arbeiten mit und in der Natur hat auch auf mich abgefärbt“, erzählt sie lachend. Das ganze Leben hat sie neben ihrer Arbeit als Büroangestellte bei der INPS berufsbegleitende Kurse und Lehrgänge besucht, um ihr Wissen und ihre Kompetenzen im Bereich Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit auszubauen. Dieses breitgefächerte Wissen hat sie in Prissian und nun seit 10 Jahren auch auf dem Zollweghof in Lana mit Franz Pfeifhofer umgesetzt. Beide haben sich seit vielen Jahren dem Umwelt- und Landschaftsschutz verschrieben, betreiben seit Jahrzehnten biologische Landwirtschaft, haben beide einmal den Umweltpreis der Euregio der Regionen Nord- und Südtirol und des Trentino gewonnen – Windegger für ihre Naturerlebniswege und den Einbezug der Kinder in diese Projekte, Pfeifhofer für seinen jahrzehntelangen Einsatz für pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Gemeinsam legen sie den Fokus auf die Weiterentwicklung der biodynamischen Bewirtschaftung, die Anpassung an die Herausforderungen des Klimawandels sowie eine klare Qualitätsausrichtung.

Zollweghof
Franz Pfeifhofer und Irmgard Windegger
Braunsbergerweg 15
39011 Lana

T +39 334 9298716
info@zollweghof.it
www.zollweghof.it