Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
Frauenmuseum | Museo delle donne

Elisabeth Oberrauch

Wie kamen Sie dazu den Betrieb bzw. die Führung zu übernehmen?

Ich führe das Unternehmen an der Seite meines Bruders in zweiter Generation. Mein Vater hat das Unternehmen bereits mit 60 Jahren übergeben. Den Generationswechsel hat mein Vater gut vorbereitet in dem er uns bereits in der Kindheit immer freudvoll vom Unternehmen erzählt hat und uns auch einbezogen hat, allerdings alles ohne Verpflichtungen und immer mit sehr viel Leidenschaft und Spaß verbunden.

Zählen sie einige Schritte ihres Tagesablaufes auf

Ich bin bergbegeisterte Mutter, Unternehmerin, Tochter und natürlich versuche ich auch meine Beziehung gut zu managen, was nicht immer einfach ist. Ich stehe jeden Tag um 5.45 Uhr auf, mache 20 Minuten Morgensport und dusche danach kalt, bevor ich mit meinen Kindern frühstücke, was für uns die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Ab 7.30 Uhr schlüpfe ich dann in meine andere Rolle. Viele Tage verbringe ich im Büro und meine Arbeit besteht aus vielen Gesprächen mit den Mitarbeitern. Meine Hauptmotivation liegt darin, die MitarbeiterInnen in ihrem Wachstum zu begleiten, dies macht mir am meisten Spaß und erfüllt mich. Einen Nachmittag in der Woche nehme ich mir frei, um meine Kinder zu ihren Sportkursen zu begleiten. Jeden Mittwoch treffen wir uns als Großfamilie bei meinen Eltern und ich genieße die Zeit in der erweiterten Familie. Drei- bis viermal im Jahr bin ich auf Filialtour in unseren 32 Filialen. Das ist für mich immer ein Highlight, da ich den direkten Kontakt mit unseren MitarbeiterInnen im Store als besonders wertvoll empfinde und jedes Mal mit unzähligen Inputs nach Hause komme.

Wie bekommen Sie Betrieb und Familie unter einem Hut?

Nachdem ich vor einigen Jahren an meine Grenzen gestoßen bin, habe ich viel dazu gelernt, kenne meine Grenzen besser und weiß, was Priorität hat und wann es Zeit für „me time“ ist. Jeden Sonntag plane ich die Woche genau durch. Es gibt fixe Termine wie eben den Nachmittag mit den Kindern und das Mittagessen mit der Großfamilie. Weitere Termine, die in jeder Woche Platz finden müssen, sind eine Stunde Schwimmen und mindestens zweimal pro Woche Zeit zum Laufen. Da mein Mann als Leistungssportler im Winter kaum zu Hause ist, habe ich auch abends viel Zeit zum Arbeiten und kann in Ruhe meine E-Mails checken, während ich mich tagsüber voll auf die Mitarbeitergespräche konzentriere. Außerdem ist meine Mutter seit einigen Jahren ein Pflegefall und als älteste Tochter kümmere ich mich auch um die Organisation der Pflegerinnen. Es ist gar nicht so einfach, Betrieb und Familie und natürlich auch sich selbst unter einen Hut zu bringen, deshalb lasse ich schon seit längeren alles für mich Unnötige wie zum Beispiel Instagram oder Facebook weg. Dafür versuche ich die für mich Wesentlichen Dinge, also Zeit für die Familie und Zeit für Sport, möglichst nie zu vernachlässigen.

Welche Rolle haben Frauen in ihrem Betrieb inne?

Grundsätzlich die gleiche Rolle wie Männer, denn für mich ist jeder Mensch gleich wichtig, unabhängig von Geschlecht, Kultur oder Religion.
Dennoch gibt es sicher viel Potenzial für Frauen in unserem Unternehmen. Ich bin kein Freund von Quoten, aber ich bin stolz darauf, dass wir einen Frauenanteil von über 50 Prozent haben, auch wenn es in den Führungsebenen nicht so gut aussieht. Als Unternehmerin und Mutter setze ich mich täglich dafür ein, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer eine gute Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie finden. Ich versuche jede Frau im Unternehmen zu mehr Mut zu motivieren und unterstütze sie durch eine neu gegründete interne „Women Leadership“-Gruppe mit wichtigen Botschaften, die ich durch Vorträge von externen Referentinnen, aber auch durch tolle Vorbilder zu inspirieren versuche.

Was müsste von Seiten der Politik noch getan werden, um Frauen den Zugang zur Arbeitswelt zu erleichtern?

Ich glaube es braucht bereits im Bildungssystem eine neue Herangehensweise, sowie Programme zur Sensibilisierung für Geschlechterstereotypen in der Berufswahl. Die Politik kann auch Anreize für Unternehmen schaffen, um Aufstiegschancen für Frauen zu gewährleisten, zum Beispiel durch die Implementierung von flexiblen Arbeitszeiten.
Ganz konkret glaube ich auch, dass die Politik die Altersgrenze für bezahlte Kinderbetreuung, sprich Kindergärten, von 3 auf 2 Jahre heruntersetzten sollte. Die Beiträge für Kleinkindertagesstätten, müssen erhöht werden.

Welche strategischen Überlegungen sind wichtig, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre im Team zu schaffen?

Als Familienunternehmen ist es für mich wichtig, dass sich der/die MitarbeiterInnen wohl fühlen. Dazu gehört eine offene, ehrliche, transparente und vor allem wertschätzende Kommunikation. Weiters ist es mir sehr wichtig, dass sich die Mitarbeiter emotional, aber auch finanziell abgesichert fühlen. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei unsere Führungskräfte, die täglich mit den Mitarbeitern zu tun haben. Da die Mitarbeiterführung aber immer mehr zum Kernthema von Leadership wird und auch bürokratisch und empathisch immer anspruchsvoller wird, organisieren wir speziell für die Führungskräfte laufend Trainings und Coachings, damit sie gut, klar und vor allem mit viel Herz führen können.


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