Wie kamen Sie dazu den Betrieb bzw. die Führung zu übernehmen?
Ich war ursprünglich in einer ganz anderen Branche tätig und hatte eigentlich auch überhaupt kein Interesse am Dachdeckerbetrieb meines Vaters. Als ich meinen Job gekündigt habe um eine Zusatzausbildung in München zu absolvieren, brauchte ich das nötige Kleingeld dazu und mein Vater hat mir einen Job bei ihm in der Firma angeboten – allerdings auf der Baustelle, nicht im Büro. Ich sagte zu ihm: „Wenn du es mir zutraust, dann probiere ich es!“ ….und ich bin geblieben! Nach ca. 3 Jahren Baustelle, habe ich ins Büro gewechselt – 8 Jahre später mit meinem heutigen Geschäftspartner fusioniert und die Firmenführung übernommen.
Zählen sie einige Schritte ihres Tagesablaufes auf?
Der Wecker klingelt gegen 5:30. Hausarbeit ist angesagt. Ausgiebiges Frühstück mit meinen Kindern und dann geht’s in die Firma. Dort bleibe ich bis ca. 12:30, schnell nach Hause um das Mittagessen zu kochen. Das Nachmittagsprogramm ist unterschiedlich. Ich versuche mir auch Nachmittage für die Kinder frei zu halten. Allerdings haben sie selbst so viel Programm, dass sie kaum zu Hause sind. So bin ich neben Taxidienst für die Kinder, so viel es geht in der Firma. Am Abend habe ich durchschnittlich 1-2 x pro Woche eine Sitzung. Ansonsten genieße ich die Zeit mit meinen Lieben.
Wie bekommen Sie Betrieb und Familie unter einem Hut?
Als Unternehmerin und Mama muss man sehr häufig organisatorische Hochleistung bringen, da mir persönlich vor allem die Rolle als Mama sehr wichtig ist. Ich versuche mein Arbeitsprogramm dem Programm meiner Kinder anzupassen und die Zeit die wir zusammen haben sinnvoll zu nutzen. Ich bin dankbar, dass die Kinder auch einen liebevollen Vater haben, der viel Zeit mit ihnen verbringt. Dies ist sehr wertvoll für alle in der Familie und ermöglicht es mir, viel zu arbeiten. Und natürlich sind Omas und Opas nicht wegzudenken. Sie sind ein absolutes Geschenk in jeder Lebenslage.
Welche Rolle haben Frauen in ihrem Betrieb inne?
Ich bin in einer ziemlichen Männerdomäne tätig wo ich um die weibliche Verstärkung durch meine Schwester im Betrieb sehr dankbar bin. Wir versuchen uns gegenseitig zu unterstützen und flexibel zu sein, damit es möglich ist Familie und Beruf zu vereinbaren. Wir haben aber auch weibliche Verstärkung auf der Baustelle bekommen. Seit einiger Zeit haben wir eine fleißige Mitarbeiterin, die in den Sommerferien oder in den Ferienwochen, immer wieder auf der Baustelle tätig ist. Ich hoffe, dass sie nach Abschluss der Matura ein fixes Mitglied unseres Teams wird. Ich finde, dass eine gute Mischung von Frauen/Männer/jung/alt eine Bereicherung für jeden Betrieb ist.
Was ist für Sie bzw. bei der Mitarbeit der Frauen wichtig, damit die Arbeit sich gut abwickelt?
Flexibilität ist ein wichtiges Kriterium – aber nicht nur bei Frauen, sondern bei allen Mitarbeitern. Da die Kinder nicht mehr nur „Frauensache“ sind, braucht es auch Flexibilität und Verständnis bei den männlichen Mitarbeitern, da Veränderungen in der Gesellschaft auch zu Veränderungen in der Firmenstruktur führen.
Was müsste von Seiten der Politik noch getan werden, um Frauen den Zugang zur Arbeitswelt zu erleichtern?
Die Mehrbelastung der Frau sollte viel mehr geachtet und honoriert werden. Die Rolle der Mutter sollte nicht als selbstverständlich erachtet werden. Dementsprechend sollten Frauen, welche sich entscheiden und die Möglichkeit haben bei den Kindern daheim zu bleiben, nicht bestraft werden, indem die Rentenjahre nicht zählen. Für berufstätige Mütter wäre eine tolle Ganztags-Kinderbetreuung eine große Erleichterung. Die Möglichkeiten von Ein- und Austrittszeiten müsste da aber noch flexibler gestaltet werden. Auch das Programm mit den Kindern müsste flexibler, vielseitiger und unkomplizierter sein.
Welche strategischen Überlegungen sind wichtig, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre im Team zu schaffen?
In meinen Augen gibt es dafür keine Strategie, sondern es sind zwischenmenschliche Werte die eine angenehme Arbeitsatmosphäre ausmachen. Dazu muss jeder einzelne beitragen. Ich führe z.B. jeden Monat ein persönliches Gespräch mit jedem Mitarbeiter, um zu wissen, ob es ihm gut geht. Respektvolles miteinander ist mein oberstes Gebot. Das verlange ich auch von unseren Mitarbeitern.
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