Somit ist die ordentliche Harvard Professorin erst die dritte Frau, nach Elinor Ostrom 2009 und Esther Duflo 2019, die mit diesem Preis ausgezeichnet wird. Zudem ist sie die erste Wirtschaftswissenschaftlerin, der der Preis alleine zugesprochen wurde, während ihre Vorgängerinnen ihn als Teil einer Gruppe erhielten. Der Wirtschaftsnobelpreis geht zwar nicht auf das Testament von Alfred Nobel zurück, wird aber seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und wird gemeinsam mit den übrigen Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.
Jakob Svenson, Vorsitzender des zuständigen Nobelkomitees, begründete die Wahl Goldins damit, dass es ihr gelungen sei, die wichtigsten Treiber für Geschlechterunterschiede in der Arbeitswelt aufzudecken.
Claudia Goldin, Jahrgang 1946, wuchs in New York City auf. Von 1963 bis 1967 studierte sie Wirtschaftswissenschaften an der Cornell University von New York und setzte ihr Studium an der University of Chicago fort. Schon ab 1971 war sie Assistenzprofessorin, zuerst an den Universitäten von Wisconsin und Princeton, um 1979 außerordentliche Professorin an der University of Pennsylvania um dann 1990 als erste ordentliche Professorin für Volkswirtschaftslehre in Harvard zu avancieren.
Goldin bezieht in ihrer stark quantitativ-mathematisch orientierten Wissenschaft die historische Dimension mit ein, wobei sie in ihrer Forschung aktuelle ökonomische Phänomene aus ihren geschichtlichen Ursprüngen heraus erklärt. Somit ist es ihr gelungen, die immer noch verbleibende Kluft zwischen den Geschlechtern in der Arbeitswelt aufzudecken. „Understanding the Gender Gap: An Economic History of American Women“, ihr zentrales Buch aus dem Jahr 1990, analysiert die Geschichte weiblicher Arbeit seit dem 18. Jahrhundert und warum Geschlechterunterschiede bei der Entlohnung bis heute bestehen. Hatte der Zugang zur Antibabypille eine wichtige Rolle beim beschleunigten Anstieg des Bildungsniveaus der arbeitenden Frauen im 20. Jahrhundert gespielt, so ändere sich der Einkommensunterschied zwischen Mann und Frau im gleichen Beruf mit der Geburt des ersten Kindes.
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW) bezeichnet die Auszeichnung Goldins als Weckruf für Deutschland in Sachen Chancengleichheit: Die Gleichstellung von Mann und Frau sei heute das größte nicht ausgeschöpfte wirtschaftliche Potenzial für Deutschland.
Der Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap ist die Differenz des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes (ohne Sonderzahlungen) der Frauen im Verhältnis zum Bruttostundenverdienst der Männer. Er hat vielfältige Ursachen. So unterscheiden sich Frauen und Männer zum Beispiel in ihren Erwerbsbiographien und der Wahl der Berufsfelder. Dies führt häufig zu unterschiedlichen Karriereverläufen und Verdienstunterschieden. In Deutschland verdienten Frauen 2022 rund ein Fünftel weniger als Männer: gemessen am durchschnittlichen Stundenverdienst der Männer lag der Gender Gap bei 18%.
In Luxemburg verdienen Frauen und Männer gleich.
Der Equal Pay Day ist eine europaweite Initiative um auf die geschlechtsspezifische Lohndifferenz zwischen Mann und Frau hinzuweisen. In Südtirol hat der Landesbeirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro 2010 erstmals diese Initiative gestartet. In Italien (so wie in Südtirol) liegt der geschlechterbedingte Lohnunterschied noch immer bei 17%.
Der diesjährige Equal Pay Day fand am 21.04.2023 statt.
Flashmob Equal Pay Day 2023 Waltherplatz Bozen.
Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat im heurigen Jahr den Gender-Bericht 2022 für Südtirol ausgearbeitet.
Im Landesgesetz Nr. 5/2010 Gleichstellungs- und Frauenförderungsgesetz des Landes Südtirol ist festgehalten, dass das Landesinstitut für Statistik am Ende jeder Legislaturperiode in Zusammenarbeit mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen einen Geschlechterbericht erstellt, in dem die Situation der Frau in Südtirol, das Geschlechterverhältnis in den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens und die Entwicklung der Gleichstellung dargelegt wird.
Der Gender-Bericht wird am Montag, 16. Oktober 2023 um 9.30 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz im Innenhof des Palais Widmann in Bozen, Silvius-Magnago-Platz 1, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Quellennachweis:
www.tagesschau.de, 09.10.2023, 17:02.
Dolomiten,10.10.2023, S.10.
https://www.provinz.bz.it/chancengleichheit/default.asp, 13.10.2023, 17:00.
https://provinz.bz.it/chancengleichheit/equal-pay-day.asp?news_page=3, 13.10.2023, 17:12.
https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Qualitaet-der-Arbeit/_dimension-1/07_gender-pay-gap.html, 14.10.2023, 17:00.