
Vagina Museum: Frausein – ohne rot zu werden
Scham, Ekel, Unwissenheit, Unsicherheit – Das war einmal, möchte ich meinen, wenn ich als Kind der späten 1950er-Jahre an mein erstes Mal denke. Nein, nicht an den ersten Kuss oder den ersten Sex. Nein, schlicht und einfach an etwas ebenso Normales und Gesundes, an das erste Mal, als Blut „unten“ zwischen den Beinen herausfloss, unaufhaltsam und unaufhörlich. Jetzt war sie also zu Besuch gekommen, die „rote Tante“, wie ich in meinem Umfeld hörte. Auch „Alarmstufe Rot!“ bezeichnete das Geschehen. Sollte ich Binden verwenden oder doch lieber auf Tampons setzen? Wussten Sie bei Ihrem ersten Mal bereits Bescheid, wie Sie sich Abhilfe verschaffen konnten? Wie stand es mit Ihrer Aufklärung? Kannten Sie Ihre eigenen Geschlechtsteile, wie sie aussahen und funktionierten? Wie tabuisiert das Thema auch heute noch ist, lese ich gleich im Eingangsbereich des Frauenmuseums in einem Text zur Frage: Warum braucht es ein Vagina-Museum? Konsterniert lese ich die Ergebnisse aktueller Studien: 1 von 4 Mädchen lernt nichts über die Periode, bevor es sie bekommt (2019); 52% der Menschen in GB können die Vagina auf einer anatomischen Abbildung nicht kennzeichnen (2019). Begründung genug für die Existenz und Bedeutung des Vagina-Museums in London, das seit 2019 frischen Wind zur geistigen Entstaubung durch seine Räumlichkeiten bläst.