Unsere IchFrau des Monats Februar: Barbara Stocker
Die Volkskundlerin Barbara Stocker erzählt von ihrer Faszination für die Museumsarbeit, vom Weg eines Alltagsdings zum Museumsobjekt, aber auch von den Umwegen und Abzweigungen, die ihr eigenes Leben bereichert haben.
Stellst du dich uns kurz vor?
Barbara Stocker – Volkskundlerin, Museumsfrau, Umweltschützerin, Lesende, Lebenslustige.
Bei meiner Arbeit geht es mir darum, kulturelle Inhalte und volkskundliches Wissen zu vermitteln. Dabei möchte ich auch die Sichtbarkeit von Frauen stärken. 2011 war ich einige Wochen am Landesmuseum Joanneum in Graz zu einem Forschungsaufenthalt eingeladen, wo es um die Kulturgeschichte des Haares ging. Ein spannendes Thema, an dem ich noch weiterarbeiten möchte. Ich achte sehr auf meinen ökologischen Fußabdruck. Vor dreißig Jahren war ich als Umweltschützerin aktiv und bin es in meinem Herzen bis heute geblieben. Ich mache keine Flugreisen und besitze kein Auto, vermeide Müll und trage vorwiegend fair produzierte Kleidung.
Würdest du sagen, dass dein Leben geradlinig war oder auch viele Abzweigungen mit unterschiedlichen Interessen aufweist? Welche?
Wege, Umwege, Abzweigungen sind Begriffe, die mir sehr vertraut sind. Ich mache viele Wege zu Fuß, daher nehme ich öfters eine Abkürzung oder Abzweigung und manchmal wird daraus auch ein langer Umweg! Bezogen auf mein Leben denke ich, dass Abzweigungen und Umwege immer dazu geführt haben, dass ich Neues entdeckt habe.
Was fasziniert dich an der Museumsarbeit?
Menschen und ihre Dinge. Ein Ding wird nicht als Museumsobjekt geboren, sondern es geht zuerst durch viele Hände. Es wird hergestellt, gebraucht, verwendet und kommt dann vielleicht in ein Museum, wo es für die nächsten Generationen aufbewahrt wird. Das Sammeln von Museumsdingen wird immer schwieriger in unserer Zeit des Konsumüberflusses. Daher sind mit einer zukunftsweisenden Museumsarbeit viele Fragen verbunden, die unsere Gesellschaft betreffen.
Haben wir heute zu viele Dinge?
Ganz bestimmt. Noch nie in der Geschichte haben Menschen so viele Dinge besessen wie wir heute. Deshalb tut es gut, sich zu fragen, ob man das alles braucht.
Sammelst du auch?
Ich sammle gute Gedanken! Die finden in meinem Kopf Platz.
Du arbeitest ab und zu auch im Hörfunk?
Da führe ich Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die mir über alte Handwerksberufe, Bräuche und über ihren Lebensalltag erzählen. Ihnen im Radio eine Stimme zu geben, ist eine sehr schöne Aufgabe, bei der ich selbst am meisten lerne.
Möchtest du auch etwas zu deiner Krankheit und deinen Umgang damit mitteilen? Was gibt dir Kraft und Halt? Auch als Stärkung für jene, die ähnliches Schicksal haben.
Ich führe ein bewusstes, gesundes Leben und habe deshalb gehofft, gesund alt zu werden. Dann erhielt ich die Diagnose Brustkrebs, die mich wie viele andere Frauen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf. Ich bin dankbar, dass ich in der Hand von guten Ärztinnen, Ärzten und Krankenschwestern bin, denen ich vertrauen kann, und dass ich Menschen um mich habe, die mir gerade im letzten Jahr gezeigt haben, dass ich ihnen wertvoll und wichtig bin. Das Geschenk der Freundschaft wünsche ich allen Betroffenen.
Welche Lebensweisheit hast du im letzten Jahr gewonnen?
Einen Schritt nach dem anderen tun. Und das Leben nicht verschieben. Das habe ich eh nie gemacht, ich hatte bisher ein gutes Leben, dafür bin ich dankbar. Mich begleitet auch der Leitsatz von Hans Glauber “langsamer, weniger, besser, schöner“. Hans war der Initiator der Toblacher Gespräche, wo ich einige Male den Büchertisch betreut habe.
Wen bewunderst du?
Frauen und Männer, die sich für andere und für eine bessere Welt einsetzen. Freiwillige Helferinnen und Helfer, Menschen in Sozial- und Pflegeberufen, Ehrenamtliche bei Katastropheneinsätzen. Sie leisten Großartiges.
Was ist für dich Erfolg?
Wenn ich mich freue, weil mir etwas gut gelungen ist.
Dein Lebensmotto?
Stricken macht glücklich! (Ob mit Wolle oder mit den Fäden der Freundschaft!)