Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
Frauenmuseum | Museo delle donne

„Tue Gutes und tue es gut“

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Die Frau des Monats Dezember ist Sr. Cristina Irsara, Hausoberin der Congegatio Jesu, in der Villa Imperial in Meran mit der wir eine wertvolle Zusammenarbeit erfuhren durften.

Sie hat sich an das Frauenmuseum mit der Bitte gewandt, im Rahmen des 300jährigen Jubiläums der Englischen Fräulein eine Sonderausstellung zu planen. Gerne haben wir zugestimmt. Die Sonderausstellung nannten wir FrauenBilden 1723-2023 300 Jahre Englischen Fräulein in Meran.

Wir möchten das Engagement, die Berufung und die Kompetenz von Sr Cristina näher vorstellen.

Wo liegen Ihre kulturellen Wurzeln?

Ich habe ladinische Wurzeln. Ladinerin zu sein, am Fuße des Kreuzkofels geboren zu sein, in dem schönen Gadertal, in Abtei meine Kindheit verbracht zu haben, betrachte ich als ein besonderes Geschenk. Die herrliche Berglandschaft, die Geborgenheit in der kinderreichen Familie, die ladinischen Bräuche und Traditionen haben mein Leben bereichert und mir die Freude am Leben geschenkt.

Was gibt Ihnen Kraft und Halt in Ihrem Leben?

Alles was mir in meiner Heimat mitgegeben wurde, gibt mir Kraft und Halt: Die Verbundenheit mit der Familie, gute Freundschaften, die Liebe zur Natur, der Glaube und die Freude am Leben sind mir Halt und geben mir viel Kraft für andere da zu sein. Eine besondere Kraftquelle ist meine Berufung in die Congregatio Jesu. Das Leben in der Gemeinschaft ist vielfältig, spannend und bereichernd. Gemeinschaft schafft Beziehung untereinander und im Miteinander wachsen wir in unserem Menschsein und können unser Frausein in den verschiedenen Lebensphasen erfahren und einbringen.

Was sind Ihre weiblichen Vorbilder?

Meine Mutter war mir ein gutes Vorbild. Ihre Sorge um das Wohl der Familie, ihre große Liebe zur Natur und ihre klare Meinung in den Belangen des Lebens haben mir gezeigt, dass das Leben in Verantwortung zu leben ist.

Schon in der ersten Jugendzeit bin ich unserer Stifterin Maria Ward begegnet und das Charisma dieser Frau hat mir immer klarer zu verstehen geben, dass ihre Lebensweise auch ein Weg für mich sein kann. In der Gemeinschaft der Englischen Fräulein habe ich viele Schwestern kennengelernt, die mir Vorbild waren in ihrer Haltung, in ihrer Überzeugung und vor allem in ihrem Glauben an das Gute im Menschen.

Ich lese gerne Bücher über starke Frauen wie Maria Ward, Edith Stein, Simone Weil, Theresia von Avila und vor allem biblische Frauen. Besonderes Interesse habe ich für zeitgenössische Frauenlektüre.

Wie kam es zu Ihrer Lebensentscheidung, in Orden der Englischen Fräulein einzutreten?

Mit 15 Jahren bin ich zu den Englischen Fräulein nach Brixen gekommen und habe dort die Schwestern, ihre Lebensweise und ihre apostolische Tätigkeit kennengelernt. Dabei habe ich gemerkt, dass mich die Arbeit mit den Kindern stark anspricht und Freude bereitet. Der Gedanke, eine Familie zu gründen, stand zuerst im Vordergrund. Das Leben in der Gemeinschaft und die apostolische Arbeit der Schwestern haben mich aber sehr bewegt und mit 19 Jahren habe ich mich entschlossen, die Lebensweise als Ordensfrau zu gehen.

Gemeinschaft lebt man, wenn man sich selber einbringt. Liturgie, Feste und Feiern waren seit Beginn meines Weges in der Gemeinschaft immer eine wichtige Aufgabe, die ich gerne und mit viel Freude gemacht habe und immer noch tue. Funktionen gelingen nur, wenn sie mit Verantwortung ausgeführt werden. In einer Gemeinschaft braucht es auch Leitungsfunktionen, die eine große Herausforderung verlangen, aber wenn sie immer zum Wohle der Mitschwestern, der Gemeinschaft und vor allem zum Wohle derer, die uns anvertraut sind, machen solche Aufgaben auch Freude. Die Last der Verantwortung gehört dazu und wenn das gegenseitige Vertrauen da ist, wird das, was schwer zu spüren ist, mitgetragen. Eine wesentliche Rolle spielt natürlich das geistliche Leben, das heißt das Gebetsleben, das Glaubensleben.

In dem Brief zur Gerechten Seele schreibt unsere Stifterin Maria Ward:

„Alles auf Gott zu beziehen“ das bedeutet aus der Beziehung zu Gott sollen wir unseren Dienst verrichten. Diese Haltung gibt Kraft auch, wenn die Last stark zu spüren ist.

„Ich bitte Sie, erlangen Sie von Gott meine Besserung und helfen Sie mir, gut zu sein, was dieses Verlangen auch kosten mag“. Mit diesen Worten beendet Maria Ward den Brief der Gerechten Seele. Wer die tiefste Sehnsucht in sich spürt, gut zu sein, ist tief in Gott verankert.  Dieses Gut sein ist für Maria Ward die Grundlage ihrer Lebensweise. Ohne diese Gnade ist nichts möglich.

Mich hat immer schon dieses Streben Maria Wards, gut zu sein, bewegt. Es ist auch für mich zum täglichen Gebet geworden, weil ich fest davon überzeugt bin, dass das Gut sein die Grundlage meines Lebens sein muss um Gutes zu vollbringen. Diese Sehnsucht stärkt meine Beziehung zu Gott und sie macht mich innerlich frei von all dem, was ich festhalten will. Ein versklavtes Herz ist nicht frei für den anderen, ist nicht gerecht im Umgang mit der Umwelt, ist nicht wahrhaftig in seinem Leben.  Die Sehnsucht ist die Bewegung, die den Menschen treibt, in Beziehung mit Gott zu sein. Sie erfreut das Herz.

Religionsunterricht in der Grundschule Vinzenz Goller in Brixen

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit und Auszeit?

Am liebsten mache ich meinen Urlaub in den Bergen, in meiner geliebten Heimat. Ich bin kein Mensch, der Heimweh hatte, aber in dem Moment, wo ich fern von der Heimat war, habe ich meine Heimat neu schätzen gelernt und deswegen liebe ich es zu Hause zu sein mit meiner Familie, ihre Sorgen und Freuden zu teilen aber vor allem zu sehen wie Verwandtschaft sich weiterentwickelt und immer größer wird.

In meiner Freizeit liebe ich es, Zeit zu haben für eine gute Lektüre, für Musik- Konzerte und Reisen zu machen, soweit es mir möglich ist.

 Wo liegen Ihre Meilensteine in der Geschichte der Englischen Fräulein?

Ich habe das Institut in seiner apostolischen Tätigkeit erlebt: Internat, Schulleben, Pastoral- und Sozialarbeit. Der Mangel an Nachwuchs ist eine neue Herausforderung für eine Gemeinschaft. Wenn die jungen Schwestern fehlen, macht sich die Sorge der Zukunft der Congregatio Jesu immer bemerkbarer. Auch in solchen Situationen zeigt uns unsere Stifterin, dass Sendung immer gelebt werden kann. Unser Leben ist eine Sendung. Wenn unsere Kräfte für das direkte Apostolat nicht mehr reichen, wissen wir, dass unsere Lebensweise, unser Gebet, unser Sein einen tiefen Sinn hat. Der Abschied vom Gewohnten, von der eigenen Tätigkeit, von den Institutsgebäuden, aber auch von den Menschen, die uns anvertraut waren, schmerzt. Es gilt diesen Schmerz bewusst zu durchleiden und zugleich die Dankbarkeit zu spüren, die im Rückblick auf das, was durch die vielen Englischen Fräulein in der Schule, in der Mädchenbildung, in den vielen Bereichen, für die Gesellschaft geleistet wurde, uns geschenkt wird.

Das 300jährige Jubiläum in Meran am Sandplatz hat mir, während der Vorbereitung gezeigt, welche Wertschätzung die Congregatio Jesu unter den Menschen hat. Wir Schwestern in der Villa Imperial haben uns darüber sehr gefreut. Es wird uns immer bewusster, wie der Geist Maria Wards in den Ex-Schülerinnen lebendig ist. Viele Frauen fühlen sich verantwortlich für das Erbe Maria Wards. Es gibt neue Formen das Charisma unserer Stifterin aufrecht zu erhalten: Freunde, Bekannte, aber vor allem die Gefährtinnen. Sie haben Maria Ward durch Begegnungen von CJ- Schwestern kennen- und lieben gelernt. Sie tragen ihre Sendung in ihrer Lebensweise weiter und das vermittelt Hoffnung. Die Eintritte in die Congregatio Jesu sind spärlich geworden, dennoch fürchten wir uns nicht um unser Erbe.

Pastoralarbeit in der Pfarrei Brixen

Haben Sie ein Lebensmotto?

„Tue Gutes und tue es gut“ Maria Ward. In dieser Bemühung gehe ich meinen Weg als Maria Ward Schwester um mich in Kirche und Gesellschaft als Frau einzusetzen soweit es mir möglich ist.

Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus zum 300jährigen Gründungsjubiläum der Englischen Fräulein am Sandplatz

Sr. Cristina Irsara CJ

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