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„My world Upside Down“ von Elena Goatelli

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Filmprämiere über die Eiskletter-Weltmeisterin Angelika Rainer
„My world Upside Down“ von Elena Goatelli
Von den Südtiroler Bergen bis an die Spitze der Welt

Bereits im Kindesalter war die Meranerin Angelika Rainer (geboren 1986) regelmäßig mit ihrer Mutter in den Südtiroler Bergen unterwegs. Seit der Eröffnung der Kletterhalle in Meran ist Angelika mit Herz und Seele dabei – das Klettern wird vom Freizeitsport zum Lebensinhalt und Beruf. Auf die Halle folgen der Fels und dann das Eis. Rainer ist dreifache Eiskletter-Weltmeisterin, zweifache Vizeweltmeisterin, hat unzählige Italienmeisterschaften gewonnen und ist die einzige Frau die weltweit in der Disziplin Dry tooling den Schwierigkeitsgrad 15 schafft. Mit Pickel und Steigeisen hat sie vor 4 Jahren diese schwierige Route in den Dolomiten mit großem technischem Können geschafft, keiner anderen Frau ist es bis heute gelungen, die gleiche Leistung zu vollbringen. Die Spitzensportlerin ist auch abseits des Kletterns ein naturverbundener Mensch und hat ein Studium der Agrarwissenschaft abgeschlossen. „Nach 10 Jahren Eisklettern kann ich mich heute der neuen Disziplin Dry tooling widmen, das freut mich unglaublich – es beginnt ein neues Kapitel in meinem Leben. Ich habe mich dem Eisklettern und Dry tooling für über 10 Jahre mit Herz und Seele gewidmet, nun hingegen habe ich mich wieder mehr dem klassischen Felsklettern verschrieben. Zudem möchte ich in Zukunft meine Leidenschaft fürs Klettern auch Anderen weitergeben.“

Am 19. Mai wird im Ariston Kino der Dokumentarfilm über sie gezeigt.
Wir haben Angelika noch einige Fragen gestellt

Wie bist du zu dieser schwierigen Dry tooling Disziplin gekommen?

Zum Dry tooling kam ich 2005 durch Zufall, ich kletterte damals schon seit 7 Jahren und das Erlernen einer neuen Kletterdisziplin hat mich sofort fasziniert. Nachdem ich jahrelang im Eiskletterweltcup vorne mitgemischt und mich auch auf das Dry tooling spezialisiert hatte, wurde ich dann von einigen männlichen Kollegen direkt gefragt ob ich mit ihnen die damals weltweit erste Route im Schwierigkeitsgrad D15 mit ihnen versuchen wollte, sie dachten ich könne es schaffen und haben mich von Anfang an motiviert und unterstützt. Insbesondere der englische Alpinist Tom Ballard meinte ich solle unbedingt seine neue Route, die er in den Dolomiten eröffnet hatte versuchen, weil ich die Voraussetzungen habe und noch dazu von Südtirol bin. Es war eine tolle Herausforderung. Nach 10 Jahren professionelles Eisklettern als Wettkampfsport ist ein frischer Wind genau das Richtige. Das Klettern lebt von Erfahrungen, die Routen im Freien kann ich locker ohne Wettkampfgeist machen und trotzdem weiterhin mit viel Motivation meine Kletterziele verfolgen. Ich war immer viel unterwegs, von einer Seite der Welt zur nächsten, das Feuer für den Wettkampf hat nachgelassen und ich bin jetzt einfach auch mal gern in den heimischen Bergen unterwegs.

Du bist gerade dabei einen Kurs zu besuchen, um eventuell auch als Klettertrainerin aktiv sein zu können. Wie läuft es?

Das Tolle ist, dass ich viele Möglichkeiten habe. Heute noch kann ich auf eine Grundfitness beruhen, die mich auf viele Gipfel bringt. Diese Fitness und die Liebe zum Berg habe ich aber definitiv von meiner Mutter Waltraud erhalten und dafür werde ich ihr ewig dankbar sein. Zudem kann ich schon bald Kinder und Erwachsene trainieren. Finde es so wichtig, Kinder an zu spornen, Sportarten auszuprobieren. Ich selbst habe vieles andere ausprobiert wie schwimmen, turnen, reiten oder Zirkus, bevor ich mit 12 Jahren meine Liebe fürs Klettern fand. Heute gibt es nur wenige Tage an denn ich nicht Lust auf Training habe. Gewöhnlich trainiere ich 3 bis 5 Stunden am Tag, 5 – 6 Tage die Woche, am Wochenende gehe ich laufen, damit ich die Puste nicht verliere.

Foto: Angelika Rainer

Hattest du als Frau jemals Schwierigkeiten dich als Profiklettererin durchzusetzen?

Eigentlich hatte ich nur positive Erfahrungen, obwohl es ein männlich geprägtes Sportmilieu ist. Persönlich mache ich gern Frauenseilschaft mit einigen und da kann es schon mal vorkommen dass uns einige Männer schwierige Routen nicht zumuten, aber wenn sie uns dann klettern sehen, sind sie begeistert. Einige Frauen sind der Meinung, dass es nicht Unterschiede zwischen den Geschlechtern geben sollte, so z.B. brauche man eine Frauenbesteigung nicht erwähnen wenn dieselbe Route davor schon von einem Mann bestiegen wurde. Ich bin anderer Meinung, Frauen haben biologische Unterschiede welche einige Aufstiege etwas erschweren, z.B. Spannweite der Arme ist bei Männern einfach größer. Wir Frauen haben weniger Gewicht, aber auch weniger Muskelmasse. Frauen klettern oft dehnbarer, für sie ist es leichter einen Fuß zu heben oder das Becken in der Nähe des Felsen zu halten. Dennoch fehlt der Bizeps. Zudem müssen wir bei einem Durchnittsgewicht von 50 – 60 kg den gleich schweren Rucksack von 30 kg tragen, im Vergleich zu den Männern die 80 kg wiegen. Ich glaube wir sollen uns weiterhin emanzipieren, aber dennoch Unterschiede erkennen. Bei meiner Reise in den Iran habe ich erlebt, dass hier die Sachen für die Frauen schon ganz anders sind, sie durften nicht mit Buben oder Männern reisen ohne Begleitdame. Zudem war eine bestimmte Sportbekleidung ein Problem. Das sind noch Riesenunterschiede im Vergleich zur Freiheit die wir in Europa genießen. Wir hoffen alle dass bald auch Eisklettern (neben dem Sportklettern) bei den Olympischen Spielen aufgenommen wird und da wird es auch Frauen viele neue Tore öffnen.

Foto: Angelika Rainer, ph manricodellagnola

Sarah Trevisiol

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