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Die Hebamme Maria Schöpf

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Birth Cultures – Geburtskulturen ist ein EU-Projekt von 2019-2022, das zu einer Reise durch Geschichten und Traditionen rund um Geburt und Mutterschaft einlädt. Eine große Wanderausstellung dazu tourt durch Europa und ist ab Dezember 2021 im Frauenmuseum in Meran zu sehen. Kommt vorbei – neben der Ausstellung erwartet euch auch ein vielfältiges Rahmenprogramm.

Die Hebamme Frau Maria Schöpf Ungerer lebte von 1888 bis 1962 in Meran und übte ihren Beruf in Meran und Umgebung aus.

Die Hebammen hatten auf dem Land oft lange und beschwerliche Wege zurückzulegen, um zu den Höfen zu gelangen. Sie mussten mit schwierigen und gefährlichen Situationen alleine fertig werden, bei denen es um Leben und Tod ging. Oft genug stellten sie sich zwischen die gebärenden Frauen und die Anforderungen der Männer, um die Frauen und die Neugeborenen zu schützen und ihnen die Pflege zukommen zu lassen, die sie brauchten.

Hebamme war ein herausfordernder und angesehener Beruf. In den 1960er Jahren setzte es sich in Südtirol durch, dass die Frauen ins Krankenhaus gingen, um zu gebären. Jetzt waren im Notfall ein Operationssaal und genügend technisches Gerät zur Hand, um lebensgefährlichen Situationen zu begegnen. Die Ärzte waren nun in der Hierarchie über die Hebammen gestellt und ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Prioritäten prallten aufeinander.

Die sichere Krankenhausgeburt hat ihren Preis:
In Deutschland kommen 2010 nur 8% der Kinder natürlich auf die Welt, ohne jegliche Intervention. 92% der Geburten werden durch Medikamente verlangsamt, beschleunigt oder anderweitig beeinflusst. Die Schwangerschaft und die Geburt werden durch ein immer dichteres Netz an Untersuchungen gegen Notfälle geschützt, zugleich wird der Geburt als ganzheitlicher Prozess, der sich nicht immer an die Normtabellen hält, zu wenig Bedeutung beigemessen. Die meisten Frauen werden am dritten Tag nach der Geburt aus dem Krankenhaus entlassen und können im Wochenbett und in der ersten Stillzeit nicht begleitet und betreut werden, was zu großen Unsicherheiten führt.

Seit 1992 gibt es in Mitteleuropa „Doulas“, das sind Frauen, die Wöchnerinnen mit mütterlichem Beistand durch die Wochenbettzeit begleiten.

Der Hebammenkoffer von Maria Schöpf

Sissi Prader

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