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Die Goldschmiedin

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Heute stellen wir eine besonders kreative Goldschmiedin vor, die uns auf eine kreative Art sich vorstellt. Es macht neugierig und es kommt der Wunsch ein er-lesenes handgefertigtes Stück zu besitzen

Zu meiner Person:
MARIA GRAZIA VIRGADAULA, geboren 1968 in Schlanders, lebt und arbeitet in Meran. Goldschmiedin, Mitglied der Innung der Südtiroler Goldschmiede. Ausbildung in der Goldschmiede- und Silberschmiedekunst und in der Edelsteinfassung bei der Goldschmiedemeisterin Bernadette Weithaler in Meran sowie an der „Scuola d’Arte e Mestieri“ in Vicenza.

Ihre Kunst-Arbeit, die sie mit Leidenschaft ausführt und bekannt macht
Seit 1997 eigenes Atelier und Werkstatt in Meran. Diverse Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in Meran, Bozen, Innsbruck, München und Rom u.a. des Südtiroler Künstlerbundes und der Südtiroler Goldschmiede, sowie Objektentwürfe für Modekollektionen und Performances.
Eine sehr interessante Ausstellung war in St. Ulrich in Gröden  bei der Kunstmesse Unika wo ich meine Kunstwerke präsentieren durfte.

Wann beginnt das Erwachsen sein?
Das war meine allerste Frage nach dem Sinn meines zukünftigen Lebens nach meinem Oberschulabschluß… Die Lernjahre kamen mir lang und zäh vor da ich immer noch nicht wußte was ich aus meiner Zukunft machen soll…Ich habe sofort mit dem Arbeiten begonnen. Zuerst im Schulwesen als Sekretärin und auch als Lehrkraft. Mit 21 Jahren entschied ich mich für ein Studium an der Kunstakademie in Wien. Ich wurde zur Aufnahmeprüfung nicht zugelassen und inskribierte mich dann für das Fach Völkerkunde….Heimweh und Mangel an Interesse an diesem Fach führten mich wieder zurück nach Meran. Als Arztassistentin bei einer Gynäkologin entwickelte sich der Wunsch die Ausbildung als Hebamme zu absolvieren…auch das blieb erfolglos…
Zurück ins Schulsystem vergingen die ersten und  letzten Berufsjahre als Angestellte im öffentlichen Dienst. Durch Zufall kam ich  mit dem Beruf des Goldschmiedes  in Berührung! Das Suchen hatte nun sein Ende. Die Lehrjahre (5 Jahre Werkstatterfahrung und Ausbildungsdiplom ) waren intensiv und anregend, mit enormer Kraft und Motivation wagte ich den Schritt in die Selbständigkeit.
Nach vielen Jahren Erfahrung kann ich sagen, ich habe mich gefunden….
Goldschmiedekunst als eine Berufung
Es mag sein, dass die Arbeit des Goldschmiedes und der Goldschmiedin ihren Sinn und Zweck in der Freude all jener finden, die das Schmuckstück tragen. Bei der künstlerischen Schmuckgestaltung, die ihre Daseinsberechtigung im Prozess der Erforschung und des Experimentierens sieht, bewegen wir uns hingegen in einem Raum, dem keine Grenzen gesetzt sind.
Die Erinnerungen, der Augenblicke, die mögliche und die erhoffte Zukunft, die Worte und Klänge, die Landschaften, die mich umgeben und die Formen, die ich dabei entwickle, sind Inspirationsquellen für meine Werke.

Arbeiten mit allen Sinnen
Es ist schwierig in Worte zu fassen, was es  ausmacht und wann sich eine wirklich gute, machbare Idee in meinem Kopf bereit macht…
Denn, obwohl ich ein sehr ausgeprägter Gefühlsmensch bin, nimmt die Vision immer in meiner Vorstellung Gestalt an… das heißt, meine Ratio verarbeitet das was mich berührt….sucht meistens fieberhaft nach technischen Lösungen und sobald das Bild sich klar abzeichnet geht’s los…
Ob zuvor aus Wachs oder aus Metall, mit oder ohne Edelsteinen, verleihe ich meinen Visionen ihre Gestalt. Nach Fertigstellung jeder Arbeit genieße ich den Moment der Entdeckung, so als würde plötzlich jemand erscheinen, auf den ich schon lange gewartet hatte. An meinem Arbeitstisch hat sich während der letzten 24 Jahre vieles getan! Das Arbeiten auf meine persönlichste Art bedeutet ein ständiges auf und ab! Es ist immer mit Neuanfang zu rechnen, vor allem beim Experimentieren und das meistens unter Zeitdruck, den ich mir selbst auferlege…
Ja, die Zeit ist kostbar
Die letzten Jahre hatte ich öfters das Gefühl ich wäre viel zu langsam in der Umsetzung, nun kommen auch körperliche Mängel hinzu. Als junge Frau habe ich nie darüber einen Gedanken verloren über meine Augen, Hände,  Rücken, meine Schwachpunkte und zugleich die allerersten Werkzeuge ,die es gilt  zu pflegen und mit mehr Achtsamkeit umzugehen….Fragen und Hinter-Fragen
Ich frage mich, war es und ist es immer noch Berufung? Was macht mich als Mensch aus? Ist dieser Beruf wie ein Kleid, das ich aus- und anziehen kann…und dann ohne dieses Kleid, was wäre ich dann?

Die Handwerkskunst aus Frauensicht
Tatsache ist, Goldschmiedin sein hat mich geprägt! Handwerkliches Geschick, Entscheidungsfähigkeit und immer wieder nach Lösungen suchen, hat sich auf mein weibliches Wesen gefestigt! Ja, man kann sagen von der „grauen“ Maus zu einer reifen Frau. All meine Interessen und Leidenschaften konnte ich durch diesen Beruf, im Schaffen meiner Werke, einbringen…Die starken Emotionen durch das „geliebte“Singen, die körperlichen Erfordernisse beim Tanzsport, die Liebe zur Musik und zur Malerei, meine erste Ausdruckform!, all das habe ich gelernt zu komprimieren und im richtigen Moment in Form zu bringen!
Weiterentwickeln: sich selbst und auch den Arbeitsprozess
Gut, daß das gesamte Leben ein Reifeprozess zu sein scheint. Und dieser hört niemals auf. Auch in meiner Arbeit bleibt nichts immer gleich. Innovationen, technische wie ästhetische News darf man nicht außer acht lassen.
Informiert sein über Modetrends finde ich gut. Selber interessiere ich mich für Mode, selbstverständlich will ich wissen was angesagt ist! Die Welt der Mode ist für mich ein riesiges Universum an Ideen und Lebensphilosophien aus denen ich immer schöpferisch und kreativ hervorkomme…

Auch das bedeutet für mich Frau -und Goldschmiedin  zu sein.

Sissi Prader & Nicole Bergamo

 

 

 

 

 

 

 

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