Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
Frauenmuseum | Museo delle donne

Es war einmal……………..ein Frauenmuseum

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Was ich gerne unter Märchen einreihen möchte, begegnet mir als bittere Realität. Wie ein wunderschönes Wesen, das an die Wand geknallt wird und als ungustiöser Frosch auf dem Boden landet – so kommt mir die Namensänderung vor: aus Frauen werden Geschlechter, aus einem Frauenmuseum wird ein Geschlechtermuseum. Glücklicherweise zeugt die Aufschrift über der Eingangstür noch vom alten Namen: „Kvindemuseet“ (Frauenmuseum). Entlang der Seitenfassade und neben dem Eingang künden bereits rote Stoffstreifen unübersehbar von der neuen Bezeichnung und auf dem Dach weht  ihr zentraler Bestandteil auf einer Fahne im Wind: KON (Geschlechter).

Was ich als Affront gegen mich und alle Frauen empfinde, begeistert offensichtlich andere. Jahrtausende vergingen, bis das erste Museum weltweit eröffnete, das in seiner Bezeichnung das Wort „Frauen“ trug (Bonn, 1981). Endlich kamen wir dezidiert in der Geschichte vor. Nach nur 40 Jahren wird uns unsere Lebensberechtigung schon wieder abgesprochen. Wir Frauen werden wieder unsichtbar gemacht, verschwinden aus dem Blickfeld – zumindest, wenn das dänische Beispiel Schule macht. Im Rahmen der Identitätspolitik werden wir Frauen, als Gruppe mit politischer Durchsetzungskraft, ausgedünnt und verwässert, aufgesplittert in LGBTQIA+ (*1). Für die junge Frauengeneration, die das Frauenmuseum von deren Gründerinnen übernommen hat, repräsentiert das Wort „Frau“ die Inhalte ihres Museums nicht länger adäquat genug.

„Es geht darum, den Blick zu erweitern und inklusiv zu sein. Niemand soll ausgeschlossen werden. Männer und die Klischees über sie müssen ebenso thematisiert werden, denn auch sie sind in ihren Stereotypen gefangen“,

begründet die junge Frau an der Kassa die Namensänderung. Einer Pinnwand, voll mit Zeitungsartikeln, entnehme ich, dass eine breite Diskussion darüber geführt wurde, die Wellen schlug. Selbst in den Prozess involviert, erklärt die junge Dame weiter:

“ Wir luden Leute zu Diskussionen ein, um ihre Meinungen zu erfahren. Wir setzten uns der Öffentlichkeit aus, gingen auf die Straße und wollten in Umfragen die Ansichten der Bevölkerung herausfinden. Was wir zusätzlich erreichten? Früher kannte man unser Frauenmuseum hier in Aarhus, in Kopenhagen schon nicht mehr. Jetzt sind wir im Bewusstsein vieler Leute.“

Eine unbeabsichtigte, aber wirkungsvolle PR-Aktion als Nebeneffekt, denke ich bei mir. Dann merke ich an:

„Das alles scheint in einem sehr breit angelegten, demokratischen Prozess abgelaufen zu sein“. „Naja, die ursprünglichen Museumsfrauen fühlen sich darin nicht gut vertreten“,

antwortet sie. Den Museumsgründerinnen, den frauenbewegten Frauen der 1970-/80-er Jahre, geht es ähnlich wie mir, erfahre ich. Auch sie beklagen das Verschwinden der Frauen aus der Bezeichnung des Museums. Einiges deutet also auf einen Generationenkonflikt hin. Ein weiteres Beispiel ihrerseits soll die Namensänderung stützen:

„Buben, die ins Museum kommen, z.B. mit ihrer Schulklasse, kritisieren, dass sie sich ausgeschlossen fühlen.“

Drücken Angehörige des männlichen Geschlechts auf die Mitleidsdrüse, springen die Frauen sofort an, um es ihnen recht zu machen. Das kommt mir bekannt vor. Noch bevor Männer in Frauenberufe gehen, wird bereits an der Berufsbezeichnung gebastelt (Bsp.: Krankenpfleger). Umgekehrt stellt manchmal sogar das Anhängen des feminisierenden „-in“ ein Problem dar.

„Ein Hintergedanke war auch, dass ein Frauenmuseum nach seiner Gründung nicht etwas ist, das sich nicht mehr ändert. Ganz im Gegenteil: Frauenmuseen erheben den Anspruch, aktuelle Debatten und gesellschaftliche Veränderungen aufzunehmen bzw. sie sogar zu inszenieren. Sie müssen sich ständig bewegen, stellen sich selber, ihre Themen und Präsentationsformen in Frage und entwickeln sich weiter“,

bringt sie ein weiteres Argument vor, das ich gelten lasse, weil es für eine Namensänderung spricht. Aber muss ich deshalb die Frauen aus dem Namen streichen? Womit ich leben könnte? Mit einer Erweiterung der Bezeichnung in Frauen- und Geschlechtermuseum. Eines wird klar: Diese Frauen wissen um die Wirkmächtigkeit von Sprache. Mit der neuen Benennung tragen sie nach außen, wie sie gesehen werden möchten: modern, liberal, aufgeschlossen und aufgeklärt. Wenn das dänische Gendermuseum die Mitgliedschaft in der IAWM beendet, weil ihrer Ansicht nach Frauenmuseen zu wenig inklusiv sind, dann geht es um mehr als um bloße Namenskosmetik, dann geht es um eine inhaltliche Neuausrichtung, nicht zuletzt um eine Weltanschauung. Es geht dabei weniger um die Sprache, als vielmehr um die Frage, wer die dominierenden Gruppen in einer Gesellschaft sind oder wie Macht- und Ausschlussmechanismen funktionieren.

Mit ihrer lebendigen, engagierten und von der Sache überzeugten Art, ihre Einstellung pro Namensänderung vorzubringen, zieht mich die junge Frau zumindest soweit auf ihre Seite, dass ich mich offen und interessiert auf den Rundweg durchs Museum begebe. Die Streichung meines Geschlechts aus dem Museumsnamen heiße ich trotzdem nicht willkommen. Unmittelbar nach unserem Gespräch stolpere ich bei der Garderobe über einen Spruch, dessen humorvoller, augenzwinkernder Gehalt mein Herz noch ein Stück weiter für das Ungewohnte öffnet:

Verzeihen Sie, dass wir versuchen,
die Welt zu ändern.

Launig gestimmt und neugierig stürze ich mich ins Zentrum der Geschlechterdebatte, in die Dauerausstellung im 1. Stock, namens: Gender Blender. Zur Einstimmung werde ich aufgefordert, mittels Geschlechterbarometer meinen Weiblichkeits- bzw. Männlichkeitsgrad anhand einiger Kriterien einzuschätzen und so mein Geschlecht zwischen den Polen Frau-Mann zu definieren. Mit dem Ergebnis stark auf der weiblichen Seite beginnt meine Reise durch die Kulturgeschichte der Geschlechter mit dem Bereich Geschlecht und Vermächtnis.

Blick in die Ausstellung: Gender Blender

Der Ausspruch: „Erwartungen schaffen Realität“,  der in einer Sprechblase zu lesen ist, charakterisiert das Dargebotene vorzüglich. Ein Wandschrank mit offenen Regalen, unterteilt in die wichtigsten Lebensabschnitte: Baby – Kind – Jugendliche – Erwachsene und Alte, führt über Objekte, Videos, Fragen und Aussprüche vor Augen, wie subtil die Prozesse ablaufen, mit denen wir auf unser Geschlecht gepolt werden. Mit Vulva oder Penis geboren zu werden und sich nicht nach dem offensichtlichen Geschlecht zu verhalten, irritiert die Umwelt. Die Geschlechternormen zu durchbrechen, braucht Mut. Die Geschichten, die wir über geschlechteradäquates Verhalten erzählt bekommen, prägen uns in unserem Aufwachsen. Wir lernen unsere Rollen zu spielen. Wer erinnert sich nicht an Beispiele aus der eigenen Kindheit. „An dir ist ein Bub verloren gegangen“, hörte ich immer wieder und erlaubte mir, neben der in der Aussage versteckten, doch liebevoll gemeinten Kritik, Freiheiten im Austoben und Ausprobieren, die für Mädchen damals nicht selbstverständlich waren. Dazu kommt mir ein Zitat Beauvoirs in den Sinn:

                 Der Junge mag ehrgeizig, blöde oder schüchtern sein,
er geht einer offenen Zukunft entgegen.
Das Mädchen wird zur Frau, Mutter, Großmutter.

Simon de Beauvoir, 1949

„In Dänemark kannst du auf Facebook zwischen 68 Geschlechtern wählen“,

Zeichne oder beschreibe dein Geschlecht. Sei kreativ. Schau auf das Poster und lass dich inspirieren. Zeichne ein Gendersymbol, das für dich passt.

lese ich fassungslos. Mich überfordern schon die 27 Abstufungen, die das dänische Geschlechtermuseum als sein Geschlechter- ABC auf einem Plakat bzw. in einem Folder ausweist und in Kurzcharakteristiken beschreibt: Agender, …Demigirl, Epicene,… Genderfluid,… Inter-…, Pan-…, Third-… und Transgender,… Travesti. Skurril und schräg klingt das für mich, unpraktikabel und nicht alltagstauglich. Das Lesen der Kurzbeschreibungen erfordert aufgrund der diffizilen Unterschiede enorme Konzentration und endet in Verwirrung. Im Umfeld der MuseumsbetreiberInnen, städtisch und akademisch geprägt, vermute ich, mag man damit etwas anfangen können. Die momentan speziell universitär geführten Diskussionen über Identitätspolitik dürften einen großen Einfluss ausüben. Für ihr Geschlechter-ABC berufen sich  die FoldergestalterInnen auf die lgbt.foundation als Quelle. Mit meiner Wahrnehmung der Welt fällt dieses Geschlechterkonzept weit auseinander, selbst, nachdem ich in den städtischen Milieus Dänemarks während meines Aufenthalts etliche junge Menschen sah, deren Geschlecht ich aufs Erste nicht eindeutig hätte zuordnen können. Wahrscheinlich handelte es sich um „Femboys = feminine boys“, die mit femininen Attributen spielen. Ihrem Äußeren nach weiblich gekleidet, geschminkt und wahrgenommen, geht es ihnen nicht darum, eine spezielle sexuelle Orientierung zu zeigen, sondern vielmehr um Gender-nonkonformes Verhalten.

Nach dieser Einstimmung in die Debatte um Geschlechtsidentitäten tauche ich in den Bereich „Geschlecht und Körper“ ein.

Ausstellung zu: Body-Positivity

Schönheits- und Körperideale betreffen alle Geschlechter. Schmunzelnd stelle ich fest: Was in meiner Jugend noch normal war, gilt für die Generation Z beinahe als revolutionärer Akt, nämlich: sich die Körperhaare NICHT abzurasieren, egal ob unter der Achsel, im Genitalbereich oder sonstwo. Weiters begreifen Fat Front, Free the Nipple und die Body-Positivity-Bewegung natürliche Körper als trendig. Nach dem Hören einiger persönlicher Statements via Hörstationen über ihr eigenes Geschlecht und das Inszenieren desselben, besteht die Möglichkeit, in einem Umkleideraum sein eigenes körperliches Erscheinungsbild zu ändern. Bereitgelegte sekundäre Geschlechtsteile zum Umbinden stehen zur Verfügung. Wer wagt es? Mich zieht es hingegen zu dem Projekt „The Cunt Photo Book“ (Das Mösen-/Fotzen-Fotobuch). Hinter ihm stehen junge Frauen, die den von der Pornoindustrie beherrschten, geschönten und idealisierten Einheitsbildern in den Medien über das weibliche Genital, die natürliche Vielfalt entgegensetzen wollen. Mittels „Kussomaten“ kann jede Museumsbesucherin dazu beitragen. Eine auch ohne Dänischkenntnisse verständliche, bildliche Anleitung zeigt, wie es funktioniert, seinen Genitalbereich zu fotografieren und das Foto – anonym – hochzuladen und für alle zugänglich zu machen.

2016 begann das Museum seinen Fokus von der Kulturgeschichte der Frauen auf jene der Geschlechter auszuweiten und präsentiert in 8 Themenbereichen Geschlecht und seine Implikationen auf das Leben der Menschen. Einige Bereiche werden nach wie vor traditionell zweigeschlechtlich abgehandelt, wie Geschlecht und Politik (Frauenwahlrecht, der Frauenanteil im Parlament), Geschlecht und Arbeit (Frauen und ihre Arbeitssituation) oder der Ländervergleich weltweit zur Situation von Frauen in Bildung, Gesundheit, Politik und Wirtschaft, unter dem Titel Geschlecht und die Welt. Die GestalterInnen verstehen es, ansprechende Formen zur Darstellung der Zahlen und Fakten zu finden und den BesucherInnen mittels interessanter Fragen und Aufforderungen zum Tätigwerden Abwechslung zu bieten. Mittels Installationen und Beiträgen, in denen sich Künstlerinnen facettenreich mit dem Thema Geschlecht auseinandersetzen, gelingen Überraschungsmomente. Ein Schreibtisch lüftet seine Geheimnisse, wenn die BesucherIn seine Türchen und Schubladen öffnet, manchmal in einer Weise, die sie einen Schritt zurückschrecken lässt.

Katja Björn- Schreibtisch

Warum streifte Moses 40 Jahre durch die Wüste? Weil Männer bereits damals nicht nach dem Weg fragten.“ 

Ausstellungsteil: Geschlecht und Humor

Mit diesem Witz eröffnet das Thema Geschlecht und Humor seine Pforten, das in einem nachgebauten stillen Örtchen beheimatet ist. Die dazu passende Aufforderung könnte lauten: „Öffnen Sie die Original- Toilettentür (ein Geschenk einer High-School in Aarhus, lückenlos beschrieben mit entsprechenden Kloweisheiten und -sprüchen), treten Sie ein und erfreuen Sie sich an satirischen Zeichnungen, Zeitungskarikaturen und Witzen – von lustig über peinlich bis ekelig“. Ich überlege: Gehen Frauen zum Lachen aufs Klo? Oft wird ihnen Humorlosigkeit zugeschrieben. Oder fühlt es sich einfach leichter an, in einem der ABC-Räume (Auto, Bad, Clo) seinen Frust, auch in Form von Witzen, abzulassen? Befreiend ist es mit Sicherheit, Grausliches, Ekeliges, auch politisch Unkorrektes auszusprechen, das normalerweise tabuisiert wird. Mit dem Versprechen, dass ihr Beitrag in die Aufzeichnungen des Museums eingehen wird, können BesucherInnen am Örtchen Bleibendes hinterlassen: Schreiben Sie den besten/schlechtesten Witz über Geschlechter auf.

Nach vielen oft unerwarteten und erhellenden Einsichten verlasse ich die Ausstellung „Gender Blender“ – Zeit für eine Mittagspause im Museumscafe, das sehr gut besucht ist und äußerst schmackhaftes biologisches Essen anbietet. Die Fortsetzung meines Rundgangs durchs Museum am Nachmittag hält weiterhin Interessantes parat.

Über ein Video im Vorhaus des 1. Stocks bekomme ich Einblick in die Anfangszeiten des Frauenmuseums, sein zentrales Anliegen und seine bevorzugte Arbeitsweise: Das Unsichtbare sichtbar machen, das Ungehörte hörbar. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Oral History, einer weiblichen Tradition, mithilfe derer es möglich wird, sehr nahe an die Frauen heranzukommen.

Dann betrete ich den Sitzungssaal des Alten Rathauses, in dem sich die Mitglieder des Stadtparlaments trafen. Wenn man auch nicht mitdiskutieren und beratschlagen kann, so ist es möglich, über einen Film an einer Sitzung aus den Anfängen der Demokratie teilzunehmen und durch Drücken eines Knopfes seine Stimme abzugeben.

Originalmöbel im Sitzungssaal des Alten Rathauses

Ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern ist eines der geschlechterrelevanten Themen, die von den weiblichen Abgeordneten bereits zu Beginn des 20. Jhds. eingebracht wurden.

Während die BesucherIn der Debatte folgt, sitzt sie auf Originalmöbeln der Zeit. 1909 wurde das Gebäude aus dem Jahre 1857 im Art nouveau – Stil renoviert, in dem Jahr, in dem die Frauen Dänemarks ihr Wahlrecht erhielten.

Von einer Museumsmitarbeiterin erfahre ich:

„An der Wiege der Demokratie stehend, ist das Alte Rathaus geradezu prädestiniert, als Frauenmuseum genutzt zu werden. Denn während der wechselvollen Geschichte des Hauses arbeiteten hier Frauen, die als „Erste“ in die Geschichte eingingen, z.B.: während seiner Zeit als Polizeistation –die 1. Polizeiinspektorin; später Dagmar PETERSEN (1868 – 1951), die als 1. Frau ins Stadtparlament gewählt wurde“.

Blick in den Sitzungssaal

Die Geschichten, die die Frauen über ihre Schwierigkeiten, Anerkennung zu erlangen, über die Hindernisse, die ihnen vor die Füße geworfen werden, aber auch über ihre Erfolge erzählen, werden über Hörstationen samt dazugehöriger Objekte in Vitrinen so anschaulich und lebendig dargeboten, dass ich gespannt dranbleibe. Als Kontrapunkt zu den geschichtlichen Entwicklungen im Kampf um Gleichberechtigung findet das Museum in diesem Raum ebenso Platz, aktuelle Probleme aufzugreifen und zeigt damit, dass es am Puls der Zeit agiert. Unter dem Titel „Equality is for Everyone“ werden Hass im Internet und seine Auswirkungen auf die Geschlechter diskutiert.

Auf meinem Weg ins Erdgeschoß komme ich am Museum der Kindheit vorbei, einer Ausstellung über „Die Geschichten der Mädchen und Buben“ (1865 – 1977). Hier können Kinder in den Fußstapfen eines Mädchens oder eines Buben auf Schatzsuche gehen und deren Kindheitserinnerungen mit allen Sinnen folgen.

Im Erdgeschoß weckt noch das Exhibition X Lab meine Neugier. Es handelt sich um  einen Raum, der Organisationen, Vereinen, KünstlerInnen und Projekten zur Verfügung steht, die auf dem Gebiet Geschlecht und Gleichberechtigung arbeiten. Zur Zeit meines Besuches stellte das ESPD (Everyday Sexism Project Denmark) seine Arbeiten zum Thema Gewalt gegen Frauen mit dem Titel: „Hear Our Voices“ aus.

Im benachbarten Raum wird die Geschichte des Sexualkundeunterrichts thematisiert, ein Thema, das ich noch in keinem Frauenmuseum bisher entdeckte.

Einige Zeit nach meinem Aufenthalt im Museum blitzt es durch meinen Kopf: „Wo sind die Redstockings geblieben?“  Bildete die „Rotstrumpfsammlung“ bei meinem ersten Besuch 2017 noch einen wesentlichen Bestandteil der Dauerausstellung „Gender Blender“, musste sie wohl der neuen Museumslinie weichen, befürchte ich.

Als ich am nächsten Tag wegen einiger Fotos nochmals ins Museum zurückkehre, klärt sich die Sachlage und ich bekomme Einblick in ihr neues Habitat. Zukünftig wird die Sammlung „The Redstockings“ ( Rotstrumpfsammlung) über die Frauenbewegung der Jahre 1970 – 1985, in einem Kammerl logieren, vom Boden bis zur Decke mit Objekten  angefüllt.

Blick in die Ausstellung: The Redstockings

Auch wenn das neue Quartier auf der Homepage des Museums euphemistisch als „Wunderkammer“ tituliert wird, fühlt es sich an, wie aufs Abstellgleis verschoben, verbannt von der Hauptbühne des Geschehens in den Hinterhof der Geschichte. Es schmerzt. Müssen sich die Frauen der 2. Frauenbewegung, die Altfeministinnen, schön langsam daran gewöhnen, dass sie Geschichte sind und eine neue Generation junger Frauen andere Schwerpunkte setzt?

Den Spruch auf dem Plakatständer vor dem Eingang zum Museum lese ich nun mit anderen Augen:

Geschichte geht mir am A…. vorbei, solange sie nicht dafür genützt wird, die Zukunft zu verbessern.

(*1) LGBTQIA+: Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Inter- und Agender . Unter dieser Abkürzung schließen sich Personen zusammen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oft Diskriminierung erfahren und dagegen kämpfen. Das Pluszeichen steht für weitere Geschlechtsidentitäten.

Verfasst von:

Marianne Wimmer, Frauenmuseensammlerin

 

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