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Gute Momente im Jahr 2020

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Vom Jahr 2020 wird wohl vor allem in Erinnerung bleiben, wie COVID-19 unser Leben in fast jeder Hinsicht und in jedem Teil der Welt verändert hat. Das Jahr 2020 war geprägt von unglaublichen Herausforderungen, die aber auch Chancen für sinnvolle Veränderungen mit sich brachten. Trotz Rückschritten bei den Rechten von Frauen, Mädchen und marginalisierten Menschen auf der ganzen Welt gab es 2020 auch Protestbewegungen, die mutige Aktionen mit langfristiger Wirkung vorantrieben. Es sind diese Momente die uns stärken können, die zeigen, dass soziales Engagement etwas bewegen kann und uns Mut machen für 2021.

Durchbruch auf dem Weg zur Beendigung weiblicher Genitalverstümmelung im Sudan

Im Mai verbot der Sudan offiziell die weibliche Genitalverstümmelung. Wer diese Praxis, die zu schweren Blutungen, Infektionen, Komplikationen bei Geburten und erhöhtem Todesrisiko Neugeborener führen kann, dennoch durchführt, wird mit drei Jahren Gefängnis bestraft. Trotz des neuen Gesetzes befürchten viele, dass diese nun im Geheimen weiter durchgeführt werden. Zumindest bringt das Gesetz die Hoffnung mit sich, dass mehr Frauen im Sudan offen über die Verstümmelungen reden werden.

Alternativer Nobelpreis für Nasrin Sotoudeh

Am 3. Dezember erhielt Nasrin Sotoudeh den „Alternativen Nobelpreis“. Die Iranische Rechtsanwältin engagiert sich seit Jahren für Menschenrechte, verteidigt Menschenrechtsaktivist*innen, setzt sich für Minderjährige in Haft ein, denen die Todesstrafe droht und kämpft für Frauenrechte im Iran. Zur Verleihung des Preises konnte sie nicht nach Europa kommen, da sie seit 2018 in Haft ist. Kürzlich war sie einen knappen Monat auf Hafturlaub gewesen, weil sie von ihrem Hungerstreik geschwächt und an Corona erkrankt ist. Inzwischen musste sie aber wieder ins Gefängnis.

Frauen in Polen gehen für Abtreibungsrechte auf die Straße

Hunderttausende Menschen haben sich in Polen mobilisiert, um gegen eine erneute Verschärfung des Abtreibungsverbotes zu protestieren. Das Land hatte schon vorher eines der strengsten Abtreibungsgesetze Europas und die Verschärfung hätte ein beinahe vollständiges Verbot von Abtreibungen bedeutet. Aufgrund der Proteste hat die Regierung die Umsetzung der neuen Restriktionen verschoben. Auch nach diesem Sieg gehen die Demonstrationen weiter – ein Zeichen dafür, dass die Forderungen nach Rechten und Reformen in Polen nicht so bald aufhören werden.

Erfolg der “Period Poverty”-Kampagne

Foto: Pixabay

Im November hat das Parlament in Schottland ein weltweit bahnbrechendes Gesetz erlassen. Es verpflichtet öffentliche Einrichtungen und Gebäude künftig Periodenartikel kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag der Rubrik #TanteRosa am 13. Januar 2021 😉

Auch Neuseeland kündigte an, Hygieneartikel an Schulen künftig kostenlos zur Verfügung zu stellen.

In Deutschland wurde 2020 die Steuer für Menstruationshygieneartikel gesenkt. Statt mit 19% werden Produkte nur mehr mit 7% besteuert.

Auch die Österreichische Regierung hat angekündigt 2021 die Umsatzsteuer auf Tampons, Binden, Menstruationstassen und Slipeinlagen von 20 auf 10 Prozent zu senken.

Gleicher Lohn für Fußballerinnen in Brasilien und Sierra Leone

Foto: Pixabay

Nach Australien, England, Norwegen und Neuseeland haben sich nun auch Brasilien und Sierra Leone öffentlich zur gleichen Bezahlung von Fußballerinnen und Fußballern bekannt.

Ein Sieg des Obersten Gerichtshofs für LGBTQI+ Menschen in den USA

Der Oberste Gerichtshof der USA hat entschieden, dass LGBTQI+ Menschen vor Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund des Geschlechts geschützt sind – das bedeutet, dass ein Arbeitgeber in den USA niemanden mehr feuern kann, weil er homosexuell oder transgender ist. (Vor dem Urteil war dies in mehr als der Hälfte der US-Bundesstaaten legal).

Namen der Mütter müssen in Afghanistan in die Ausweise der Kinder eingetragen werden

In Afghanistan wurde ein neues Gesetz unterzeichnet, das besagt, dass zum ersten Mal die Namen der Mütter auf den Geburtsurkunden und Ausweisen ihrer Kinder genannt werden, wodurch es für Frauen einfacher wird, Bildung, Gesundheitsversorgung und andere Dokumente für ihre Kinder zu erhalten. Die Änderung wird vor allem Frauen zugute kommen, die verwitwet oder geschieden sind oder anderweitig Kinder alleine großziehen.

Konversionstherapie verboten

Deutschland hat ein Gesetz verabschiedet, das alle Formen der so genannten Konversionstherapie, der „Heilung“ von LGBTQI+-Minderjährigen verbietet. Diese Form der erzwungenen Auferlegung der sexuellen Orientierung und Identität hat den Menschen oft körperlichen und seelischen Schaden zugefügt. Andere Regierungen sind ebenfalls dabei, Gesetze zu verabschieden, um diesen Praktiken in ihren Ländern entgegenzuwirken.

 

 

Judith Mittelberger

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