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Familienberatungsstelle Lilith

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Birth Cultures – Geburtskulturen ist ein EU-Projekt von 2019-2022, das zu einer Reise durch Geschichten und Traditionen rund um Geburt und Mutterschaft einlädt. Eine große Wanderausstellung dazu tourt durch Europa und ist ab Dezember 2021 im Frauenmuseum in Meran zu sehen. Kommt vorbei – neben der Ausstellung erwartet euch auch ein vielfältiges Rahmenprogramm.

Im Monat September durften wir hier auf unserem Blog die Hebamme Kathrin Kuppelwieser vorstellen. Heute erzählt sie uns von der Familienberatungsstelle Lilith in Meran in der sie auch selbst tätig ist.

Wie ist die Familienberatungsstelle Lilith entstanden?

Die Familienberatungsstelle Lilith entstand 1982 auf Initiative einer Frauengruppe. Diese forderte bereits im Jahr 1979, als das gerade verabschiedete Gesetz die Errichtung von Familienberatungsstellen vorsah, die Errichtung einer öffentlichen Beratungsstelle für Familien, Paare und Einzelpersonen. Die zuständigen Behörden lehnten ihren Antrag ab. Daraufhin beschloss die Frauengruppe den Verein „Donne Merano/Frauen Meran“ zu gründen und eine private Familienberatungsstelle zu eröffnen. Im Herbst 1982 nahmen sie ihre Tätigkeit in einer kleinen Wohnung in der Ariston-Galerie auf.
Die Entstehung der Familienberatungsstelle Lilith erforderte großes Engagement. Die Frauengruppe arbeitete ehrenamtlich und finanzierte die Miete und Anschaffung von Möbeln und Instrumenten, wie etwa das gynäkologische Inventar, aus eigener Tasche.
Im Laufe der Jahre hat sich der rechtliche Hintergrund und die Finanzierung der Familienberatungsstelle verändert. Zwei Jahre nach der Eröffnung der Familienberatungsstelle wurde diese nach dem Regionalgesetz Nr. 10/79 anerkannt und wird seither zum Teil von der Autonomen Provinz Bozen finanziert. Seit dem 1.1.2007 obliegt die Verwaltung der Sozialgenossenschaft Futura O.n.l.u.s.. 2012 wurde mit dem Beschluss Nr. 246/2012 die vertragliche Vereinbarung zwischen dem Gesundheitsamt der Autonomen Provinz Bozen – Gesundheitsbezirk Meran und der Sozialgenossenschaft Futura O.n.l.u.s. genehmigt. Lilith ist auch von der Autonomen Provinz Bozen auf der Grundlage des Dekrets Nr. 84/23.2 vom 1.4.2014 akkreditiert worden. Heute wird die Familienberatungsstelle durch den Sanitätsbetrieb Südtirol, die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt und die Agentur für Familie zum Großteil finanziert.

Welche Notwendigkeit steckte dahinter?

Lilith verstand sich als „eine dynamische Struktur, die zum allgemeinen Prozess des Bewusstseins der Frauen über ihre Situation in der Gesellschaft beiträgt und dabei die verschiedenen sozialen und überstrukturellen Phänomene berücksichtigt. Wie z. B. die Krise der traditionellen Rolle der Frau, die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Kontrolle der Fruchtbarkeit, das Aufkommen einer neuen sozialen und individuellen Dimension von Sexualität, die Prävention als eine Art des Umgangs mit der körperlichen, geistigen und sexuellen Gesundheit.“ (Auszug aus dem Statut des Vereins Donne Merano/Frauen Meran, 1982).

Hat sich diese bis heute verändert?

Das Leitbild bildet auch nach fast 40 Jahren das Herz der Familienberatungsstelle. Veränderungen fanden im Laufe der Jahre auf organisatorischer und struktureller Ebene statt, denn Lilith ist gewachsen: im ersten Tätigkeitsjahr nahmen 140 Personen die Dienste der Familienberatungsstelle in Anspruch (637 Dienstleistungen). 2020 waren es 1.833 Personen (10.282 Dienstleistungen). Auch die Zusammenarbeit mit anderen Diensten hat sich erweitert.

Welche Personen möchte die Lilith ansprechen?

Lilith möchte Menschen mit ihrer Individualität, ihren Bedürfnissen und Anliegen ansprechen – unabhängig von Sprache, Nationalität, politischer, religiöser und sexueller Orientierung. Im Rahmen einer Einzelbegleitung, im Kontext von Partnerschaft, Familie und/oder Gruppe. Lilith versteht Familie als eine vielfältige Möglichkeit des Zusammenlebens und Heranwachsens und begleitet traditionelle Familien, alleinstehende Eltern, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien und Familien mit Migrationshintergrund mit Wertschätzung und Offenheit.

Welche Themen werden angesprochen?

Zentrale Themen sind die Frauengesundheit und Verhütung, die Begleitung während der Schwangerschaft und in der Zeit nach der Geburt. Die psychologische und pädagogische Beratung, Psychotherapie und Rechtsberatung.

Welche Angebote können in Anspruch genommen werden?

Neben der individuellen Unterstützung zu den oben genannten zentralen Themen, bietet die Familienberatungsstelle ein umfangreiches Kursangebot an. In diesem Rahmen können sich werdende Eltern von der Schwangerschaft an bis hin zu den ersten Lebensjahren ihres Kindes von Fachpersonen begleiten lassen, sich selbst und anderen im Austausch begegnen (Kurse zur Vorbereitung auf das Elternwerden, Babymassage und Wassergewöhnung sowie Gesprächsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten). Zum Thema Frauengesundheit gibt es achtsame und stärkende Gruppenangebote für Mädchen, junge und reife Frauen. Für Eltern, die ihr Baby verloren haben, findet monatlich ein Treffen statt. Ebenso werden Gesprächsrunden für Männer und Kurse für Paare angeboten. Für Patchworkfamilien und Regenbogenfamilien. Einen Einblick in alle Angebote gibt es auf der Homepage: www.lilithmeran.com

Interview: Yvonne Rauter

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