Welchen wichtigen Platz Denkmäler im öffentlichen Raum einnehmen und, dass Frauen dieser Raum nicht selbstverständlich zugestanden wird, zeigte sich in den vergangenen Wochen in Berlin.
Vor fast einem Monat, am 28. September 2020 hat die AG „Trostfrauen“ im Korea Verband eine Friedensstatue in Berlin-Moabit errichtet. Die Statue zeigt ein kurzhaariges Mädchen mit geballten Fäusten auf dem Schoß und einem Vogel auf der Schulter.
Die Friedensstatue erinnert an die über 200.000 Mädchen und Frauen aus 14 Ländern, die vom japanischen Militär während des Asien-Pazifik-Krieges (1931- 1945) im gesamten asiatisch-pazifischen Raum als sogenannte „Trostfrauen“ sexuell versklavt worden sind. – Koreaverband
Seit 2011 stellt das Bildhauerduo Kim Seo-kyung und Kim Eun-sung diese und ähnliche Statuen her. Die erste steht gegenüber der japanischen Botschaft in Seoul. Sie wurde dort im Dezember 2011 aufgestellt. Weitere sind unter anderem in den USA, Australien und Nepal zu finden.
Die Proteste begannen in den 1990er Jahren und forderten eine aufrichtige Entschuldigung und Entschädigung für die überlebenden Opfer vonseiten Japans – und sie dauern bis heute an. Zwar hat Japans Regierung anerkannt, dass die Gewaltverbrechen stattgefunden haben, versucht aber unter dem wachsenden Einfluss rechter Geschichtsrevisionisten jede Erinnerung daran zu unterbinden.
Die Friedensstatuen stehen inzwischen nicht mehr nur für den Protest der „Trostfrauen“, sondern gelten international als Symbol gegen Kriegsverbrechen an Mädchen und Frauen.
Die Friedensstatue soll mahnen und erinnern, sowie den Ansporn geben, Verbrechen an Mädchen und Frauen zu verfolgen, zu ahnden, und letztendlich aus der Welt zu schaffen, so Nataly Jung-Hwa Han, die Vorsitzende des Korea-Verbands.
Kurze Zeit nach der Errichtung des Mahnmals in Berlin-Moabit kommt die Nachricht, dass das Bezirksamt Mitte die Genehmigung für die Friedensstatue widerruft. Als Begründung werden „aktuelle Störungen der deutsch-japanischen Beziehungen“ genannt. Auch die Städtepartnerschaft mit einer japanischen Stadt ist gefährdet.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Japanische Regierung Druck ausübt, um das Aufstellen einer Friedensstatue zu verhindern. 2016 hat Freiburg die Errichtung einer Statue auf Druck der japanischen Regierung verhindert.
Infolge der Ankündigung, die Berliner Statue müsse innerhalb einer Woche entfernt werden, folgten Proteste, Kundgebungen und eine Demonstration. Unter anderem sprach sich auch die Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale dafür aus, wie wichtig das Berliner Mahnmal gegen sexuelle Kriegsgewalt sei.
Noch steht die Statue – inzwischen liegt der Fall bei Gericht. Vorerst kann die Statue bleiben, aber die Gespräche in den kommenden Wochen werden entscheidend.
Wir schließen uns dem Aufruf für den Erhalt der Friedensstatue in Berlin an. Denn sexualisierte Gewalt darf nicht unter den Teppich gekehrt werden. In den 90er Jahren haben Frauen unter anderem aus Korea das Schweigen gebrochen und sind mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen und haben dazu beigetragen sexualisierte Kriegsgewalt in der Öffentlichkeit präsent zu machen. Denn die Aufarbeitung dieser Verbrechen ist notwendig.
Wusstet ihr, dass auch in Meran ein Mahnmal gegen sexualisierte Gewalt zu finden ist? Es befindet sich im Erdgeschoss beim Eingang zum Frauenmuseum am Kornplatz in Meran.
Das Denkmal wurde von der Künstlerin Sieglinde Tatz Borgogno kreiert und am 8. März 2013 im öffentlich zugänglichen Erdgeschoss errichtet. Monika Hauser, die Gründerin von medica mondiale, ist Patin des Denkmals und sagte zur feierlichen Eröffnung:
Leider gibt es nur allzu viele Gründe, um immer wieder über Gewalt gegen Frauen aufzuklären und wir alle dürfen nicht nachlassen, unser Bewusstsein zu schärfen…
Wir dürfen uns nicht von unsren eigenen Gefühlen abschneiden, sondern sollten die Empörung über so viel Gewalt an Frauen und Mädchen fühlen und ihr einen Ausdruck geben; nicht mehr länger zu sexuellen Übergriffen in Schulen, an der Uni, bei den Nachbarn, in der eigenen Familie, wo auch immer, schweigen. Das kostet oft sehr viel Mut, aber dieser Mut gibt uns dann auch oft ungeahnte neue Kraft. Und wir werden feststellen, wir sind nicht alleine, wir sind viele.
Judith Mittelberger