Erinnermich – Frauen.schreiben.Geschichte.
Ein Blog über Geschichte, Klischees, Philosophie und Pionierinnen.
Mein Name ist Marlene Erschbamer, ich bin 37 Jahre alt und Südtirolerin. Ich bin Tibetologin, Philosophin, Mutter, Gesellschaftskritikerin und seit kurzem auch Bloggerin. Die Philosophie und mein Interesse an Geschichte begleiten mich seit Kindheitstagen an. Und ja, noch heute wundere ich mich über die Welt, die Menschen, angebliche Selbstverständlichkeiten und versuche dahinter Dynamiken aufzuspüren und zu verstehen.
Meine frühsten Kindheitserinnerungen sind mit philosophischen Fragen verbunden, die ich mir gestellt habe: Warum bin ich, wer ich bin, und warum bin ich nicht wer anderes und was bedeutet das oder eben auch nicht? Mit Sätzen wie „das ist halt so“ oder „das war immer schon so“ konnte ich noch nie etwas anfangen. Sehr früh entdeckte ich auch meine Leidenschaft für Geschichte und andere Kulturen. Nach einigen Umwegen haben mich diese Interessen zum Studium nach München geführt, wo ich in die Tibetologie, Philosophie und Soziologie eingetaucht bin. Als promovierte Tibetologin beschäftige ich mich heute unter anderem mit der Übersetzung und Interpretation von Tibetischen Texten und setze mich nach wie vor mit philosophischen Diskursen auseinander.
Während meiner ganzen Schullaufbahn und auch im Studium habe ich allerdings eines vermisst: Frauen in der Geschichte und Philosophinnen, die einem ein anderes Weltbild vermitteln, als das des weißen Mannes. Sind Frauen unbedeutend, unsichtbar und vergessen? Ein Blick in die Geschichtsschreibung legt das nahe. Stimmt so aber nicht. Klar, seit jeher werden Frauen und ihre Philosophien, Entdeckungen und Errungenschaften entweder vergessen, übersehen oder kleingeredet – und zwar rund um den Globus und durch alle Epochen hindurch. Es geht selten um Menschengeschichte, sondern meist um Männergeschichte.
Heute noch nehmen fast nur Männer eine zentrale Rolle im Geschichtsunterricht oder in der Philosophie ein. Das liegt auch an einer Jahrtausend alten Tradition und Reproduktion einer patriarchalischen Geschichtsschreibung. Um Frauen Gehör zu verschaffen bedarf es einer Dekolonisation des Wissens. Menschen sollen gleichberechtigt wahrgenommen und rezipiert werden – unabhängig des Geschlechts, der Hautfarbe, Religion usw. Von Kolonisation ist nicht nur die Rede, wenn es um nationale Gebietserweiterungen und Unterdrückung fremder Völker geht. Eine viel subtilere Art der Kolonisation findet tagtäglich statt, wenn Themen nicht zu Wort kommen, oder selektives Wissen vermittelt wird.
In meinem Blog schreibe ich genau über diese Dinge: wie Frauen weltweit die Geschichte mitgeschrieben haben, ohne allgemeine Erwähnung zu finden, damit verbundenen Klischees, über Philosophinnen durch alle Epochen hindurch bis hin zu Pionierinnen, die unsere Welt aktiv mitgestaltet und verändert haben. Mein Blog soll Brücken von der Vergangenheit in die Gegenwart schlagen, um an bemerkenswerte Frauen zu erinnern und zeitgleich Alltäglichkeiten besser nachvollziehen zu können. Nicht nur große Denker prägen unsere Welt, auch Frauen haben ihren Anteil daran – und das häufiger, als einem vielleicht bewusst ist. www.erinnermich.eu – jeden Freitag ein neuer Eintrag.
Marlene Erschbamer