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Prinzessinnenjungs. Wie wir unsere Söhne aus der Geschlechterfalle befreien

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Der Feminist, Journalist und Vater Nils Pickert erläutert in seinem Buch „Prinzessinnenjungs“ wie stark verankert die Erwartungen bezüglich Geschlechterrollen auch gegenüber Jungs sind. Jungs verdienen nämlich genauso Körperkontakt, Mitgefühl und Trost. Sie verdienen es, Prinzessinnenjungs sein zu dürfen, Röcke tragen zu dürfen, ihre Gefühle auszudrücken und mit Puppen zu spielen. In jedem Jungen stecken Träume, Hoffnungen und Eigenschaften, die als unmännlich, schwach und mädchenhaft bezeichnet werden, nur weil sie aus der vermeintlichen Norm fallen.

Dabei gibt es viele Formen der Männlichkeit und jeder Junge sollte, genauso wie jedes Mädchen, alle Türen offen haben, um sich selbst zu finden. Jungs werden von ihren Gefühlen und ihrer Verantwortung getrennt und zwar nicht nur von Fremden, sondern auch von Freunden und dem familiären Umfeld. Sie üben und erleben konstant  psychische und physische Gewalt, auf dem Schulhof, in der Umkleidekabine, beim Biertrinken. Sie werden erniedrigt und verspottet und durch Gewalt eigentlich erst zu richtigen Männern geschliffen. Nicht weinen dürfen, Fußballversager, mit 14 noch keine Freundin haben, kleiner Pimmel, keinen hochkriegen, nicht mal richtig saufen können. Gehörst du nicht dazu, wirst du aussortiert, ausgegrenzt oder als „Homosexueller“ oder als „Mädchen“ abgestempelt.

Wann gelten Jungen wirklich als Jungen und warum werden sie »als Mädchen« abgewertet, wenn sie nicht den gängigen Männlichkeitsnormen entsprechen? Was können wir tun, um Jungen aus der Geschlechterfalle herauszuhelfen? Pickert meint das einzige sei, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Der freiberufliche Journalist, Vater von inzwischen vier Kindern, wurde im Jahre 2012 bekannt, als er seinen Sohn, der Kleider und Röcke liebt, unterstützte, in dem er selbst einen Rock anzog und mit ihm Hand in Hand durch die Straßen zog.

Nur an wenigen Stellen geht Nils Pickert auf die Argumente der antifeministischen Männerrechtsbewegung ein. Diese Männer befürchten dass »echte Männer« zu kurz kommen und die stereotypen Männlichkeitsbilder zu wenig Beachtung finden. Dabei unterstreicht Pickert, wie gefährlich diese toxische Maskulinität gerade für die Sozialisierung von Jungs sei, denn „wir werden nur dann originäre, wirkmächtige und hilfreiche Jungen- und Männerarbeit leisten können, wenn wir einsehen, dass Frauen und Mädchen nicht unsere Feindinnen sind.“

Sarah Trevisiol

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