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Frauenquote in der Wirtschaft – was hat sich getan?

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Das Jahresende bietet immer Anlass Forderungen, Vorhaben, Versprechen, Maßnahmen etc. Revue passieren zu lassen und nach dem aktuellen Stand zu fragen.

Am Ende von 2019 machen wir deshalb – mit Blick auf das Jahr 2020, in dem das Gleichstellungs- und Frauenförderungsgesetzes des Landes Südtirol seit einem Jahrzehnt bestehtFrauen in der Wirtschaft zum Thema.

  • Seit dem Gleichstellungs- und Frauenförderungsgesetzes des Landes Südtirol von 2010 muss jedes Geschlecht mit mindestens einem Drittel in Landesgremien und Landesgesellschaften vertreten sein.
  • Seit 2012 gilt in Südtirol, dass in „Aufsichts- und Verwaltungsräten in Gesellschaften des Landes, der Gemeinden oder Bezirkskörperschaften […] [k]eines der beiden Geschlechter mit mehr als zwei Dritteln vertreten […] [sein darf, andernfalls wird] die Bestellung unwirksam.“ (ëres Nr. 4/2012, S. 5-6)
  • Italienweit ist 2012 auch die sog. „quote rosa“ oder „legge Golfo-Mosca“ (LEGGE 12 luglio 2011, n. 120 und LEGGE 23 novembre 2012, n. 215) in Kraft getreten. Diese schreibt börsennotierten Gesellschaften und Unternehmen mit staatlicher Beteiligung vor, dass in neu bestellten Verwaltungs- und Aufsichtsräten bis 2015 eine Frauenquote von 20% und ab 2015 eine Frauenquote von 30% Prozent einzuhalten ist. Anderweitig drohen Sanktionen.
Bildquelle: Pixabay

Doch wie sieht es (fast) 10 Jahre nach diesen Gesetzgebungen in Südtirol aus? Was hat sich getan? Wo (be)finden sich Frauen? Woran muss noch gearbeitet werden?

Die Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler der Verdi Grüne Vërc haben bereits im August dieses Jahres eine Reihe von Fragen zum Stand der Umsetzung des Gleichstellungsgesetzes an die Südtiroler Landesregierung geschickt. Die Fragen können hier nachgelesen werden, die Antworten der Landesregierung hier.

Um die aktuelle Situation besser einschätzen zu können, ist ein Blick zurück notwendig. Der ëres Nr. 4 von 2012 (S. 9-10, 12-13) können folgende Daten entnommen werden:

Die 25 Gesellschaften, an denen das Land Südtirol beteiligt ist, wiesen vor 2010 folgenden Frauenanteil auf:

  • Verwaltungsrätinnen: 2%
  • Aufsichtsrätinnen: 1%

Im Jahr 2012 hingegen:

  • Verwaltungsrätinnen: 12%
  • Aufsichtsrätinnen: 20%

In Gemeindebetrieben (mit Beteiligung über 50%) betrug der Frauenanteil 2012:

in Bozen

  • in Verwaltungsräten: 11%
  • in Aufsichtsräten: 39%

in Meran

  • in Verwaltungsräten: 19%
  • in Aufsichtsräten: 32%

Zur Situation der Frauen in großen Südtiroler Unternehmen mit über 100 Beschäftigten lassen sich aus dem 5. Forschungsbericht zur Beschäftigungslage von Frauen in den großen Südtiroler Unternehmen – Biennium 2016/2017 folgende Daten übernehmen:

In den 136 Betrieben, die sich an der Studie beteiligt haben, stellten Frauen zum Zeitpunkt der Umfrage und je nach Qualifikation folgenden Anteil aller Beschäftigten:

  • Führungskräfte: 7,9% (aufgeteilt auf 17 Unternehmen)
  • Leitende Angestellte: 21,8%
  • Arbeiter und Lehrlinge: 27,0%
  • Projektmitarbeiter: 44,6%
  • Angestellte: 51,1&
  • Sonstige Typologien: 57,3%

Es sind Veränderungen und Verbesserungen erkennbar, ebenso wie Unterschiede je nach Beschäftignugsort und Qualifikation. Die sog. „gläserne Decke“ hält sich je nach Bereich hartnäckig.

Dabei wäre eine Ausgewogenheit der Geschlechter in den verschieden qualifizierten Stellen sehr wichtig bis äußerst vorteilhaft, wie in einem Beitrag des Deutschlandfunk im November berichtet wurde. Verschiedene Studien belegen nämlich „einen deutlichen Zusammenhang zwischen der finanziellen Performance und dem Börsenkurs eines Unternehmens und einem erhöhten Frauenanteil in Führungspositionen“ sowie, dass „der Aktienkurs umso höher [ist], je mehr Frauen in der Geschäftsleitung operative Verantwortung tragen.“ Genaueres kann in der Studie der Beratungsgesellschaft McKinsey und im „CS Gender 3000“ des Credit Suisse Research Institute nachgelesen werden.

In Südtirol ist der vom Landesbeirat für Chancengleichheit, dem WIFI und dem Service für Weiterbildung und Personalentwicklung der Handelskammer Bozen organisierte Lehrgang für künftige Verwaltungsrätinnen ein wertvoller Schritt hin zu mehr Veränderung. Hoffentlich folgen in Zukunft weitere derartige Projekte und Initiativen.

Bildquelle: Pixabay

Yvonne Rauter

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