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Gratis Menstruationsartikel in Schottland

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Es ist wieder Zeit für unsere Rubrik #tanterosa. Heute berichten wir über eine zukunftsweisende gesetzlichen Neuerung: Am 24. November hat das Parlament in Edinburgh ein weltweit bahnbrechendes Gesetz erlassen. Es verpflichtet öffentliche Einrichtungen und Gebäude in Schottland künftig Periodenartikel kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Die an vielen Schulen und Universitäten in Schottland bereits seit 2018 gängige Praxis wurde damit in einen rechtlichen Rahmen gefasst. Gleichzeitig wurde das kostenlose Bereitstellen von Periodenartikeln aber auch auf das ganze Land und weitere öffentliche Ortewie Apotheken, Gemeindezentren und Jugendclubs – ausgedehnt.

Eingebracht wurde der Gesetzesentwurf von der Labour-Abgeordneten Monica Lennon. Diese setzt sich bereits seit 2016 für eine rechtliche Regelung ein, die gegen das Problem der Periodenarmut vorgeht.

Vielen Mädchen, Frauen und Familien, die nur ein geringes Einkommen haben, fehlt nämlich monatlich das Geld um Menstruationsartikel zu kaufen.

Bildquelle: Frantisek_Krejci auf pixabay

Laut Grassroots-Bewegung „Women for Independence hat fast jede fünfte Frau in Schottland zu wenig Geld für Monatshygieneartikel. Jede zehnte Frau gab an, dass sie gezwungen ist andere lebensnotwenige Haushaltsartikel dem Kauf von Periodenartikel vorzuziehen.

Die Kinderhilfsorganisation „Plan International“ hat in einer Studie für das Jahr 2017 erhoben, dass „sich in Großbritannien jedes zehnte Mädchen keine Binden oder Tampons leisten“ kann. Rund 14 Prozent der 1000 befragten Teenager gaben an, sich ihre Monatsartikel aus Kostengründen selbst zu basteln.

Aber auch die Scham entsprechende Hygieneartikel zu kaufen, führt dazu, dass viele Frauen und Mädchen einen eingeschränkten Zugang zu Menstruationsprodukten haben.

In der Not wird häufig auf Klopapier, Socken, Stofflappen oder alte Zeitungen als Ersatz zurückgegriffen, was negative gesundheitliche Auswirkungen haben kann.

Periodenarmut kann aber auch dazu führen, dass Menstruierende, die sich die entsprechenden Produkte nicht leisten können, einfach von der Schule oder Arbeit fern bleiben.

Rose Caldwell, die Leiterin des Kinderhilfswerks Plan International UK, weist in diesem Zusammenhang „auf das „giftige Trio“ an Problemen hin, das zur sogenannten Menstruations-Prekarität führt:

  • Die Kosten der Hygiene-Artikel, die viele mittellose Mädchen und Frauen zu ungeeigneten Alternativen greifen lassen,
  • mangelnde Kenntnisvermittlung zu dem Thema
  • sowie „Stigma und Scham im Zusammenhang mit der Periode“.“
Photo by Josefin on Unsplash

Die negativen Auswirkungen der Menstruations-Prekarität auf Hygiene, Gesundheit und Wohlbefinden von Mädchen und Frauen können durch gesetzliche Maßnahmen verringert werden.

Die Maßnahmen, die von den einzelnen Staaten und Ländern getroffen werden, um „eine Benachteiligung von Mädchen und Frauen während ihrer Tage“ zu vermeiden, gehen dabei unterschiedlich weit.

Heute haben wir über das Vorreiter-Beispiel Schottland berichtet. In vielen anderen Ländern gibt es allerdings noch keine gesetzliche Pflicht in öffentlichen Einrichtungen und Gebäuden kostenfreie Menstruationsprodukte zur Verfügung zu stellen. Stattdessen wird in vielen Ländern noch über die Besteuerung der Menstruationshygieneartikel – die sogenannte „tampon tax“diskutiert.

In Großbritannien werden Sanitärprodukte mit 5 Prozent besteuert. In Deutschland wurde die Mehrwertsteuer mit dem Jahreswechsel zu 2020 von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Auch in Frankreich, Spanien, Polen und Österreich kam es nach Protesten zu einer Senkung. In einigen Ländern – wie z.B. Irland, Kanada, Indien, Kenia oder Australien – wurden Periodenartikel aber auch schon von der Steuer befreit. In Italien fallen Monatshygieneartikel mit einem Steuersatz von 22% leider immer noch in die übliche und zugleich höchste Steuerklasse – zusammen mit Autos, elektronischen Gegenständen und Luxusgütern. Im Umkehrschluss heißt das, dass Monatshygieneartikel nicht als essenzielle oder Grundgüter angesehen werden.

Um die Benachteiligung von Menstruierenden zu beenden braucht es entsprechende gesetzliche Regelungen, aber auch einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit dem (Tabu-)Thema Menstruation. Menstruation ist kein Luxus sondern eine natürliche Körperfunktion, die einen großen Teil der Menschheit einen großen Teil ihres Lebens begleitet. Menstruation ist keine Wahl, sondern normal. Dementsprechend sollte sich auch unser Umgang mit Menstruation und den dafür notwendigen essenziellen (!) Hygieneartikeln ändern.

Die Rubrik #tanterosa, einmal im Monat mit Tipps und Infos

 

Yvonne Rauter

 

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