Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
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„…,dass Scheitern vollkommen in Ordnung ist.“

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Die freie Journalistin und Autorin Evelyn Höllrigl Tschaikner betreibt seit nunmehr fünf Jahren ihren Blog Little Paper Plane. Um welche Themen es in ihrem Blog geht und wie ihr Buch „Nachwehen“ entstand erzählt sie uns heute in der Rubrik #Bloggerin.

Wollen Sie sich kurz vorstellen?

Mein Name ist Evelyn Höllrigl Tschaikner, ich bin 34 und gebürtige Leifererin. Ich habe in Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studiert und wurde im Anschluss Redakteurin bei einem Magazin. Seit der Geburt meiner ersten Tochter 2016 arbeite ich als freie Journalistin und habe parallel angefangen auf Little Paper Plane zu bloggen. Zwischenzeitlich haben wir in München und Stuttgart gelebt und sind dieses Jahr, kurz vor der Geburt unseres dritten Kindes, zurück nach Wien gezogen. Im Mai ist mein erstes Buch „Nachwehen-Trost und Hilfe bei überwältigenden Gefühlen rund um die Geburt“ erschienen und soll eine Umarmung für alle neugeborenen Mütter sein.

Wie kam Ihr Interesse einen Blog zu erstellen und was treibt Sie an? 

Als ich 2016 angefangen habe über Mutterschaft zu bloggen trieb mich vor allem eines an: Der Drang, ehrlich zu sein. Die damaligen Blogs von und für Mütter beschäftigten sich mit DIY-Projekten und Rezepten (und daran ist nichts Verwerfliches) allerdings fehlten Berichte über ehrliche Emotionen in diesem verrückten Leben als Mama, über die Angst zu scheitern und über schönschreckliche Geburtserlebnisse und über Feminismus und Mutterschaft. Ungefiltert und echt. Mittlerweile erreiche ich über meinen Blog Little Paper Plane (https://littlepaperplane.net) und meinem Instagramprofil (@little.paper.plane) mehrere tausend Frauen, denen es genauso geht wie mir.

Warum dieser Titel Little Paper Plane ?

Der Grund ist ziemlich unspektakulär: Ich wollte einen Mama-Blog der nicht „Mama“ im Namen hat und habe mich, sehr unkreativ, auf mein kleines Tattoo eines Papierfliegers berufen.

Es sind doch so einige Themen, die Sie aufgreifen – woher bekommen Sie die Informationen, aus welcher Quelle schöpfen Sie?

Meine Inspiration ist der Alltag. Der Druck, der auf uns Müttern lastet, dieser Drang zur Perfektion, die Erwartungen, die uns entgegengebracht werden. Und ich versuche aufzuzeigen, dass Scheitern vollkommen in Ordnung ist. Dass es normal ist die eigenen Kinder über alles zu lieben, aber trotzdem die eigene Freizeit zu schätzen und mal eine Auszeit vom Mama-Dasein zu brauchen.

Wen wollen Sie erreichen und haben Sie auch Rückmeldungen?

Ich will Frauen und Mütter erreichen, die verunsichert sind und die vielleicht sehen müssen, dass es bei anderen Frauen auch chaotisch zugeht – egal ob das die Unordnung im Wohnzimmer oder die in der Gefühlswelt ist. Ich stehe im täglichen Kontakt zu meinen Leserinnen und bekomme tolle Rückmeldungen. Besonders die Mails, die ich von Frauen nach der Lektüre unseres Buches bekommen habe, schätze ich sehr.

Das Buch Nachwehen ist aus der Arbeit im Blog entstanden?

Das Buch ist in allererster Linie aufgrund einer tiefen Freundschaft mit meiner Co-Autorin Annika Rösler entstanden. Wir haben uns kennengelernt, als ich in München gewohnt habe. Zusammen haben wir insgesamt sechs Kinder und die Geburten könnten allesamt unterschiedlicher nicht sein. Von Notkaiserschnitt über Intensivstation, geplanten Kaiserschnitten bis hin zur unauffälligen Spontangeburt war alles dabei. Und doch verbindet uns eines: all diese Gefühle, über die in keinem der Geburtsvorbereitungskurse oder Bücher die Rede war. Gefühle, die nach einer Geburt vollkommen normal sind, über die aber kaum jemand spricht. Weil sie zu „unordentlich“ sind und einfach nicht in diese puderrosa Welt der selig lächelnden Mama passen. Mit unserer Idee zu „Nachwehen“ haben wir uns ans „Penguin Randomhouse“ gewandt und wurden dort unter Vertrag genommen. Im Mai ist unser Buch „Nachwehen-Trost und Hilfe bei überwältigenden Gefühlen rund um die Geburt“ erschienen – unser siebtes Baby, wenn man so will. (https://www.penguinrandomhouse.de/Suche.rhd?searchText=nachwehen)

Evelyn Höllrigl Tschaikner mit Co-Autorin Annika Rösler

Ihr Lebensmotto?

„Du musst hier nicht dazu gehören, aber such dir was zu dir gehört“ (Aus „The geek“ von Wir sind Helden)

Interview: Sissi Prader

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