Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
Frauenmuseum | Museo delle donne

„Gebet mit den Händen“

0

Im Monat November stellen wir zwei Freundinnen vor, die sich zu Klosterarbeiten – Liebe zu einem alten Kunsthandwerk, gefunden haben.

Könnt ihr euch beide kurz vorstellen?

Mein Name ist Gerti Lechner und ich bin aus Lana. Nach Beendigung der Kaufmännischen Lehranstalt in Meran mit Abschluss als Betriebsbuchhalterin bin ich in das Elektrofachgeschäft mit Fahrrädern und Motorrädern meiner Eltern eingestiegen. Nebenberuflich habe ich die Matura nachgeholt. Nach dem frühen Tod meines Vaters übernahm ich das Geschäft und arbeitete auch in der Werkstätte mit. Damit ich die Mechaniker-Lehrlinge weiterhin ausbilden konnte, wurde ich sogar als Mechanikerin eingetragen. Zur damaligen Zeit, Anfang der 90er Jahre war das nicht selbstverständlich.  Anfang der 2000er Jahre verkleinerte ich mich und hatte nur mehr das Elektrogeschäft in neuen Räumlichkeiten am Gries. 2019 habe ich das Geschäft geschlossen und bin in Rente gegangen. Als Ausgleich machte ich Sport, Skifahren, Bogenschießen, Tennis usw. und bereiste die nahe und ferne Welt.

Mein Name ist Johanna Straudi und ich bin aus Bozen. Nach der Pflichtschule besuchte ich drei Jahre die Fachschule für wirtschaftliche Frauenberufe in Imst. Anschließend besuchte ich die Krankenpflegeschule in Brixen, die ich mit dem Diplom 1968 abschloss. Nach knapp 40 Jahren im öffentlichen Gesundheitsdienst ging ich in Rente. Lange Zeit pflegte ich gleichzeitig meine sehr alt gewordenen Eltern, von denen ich die Liebe zu Kunst, Kultur und Volkskunde auf unzähligen kleinen Reisen und Wanderungen mitbekommen habe. Schon mit 20 machte ich alleine meine erste Auslandsreise, von denen bis heute viele weitere in aller Herren Länder folgten.

Wie seid ihr beide als Freundinnen zusammengekommen?

Wir haben uns vor über 30 Jahren auf einer Studienreise nach Tibet kennengelernt und uns verbinden viele gemeinsame Hobbys; Reisen, Fotografieren, Krippensammeln und Wandern. Auch sind wir für Kunst, Archäologie und Volkskunde zu begeistern und besuchen gerne Museen und Ausstellungen.

Ihr habt ein gemeinsames Hobby gefunden, das euch sehr erfüllt!

Unseren ersten Kurs für Klosterarbeiten besuchten wir in Bozen bei Frau Eva Eccli und diesem folgten viele weitere im In- und Ausland, wie z.B. Österreich, Deutschland, Schweiz. Wir versuchen verschiedene Referenten und Referentinnen zu finden, da jeder und jede einen anderen Zugang zu den Klosterarbeiten hat und somit auch andere Techniken verwendet. Bald nach dem ersten Kurs traten wir dem Verein „Freunde der Klosterarbeiten“ bei, dem ich Gerti seit zwei Jahren als Präsidentin vorstehe.

An der Arbeit faszinieren uns die vielen aufwendigen Techniken, die teilweise sehr schwer zu erlernen sind und viel Geduld und Ausdauer erfordern. Das Erhalten dieses Kunsthandwerks liegt uns am Herzen.

Wo und wie wurden diese Arbeiten früher ausgeführt?

Klosterarbeiten sind seit mehreren hundert Jahren Bestandteil des religiösen Brauchtums.

Die Wurzeln reichen bis ins Mittelalter

Schon der Begriff Klosterarbeit besagt, dass die Gold- und Silberdrahterzeugnisse ursprünglich in Klöstern angefertigt wurden. Die Wurzeln gehen zurück bis ins Mittelalter. Der Tagesablauf der Klosterfrauen sah neben Chorgebet und geistlicher Lesung hauptsächlich Handarbeit vor. Es wurde kunstvoller Altarschmuck angefertigt sowie Heiligenbilder und -figuren verziert. Das 16. Jahrhundert eröffnete den Klosterfrauen durch den erwachenden Reliquienkult ganz neue Möglichkeiten der kunsthandwerklichen Betätigung. Die Wohnung ist mittlerweile voll von ihren eigenen Klosterarbeiten: Auf Regalen, Tischchen und in Glasvitrinen finden sich Jesukindln auf Pölstern, in Wiegen und Holzkästchen und unter Stürzen, in Vasen stecken bunte Altarkränze und an den Wänden hängen kunstvoll verzierte Bildtafeln.

Klosterarbeiten wurden in Frauen-, aber auch Männerklöstern gefertigt. Auch heute noch begegnen wir in unseren Kursen einzelnen Männern.

Woher bekommt ihr das Material und erzählt von der Technik?

Das Beschaffen der Materialien wird leider immer schwieriger. In Österreich und Bayern gibt es noch Fachgeschäfte, die wir meist einmal jährlich aufsuchen. Bei den verschiedenen Kursen, aber auch über das Internet werden wir auch fündig.

Es gibt eine Werkstatt, in der wir beide Stunden über Stunden dem Hobby nachgehen.

Wir beide besitzen unzählige Bücher über die verschiedenen Techniken der Klosterarbeiten und wir besuchen regelmäßig Kurse. Dem Kunsthandwerk sagen sie keine rosige Zukunft voraus. Ihrem Verein fehlt der Zulauf, junge Menschen zeigen laut ihren Erfahrungen kein Interesse.

Unser Motto:

Finde immer Zeit für Dinge, die dich daran erinnern, wie schön das Leben ist, denn das Leben ist zu kurz für irgendwann

Comments are closed.