Beate Uhse, geboren als Beate Köstlin am 25. Oktober 1919 auf Gut Wargenau bei Cranz in Ostpreußen (heute Selenogradsk, Russland), wuchs in einem liberalen und aufgeklärten Elternhaus auf. Ihr Vater war Landwirt, ihre Mutter eine der ersten praktizierenden Ärztinnen Deutschlands – beide sprachen offen mit ihren Kindern über Sexualität und Hygiene.
Schon früh zeigte Beate Interesse an der Fliegerei. Mit 18 Jahren erwarb sie ihren Pilotenschein und wurde während des Zweiten Weltkriegs Testpilotin und später Hauptmann in einem Überführungsgeschwader der Luftwaffe. 1939 heiratete sie ihren Fluglehrer Hans-Jürgen Uhse, der 1944 im Krieg fiel. 1943 kam ihr Sohn Klaus zur Welt.
Nach Kriegsende floh sie mit ihrem kleinen Sohn in einem herrenlosen Militärflugzeug aus dem eingeschlossenen Berlin nach Norddeutschland – ein waghalsiger Akt, der ihre Entschlossenheit unterstrich.
In der Nachkriegszeit begann sie, Aufklärungsbroschüren zu vertreiben, die auf dem Wissen ihrer Mutter basierten.
Beate Uhse war eine Pionierin der sexuellen Aufklärung und Gründerin des weltweit ersten Sexshops – doch ihr Lebenswerk war nicht frei von Skandalen und Kontroversen.
Gesellschaftliche Tabubrüche
- Erotik-Versandhandel ab 1949: Schon der Start ihres Unternehmens mit Aufklärungsbroschüren und Kondomen galt als skandalös in der prüden Nachkriegszeit.
- Sexshop-Eröffnung 1962: Der erste Sexshop in Flensburg sorgte für öffentliche Empörung und juristische Auseinandersetzungen. Produkte wie der „Gummipeter“ wurden als „unzüchtig“ eingestuft.
- Staatsanwaltliche Ermittlungen: Behörden versuchten mehrfach, ihre Produkte und Werbematerialien als sittenwidrig zu verbieten.
Wirtschaftliche Skandale und Insolvenz
- Insolvenz 2017: Die Beate Uhse AG musste Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Gründe waren Missmanagement, hohe Schulden und die Abwanderung der Kundschaft zu modernen Online-Anbietern.
- Verlust des Pionierstatus: Trotz ihrer historischen Bedeutung verlor das Unternehmen zunehmend an Relevanz und Marktanteil.
Persönliche Kontroversen
- Beate Uhse wurde von konservativen Kreisen und Teilen der feministischen Bewegung kritisiert – teils wegen ihrer kommerziellen Ausrichtung, teils wegen ihrer offenen Haltung zur Sexualität.
Trotz gesellschaftlicher Tabus und juristischer Hürden setzte sie sich für einen offenen Umgang mit Sexualität ein. Ihr Unternehmen wuchs zu einem europaweit tätigen Konzern heran, der 1999 als Beate Uhse AG an die Börse ging. Sie trug maßgeblich zur Liberalisierung der Sexualmoral in Deutschland bei.
Beate Uhse starb am 16. Juli 2001 in St. Gallen, Schweiz. Ihr Lebenswerk lebt in der Marke und dem Sender Beate-Uhse.TV weiter.
