Ruth Handler war eine amerikanische Geschäftsfrau, deren Name untrennbar mit der Entstehung der Barbie-Puppe verbunden ist. Geboren am 4. November 1916 in Denver, Colorado, als Ruth Marianna Mosko, wuchs sie als Tochter polnisch-jüdischer Einwanderer in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon früh zeigte sie Unternehmergeist und Kreativität – Eigenschaften, die später ihre Karriere prägen sollten.
In den 1930er Jahren zog Ruth nach Los Angeles, wo sie ihren späteren Ehemann Elliot Handler heiratete. Gemeinsam gründeten sie 1945 mit Harold Matson das Unternehmen Mattel. Ursprünglich stellte Mattel Bilderrahmen her, doch bald verlagerten sie den Fokus auf Spielzeug – ein Bereich, in dem Ruths Gespür für Marktbedürfnisse und Trends besonders zur Geltung kam.
Die Idee zur Barbie-Puppe entstand aus Ruths Beobachtung ihrer Tochter Barbara, die gerne mit Papierpuppen spielte und sich dabei in verschiedene Rollen hineinversetzte – von der Krankenschwester bis zur Schauspielerin. Ruth erkannte, dass es auf dem Markt keine Puppe gab, die Mädchen erlaubte, sich als Erwachsene zu imaginieren. Während einer Reise nach Europa entdeckte sie die deutsche Puppe „Lilli“, die als Vorlage für Barbie diente. Trotz anfänglicher Skepsis innerhalb von Mattel setzte Ruth sich durch – und 1959 wurde Barbie auf der American Toy Fair in New York vorgestellt.
Barbie war revolutionär: Sie war keine Baby- oder Kleinkindpuppe, sondern eine stilisierte junge Frau mit modischer Kleidung und einem selbstbewussten Auftreten. Ruth benannte sie nach ihrer Tochter Barbara. Zwei Jahre später folgte Ken – benannt nach ihrem Sohn Kenneth. Die Puppe wurde schnell zum weltweiten Erfolg und veränderte die Spielzeugindustrie nachhaltig. Ruth Handler hatte nicht nur ein Produkt geschaffen, sondern ein kulturelles Symbol.
Doch Ruths Leben war nicht nur von Erfolgen geprägt. In den 1970er Jahren wurde sie wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten bei Mattel kritisiert und verließ das Unternehmen. Kurz darauf erkrankte sie an Brustkrebs und musste sich einer Mastektomie unterziehen. Diese Erfahrung führte sie zur Gründung von „Nearly Me“, einer Firma, die realistische Brustprothesen für Frauen herstellte – ein weiteres Beispiel für ihren Innovationsgeist und ihr soziales Engagement.
Ruth Handler starb am 27. April 2002 in Los Angeles. Ihr Vermächtnis lebt weiter: Barbie ist bis heute eine der bekanntesten Spielzeugfiguren der Welt und hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neu erfunden – als Astronautin, Ärztin, Präsidentin oder Umweltschützerin. Ruth Handler bleibt eine Pionierin, die nicht nur ein Spielzeug erfand, sondern Millionen von Mädchen weltweit inspirierte, groß zu träumen.
Barbie war und ist eine kulturelle Ikone – aber auch ein Symbol für gesellschaftliche Kontroversen.
Die Diskussionen reichen von Körperbildern über politische Botschaften bis hin zu internationalen Skandalen.
Körperbild und Konsumkritik
– *Unrealistische Schönheitsideale*: Barbie wurde oft kritisiert, weil ihre Proportionen ein verzerrtes Körperbild vermitteln, das besonders junge Mädchen beeinflussen kann.
– *Konsumverherrlichung*: Die Marke steht für eine Welt voller Luxus, Mode und Oberflächlichkeit – was als problematisch für die Wertevermittlung gilt.
Politische und kulturelle Kontroversen
– *Vietnam-Verbot*: Der Barbie-Film wurde in Vietnam verboten, weil eine Weltkarte im Film die umstrittene „Neun-Striche-Linie“ zeigt – ein geopolitisch sensibles Thema im Südchinesischen Meer.
– *Absage in Frankreich*: Eine Open-Air-Vorführung des Films wurde nach Gewaltdrohungen abgesagt. Kritiker warfen dem Film vor, „für Homosexualität zu werben“.
– *Zensur in arabischen Ländern*: Der Film wurde 2023 in Ländern wie Libanon, Kuwait und Katar verboten – offiziell „zum Schutz der Familie“.
Der Barbie-Film als feministisches Statement?
– *Greta Gerwigs Interpretation*: Der 2023 erschienene Film zeigt Barbie als Figur, die sich mit der realen Welt und patriarchalen Strukturen auseinandersetzt. Das führte zu geteilten Meinungen – manche loben den Film als feministisch, andere kritisieren ihn als oberflächlich.
– *Marketing und Diversität*: Mattel hat in den letzten Jahren versucht, inklusivere Barbies zu entwickeln – mit verschiedenen Hautfarben, Körperformen und Berufen.
Gesellschaftlicher Zwiespalt
– Barbie ist *gleichzeitig Symbol für Fortschritt und Rückschritt*. Sie war „auf dem Mond, bevor Frauen Kreditkarten besitzen durften“ – aber auch jahrzehntelang ein Abbild westlicher Schönheitsnormen.
