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Die rasende Hebamme

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Heute, am 20. Dezember 2024 feiern wir den 108. Geburtstag von Irmgard Richter-Heinrich.

Irmgard Richter-Heinrich wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern auf und besuchte die Frauenfachschule und die höhere Handelsschule. Beeinflusst durch eine Freundin, entschied sie sich gegen den Wunsch ihres Vaters für eine Ausbildung in der Krankenpflege und Geburtshilfe. Ihre erste Anstellung fand sie in der Landesfrauenklinik in Hannover, wo sie schließlich eine private Entbindungsklinik leitete.
Im Jahr 1942 verzeichnete die KdF-Stadt bereits 398 Geburten und benötigte dringend eine Geburtshelferin. Irmgard Richter-Heinrich, eine gut ausgebildete Fachkraft mit Erfahrung, bewarb sich und erhielt die Stelle. Sie wurde als Geburtshelferin in der KdF-Stadt eingestellt.

In der KdF-Stadt musste sie sich schnell an die rauen Bedingungen anpassen. Bei ihrer ersten Geburt stellte sie fest, dass es an sauberer Wäsche und Grundausstattung mangelte, was sie dazu brachte, bei zukünftigen Geburten eigene Wäsche mitzubringen. Sie leistete Geburtshilfe bei Arm und Reich, auch während Bombenangriffen, und war aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft und Effizienz sehr geschätzt.

Den Spitznamen „die rasende Hebamme“ verdankte sie ihrem Motorrad, das sie nach mehreren Fahrraddiebstählen erwarb. Später kaufte sie ihr erstes Auto. Irmgard war zweimal verheiratet, ihr erster Mann blieb im Krieg vermisst, und sie baute ein Haus in Wolfsburg. Trotz persönlicher Schwierigkeiten zeigte sie immer wieder Lebensmut.

Ende der 1960er Jahre gab sie ihre Tätigkeit in Wolfsburg auf, als durch den Pillenknick weniger Hausgeburten anfielen. Bis zu ihrem Tod genoss sie ihren Altersruhesitz in Spanien, reiste viel, freute sich aber auch an ihrem Garten, an seltenen Pflanzen und Blumen und immer wieder an dem Zusammensein mit Freunden.

Ihre Lebensdevise lautet „Stillstand ist Rückgang“.

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