Der Internationale Tag der Bildung wurde 2018 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen und findet jährlich am 24. Januar statt. Zum ersten Mal wurde dieser Aktionstag im Jahr 2019 begangen. Sein Ziel ist es, die bedeutende Rolle der Bildung für Frieden und Entwicklung und als öffentliches Gut zu würdigen.
Die Vereinten Nationen möchten an diesem Tag darauf aufmerksam machen, dass Gleichstellung nur möglich ist, wenn alle Menschen die gleichen Chancen auf lebenslange, qualitativ hochwertige Bildung haben. Der Tag soll helfen, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen und allen Menschen weltweit gerecht den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
Wir, das Frauenmuseum, nehmen uns das Thema “Mädchenbildung” sehr zu Herzen.
Die Geschichte der Mädchenbildung ist ein faszinierendes Thema, das sich über Jahrhunderte erstreckt und viele Veränderungen durchgemacht hat.
Hier ist eine Übersicht:
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Im Mittelalter hatten Mädchen nur begrenzte Bildungsmöglichkeiten, meist beschränkt auf Lesen, Singen und religiöse Unterweisung in Frauenklöstern. Töchter aus adeligen Familien wurden auf ihre zukünftige Rolle als Ehefrauen und Mütter vorbereitet1. Im 14. Jahrhundert entstanden in einigen Städten Mädchenschulen, die jedoch weiterhin auf traditionelle weibliche Rollen ausgerichtet waren.
16.bis 18. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert wurden in protestantischen Städten vermehrt Mädchenschulen gegründet, und einige Mädchen konnten gemischte Schulen besuchen. In katholischen Gebieten übernahmen neue Frauenorden wie die Ursulinen und Englischen Fräulein die Bildung von Mädchen1. Diese Schulen boten weiterhin Lesen, religiöse Unterweisung und weibliche Arbeiten, manchmal auch Schreiben und Rechnen.
19.Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert begannen sich die Bildungschancen für Mädchen langsam zu verbessern. Frauenbewegungen setzten sich für bessere Bildungsmöglichkeiten ein, und es entstanden erste Gewerbeschulen für Frauen1. Trotz dieser Fortschritte blieb der Bildungsweg der Mädchen oft auf die Vorbereitung auf die Rolle als Hausfrau und Mutter beschränkt.
20.Jahrhundert und Moderne
Im 20. Jahrhundert wurden Mädchen allmählich Zugang zu höheren Bildungsstätten und Universitäten gewährt. Die Frauenbewegung setzte sich weiterhin für die Gleichstellung der Geschlechter ein und kämpfte für die Öffnung von Bildungseinrichtungen für Frauen2. Heute haben Mädchen in vielen Ländern Zugang zu allen Bildungsstufen und Berufsmöglichkeiten, obwohl es immer noch Herausforderungen gibt, insbesondere in ländlichen und benachteiligten Gebieten.
Die Geschichte der Mädchenbildung zeigt, wie sich die Rollen und Chancen von Frauen im Laufe der Zeit verändert haben und wie wichtig Bildung für die Gleichstellung der Geschlechter ist.
Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht und ein wesentliches Instrument zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung von Frauen und Mädchen. Bildung eröffnet Mädchen die Möglichkeit, ihre Potenziale voll auszuschöpfen, ihre Rechte wahrzunehmen und aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen. Weltweit gehen 132 Millionen Mädchen nicht zur Schule, davon 34,3 Millionen im Grundschulalter, 30 Millionen im Alter der unteren Sekundarstufe und 67,4 Millionen im Alter der oberen Sekundarstufe. In Ländern die von Konflikten betroffen sind ist die Wahrscheinlichkeit des Schulabbruchs von Mädchen doppelt so hoch wie in politisch stabilen Ländern.
55 Prozent der Kinder im Primarschulalter, die nicht zur Schule gehen, sind Mädchen. Von den weltweit rund 781 Millionen erwachsenen Analphabeten sind fast zwei Drittel Frauen.
Hier sind einige Punkte aufgelistet wieso Mädchenbildung wichtig ist :
Wirtschaftliche Auswirkungen
Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts (BIP): Studien zeigen, dass eine Erhöhung der Bildung von Mädchen zu einer Steigerung des BIP führt. Gebildete Frauen können produktivere Beiträge zur Wirtschaft leisten.
Reduzierung der Armut: Bildung hilft, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Gebildete Frauen haben tendenziell höhere Einkommen und können ihre Familien besser unterstützen, was zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen führt.
Gesundheitliche Vorteile
Bessere Gesundheitsversorgung: Gebildete Frauen haben mehr Wissen über Gesundheitsvorsorge, Hygiene und Ernährung. Dies führt zu einer besseren Gesundheit sowohl für sie selbst als auch für ihre Familien.
Reduzierung der Kindersterblichkeit: Gebildete Frauen neigen dazu, weniger Kinder zu haben und können diese besser versorgen, was die Kindersterblichkeitsrate senkt.
Gesellschaftliche Vorteile
Gleichstellung der Geschlechter: Bildung fördert die Gleichstellung der Geschlechter, indem sie Mädchen die gleichen Chancen und Rechte wie Jungen bietet. Dies trägt zur Reduzierung von Diskriminierung und Geschlechterungleichheit bei.
Politische Teilhabe: Gebildete Frauen sind eher in der Lage, sich politisch zu engagieren und Führungsrollen zu übernehmen. Sie können ihre Gemeinschaften besser vertreten und für ihre Rechte und Bedürfnisse eintreten.
Herausforderungen und Barrieren
Trotz der offensichtlichen Vorteile stehen viele Mädchen weltweit vor erheblichen Hindernissen beim Zugang zu Bildung:
Armut: In vielen Regionen können sich Familien die Kosten für Schulgebühren, Uniformen und Schulmaterialien nicht leisten.
Kulturelle Normen: Traditionelle Geschlechterrollen und -erwartungen können Mädchen davon abhalten, zur Schule zu gehen, insbesondere in ländlichen oder konservativen Gemeinschaften.
Konflikte und Unsicherheit: In Konfliktgebieten ist der Zugang zu Bildung oft eingeschränkt. Schulen werden zerstört oder sind nicht sicher, und Mädchen sind besonders gefährdet.
Initiativen zur Förderung der Mädchenbildung
Verschiedene internationale Organisationen und Initiativen arbeiten daran, den Zugang von Mädchen zu Bildung zu verbessern:
- **UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization)**: Die UNESCO hat Programme wie “Education for All” und die “Girls’ Education Initiative”, die darauf abzielen, den Zugang zu Bildung für Mädchen weltweit zu verbessern.
- **UNICEF (United Nations International Children’s Emergency Fund)**: UNICEF arbeitet in über 150 Ländern, um sicherzustellen, dass jedes Kind, unabhängig von Geschlecht, Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung hat.
- **Plan International**: Mit dem Programm “Because I Am a Girl” setzt sich Plan International für die Gleichstellung der Geschlechter und die Unterstützung von Mädchen in ihrer Bildung ein.
- **Malala Fund**: Gegründet von der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, setzt sich dieser Fonds für die Rechte von Mädchen auf Bildung weltweit ein.
- **Girl Up**: Diese Kampagne der United Nations Foundation unterstützt Mädchen in Entwicklungsländern, indem sie ihnen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und wirtschaftlichen Möglichkeiten bietet.
Lokale Gemeinschaftsprojekte: In vielen Ländern gibt es gemeindebasierte Programme, die sich für die Bildung von Mädchen einsetzen. Diese Programme bieten Stipendien, Mentoring und Unterstützung für Familien, um Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen.
Fazit
Mädchenbildung ist ein wesentlicher Schlüssel zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und zur nachhaltigen Entwicklung. Investitionen in die Bildung von Mädchen haben tiefgreifende positive Auswirkungen auf Einzelpersonen, Familien, Gemeinschaften und ganze Länder. Es ist wichtig, die Barrieren abzubauen, die Mädchen am Zugang zu Bildung hindern, und sicherzustellen, dass alle Mädchen die Chance haben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.