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Welche Bedeutung hat Freund(innen)schaft?

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Acht Monate lang hat uns im Frauenmuseum dieses Jahr die Sonderausstellung “Frauenfreundschaften – Vom emotionalen Austausch bis zum Netzwerk” begleitet. In dieser Zeit gab es viel Austausch, viele Gespräche, Diskussionen und Reflexionen rund um das Thema Freundschaft im Allgemeinen aber auch Freundschaft unter Frauen* ganz im Speziellen.

Was ist Freundschaft? Wen nennt man einen Freund oder eine Freundin? Wie wird man eigentlich zu Freund(inn)en? Was passiert und entsteht dabei zwischen den Personen?

Haben Sie schon mal über diese Fragen nachgedacht?

Lange Zeit der Geschichte galt Freundschaft als etwas zwischen Freunden – also Männern. Der griechische Philosoph Aristoteles ist einer der bekanntesten und meistgenannten Personen, wenn es darum geht, Freundschaft zu definieren. Allerdings lebte er vor über 2000 Jahren und seither hat sich einiges getan. Freundschaft gab und gibt es nämlich genauso auch unter Frauen* oder zwischen Frauen* und Männern*. Ausschlaggebend für eine Freundschaft ist also weniger das Geschlecht, sondern vielmehr gemeinsame Interessen, Werte, eine ähnliche Grundhaltung und die Tatsache auf einer „ähnlichen Wellenlänge“ zu sein. Diese bilden das Fundament für eine Freundschaft, die mit der Zeit und dem gemeinsam Erlebtem zu etwas stark Verbindendem und Vertrautem heranwächst und aufblüht.

Hat Freundschaft aber auch Grenzen? Kann man auch mit der Familie befreundet sein? Und wo verläuft die Trennlinie zwischen Freundschaft und Liebe?

Wo endet das eine? Wo fängt das andere an? Es gibt viele innige Verbindungen zwischen Menschen: Freundschaft, Freundinnenschaft, elterliche Liebe, Liebe zwischen Partner*innen, Verbundenheit aufgrund von geteilten Schicksalen… Sie alle machen die Vielfalt der menschlichen Nahbeziehungen aus – wie wichtig ist denn eine genaue Unterscheidung eigentlich?

Bildquelle: Unsplash

Welche Bedeutung hat nun aber Freundschaft unter Frauen*? Handelt es sich dabei um etwas Besonderes? Was macht den Wert einer Freundschaft unter Frauen* aus?

Viele Frauen* haben (mindestens) eine beste Freundin. Oft ist diese sprichwörtlich ein Fels in der Brandung – sie ist in jeder Lebenssituation für eine da, man kann mit ihr über alles, auch über die noch so intimsten Dinge reden, frau vertraut ihr manchmal vielleicht sogar mehr an als dem*der eigenen Partner*in. Freundinnen sind auf einer emotionalen, persönlichen und Beziehungsebene enge Vertrauenspersonen füreinander, doch es geht auch darüber hinaus. Wie Juliane Brumberg richtig festhält, birgt das Befreundet-Sein von Frauen auch eine politische Komponente. Wenn sich Frauen bewusst sind und bewusst machen, dass ihr Geschlecht in einer Freundschaft nicht egal ist und sie der Tatsache befreundete Frauen zu sein, Bedeutung geben, dann spricht Brumberg von einer Freundinnenschaft. Das Motto der zweiten Frauenbewegung ab den späten 1960er Jahren – „Das Private ist politisch“ – trifft damit auch auf Freund(innen)schaften unter Frauen zu.

Und wie sieht Freundschaft unter Frauen* heute aus? Welche Bedeutung kommt ihr zu? Was verlangt Freundschaft von jede*r von uns?

Freundinnenschaft ist vielfältig, kann ein ganzes, ein halbes Leben oder auch nur einen bestimmten Lebensabschnitt andauern. Manche Freundinnenschaften sind zerbrochen, andere aus den Augen verloren und manche werden erst noch werden. Frauen*, die uns nahestehen, mit denen wir durch dick und dünn gehen, mit denen wir auch mal zusammenkrachen, die uns kritisieren, herausfordern, begleiten, dabei zusehen wie wir zu der geworden sind, die wir heute sind und uns vielleicht auch manchmal zu einem besseren Menschen machen, begleiten uns ein ganzes Leben lang. Denken wir oft genug an die Wichtigkeit dieser Nahbeziehungen? Schätzen wir (unsere) Freund(innen)schaften ausreichend? Haben Freundinnenschaften einen angemessenen Stellenwert in unserer Gesellschaft und unserem historischen Gedächtnis? Jede*r von uns kann und muss einen Beitrag leisten. So müssen Freund(innen)schaften von beiden Seiten gepflegt und einander wertschätzend, sensibel und respektvoll begegnet werden. Darüber hinaus können (und sollten?) wir aber auch ein anderes Verständnis und Bewusstsein für Freund(innen)schaften entwickeln und dieses verbreiten.

Bildquelle: Unsplash

Marilyn Yalom und Theresa Donovan Brown schreiben in ihrem Buch “Freundinnen. Eine Kulturgeschichte”:

Das weibliche Freundschaftsmodell hat es schon immer gegeben, nur leider haben die einstigen Verwalter unserer gemeinsamen Geschichte das gerne unter den Tisch gekehrt. Damit ist jetzt Schluss. Die Kraft und oft auch die Weisheit dessen, was Frauen in Freundschaften suchen und finden, könnte zukünftige Generationen zu einem würdevollen und hoffnungsvollen Leben in friedlicher Koexistenz hinführen.

 

In diesem Sinne möchten wir die verschiedenen Biographien, Geschichten und Schicksale der Freundinnen, die wir in unserer Sonderausstellung vorgestellt und temporär zugänglich gemacht haben, einem breiteren Publikum öffnen.

Die vollständigen Texte der Ausstellung können ab sofort HIER nachgelesen werden.

 

Yvonne Rauter

 

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