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Nachtrag zur Buchvorstellung „die Sekretärin“ von Annegret Braun

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Sekretärin damals und heute

Sekretärin ist ein eher weiblich verorteter Beruf, der sich nicht exakt definieren lässt. Ein Beruf mit besonderen Herausforderungen, hohen Anforderungen, in dem andere unterstützt und eigene Leistungen nicht unbedingt gesehen werden.

Das Büro war einmal eine Welt, in der Männer unter sich waren, denn: Der Beruf des Sekretärs war ein Männerberuf.

Das änderte sich auch durch den Einzug von Schreibmaschinen ins Büro, denn die ersten Schreibmaschinen waren laut, rochen nach Öl und Farbe und passten so nicht zum geistigen Berufsbild der Sekretäre.

Frauen nutzten ihre Chance und den damit gebotenen Einstieg in die Arbeitswelt, sie übernahmen die Arbeiten, die die Männer nicht machen wollten.

Eine Tätigkeit mit niedriger Einstiegsschwelle war für junge Frauen in der Nachkriegszeit häufig die einzige Chance, beruflich ihren Geist zu beweisen – eine gute Ausbildung wurde ihnen häufig vorenthalten. Dazu war der Beruf der Sekretärin eine der wenigen Möglichkeiten, finanzielle und persönliche Freiheit zu finden.

Woher der Name „Sekretärin“ überhaupt kommt? Wenn wir es auf das englische Wort „Secretary“ ableiten, wird sehr schnell klar, dass ein „Geheimnis“ dahinterstehen muss. Geheimnis kommt von „geheim“, im Büro also von „verschwiegen“.

Tatsächlich ist die Fähigkeit, verschwiegen zu sein, eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Büroarbeit.

Ursprünglich – vor mehr als 100 Jahren – gab es hauptsächlich männliche Sekretäre. Diese waren als „Geheimschreiber“ bekannt und hatten eine eigene Arbeitsstube – ihr Sekretariat.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert eröffnete sich für Frauen die Möglichkeit, im Büro einer bezahlten Arbeit nachzugehen. So begannen Frauen in den USA in den 1860er Jahren ihre Arbeit im Büro, da es wegen eines Krieges an männlichen Arbeitskräften mangelte. Und obwohl sehr schnell klar war, dass Frauen diese Arbeit (damals noch hauptsächlich Briefe kopieren oder schreiben) besser machten als Männer, blieb deren Arbeit viele Jahrzehnte wesentlich schlechter bezahlt.

Heute gibt es nur wenige Prozent männliche Sekretäre, die annähernd ähnliche Arbeiten verrichten wie die Frauen.

Allerdings: Das Aufgabengebiet im Büro hat sich wesentlich geändert. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel heute im Büro geleistet wird. Sekretärinnen leisten einen wesentlichen Beitrag am Erfolg der Chefs.

Eines ist natürlich geblieben: die Verschwiegenheit. Sie hören und sehen so viel, dass Sie niemandem erzählen dürfen. In vielen Berufen gibt es für solche Situationen Überwachungen, doch für das Büro gibt es so etwas wirklich nur sehr selten.

Im Büro wird so viel von Ihnen gefordert, dass es nutzbringend ist, wenn Sie sich mindestens einmal am Tag klar machen, was Sie alles leisten.

 

Sigrid Prader

 

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