Am vorigen Mittwoch haben Irene Hager und Thea Unteregger zum Jahreskreisfest der Wintersonnenwende – “Geburt des Lichts” – im Schloss Auer eingeladen. Jahreskreisfeste werden in den letzten Jahren immer mehr wieder gefeiert und wir haben die beiden gefragt, was dahinter steckt. Und wieso sie diese Feste begehen.
Thea, du beschäftigst dich jetzt schon seit Jahren mit den Göttinnen. Es ist mehr als nur ein künstlerisches Projekt. Wie kamst du dazu und was bedeuten sie in der heutigen Zeit laut dir?
Mich interessiert, welche Vorstellungen von Weiblichkeit es in meiner Umgebung gibt und gab.
Ich will wissen, was unter den katholischen Heiligen liegt und außerhalb der Frauenbilder, die mir in der modernen Welt täglich begegnen.
Bei meinen Recherchen habe ich eine große Vielfalt von Frauengestalten entdeckt, die ganz unterschiedliche Qualitäten haben: Manche sind sanft, andere wild, manche sind kantig und schroff, andere anschmiegsam.
Es macht mir Spaß als Frau die Wahl zu haben, an welchen Archetypen ich mich orientieren möchte, welche Geschichten mir gut tun.
Ich recherchiere, welche archäologischen Funde und Sagen es im Alpenraum gibt und frage mich: „Was hat diese weibliche Figur mit uns heute zu tun, was hat sie uns zu sagen?“ Dann folge ich meiner Intuition, die die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenführt.
Irene, schon als Museumsvermittlerin hast du dich bemüht, altes Brauchtum nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und es lässt sich als Kräuterexpertin gut verbinden, nicht wahr? Kannst du uns dazu was erzählen?
Ich glaube, dass sich Menschen immer schon an natürliche Rhythmen gehalten haben. Die Jahreszeiten bestimmen das Leben.
Ein großer Teil unseres Brauchtums geht darauf zurück, dass die Menschen die Jahreszeiten gefeiert haben, indem sie sich bei Gottheiten bedankt oder Bitten an sie gesandt haben.
Kräuter haben dabei auch eine Rolle gespielt. Denn Pflanzen sind die Wohnstätten von Göttinnen und Göttern, durch die Kräuter wirken göttliche Kräfte.
Wieso Jahreskreisfeste? Wieso organisiert ihr zwei die zusammen?
Alle Feste in unserer religiösen Tradition gehen auf den Jahreskreis zurück, auf das Wachsen, Ernten und Welken von Pflanze, auf die Geburt und den Tod von Tieren, die wir zum Überleben brauchen.
Die alten Religionen gelten heute nicht mehr, aber die Feier der Jahrszeiten, das gemeinsamen Huldigen der Kräfte der Natur ist geblieben.
Wir organisieren die Jahreskreisfeste gemeinsam, weil Thea mit ihrer tiefen Recherche der alpinen Göttinnen die Verbindung zur Urkraft unserer Landschaft wieder aufgenommen hat und Irene mit den Kräutern die Verbundenheit mit der Natur aufnimmt und vermittelt.
Was können wir uns dabei erwarten? Wer ist eingeladen?
Bei jedem Jahreszeitenfest geht es um eine bestimmte Qualität, die wir auch in den zugehörigen Göttinnenfiguren ausgedrückt sehen.
Irene und ich stellen ganz grundsätzliche Überlegungen zur Zeitqualität vor und kombinieren sie mit praktischen Tätigkeiten und Tipps.
Wir rühren Salben und Räuchern, wir wünschen und reflektieren.
Wir Menschen sind sinnliche Wesen und wir möchten, dass unsere TeilnehmerInnen die besonderen Eigenschaften der Zeit wahrnehmen, in der wir uns gerade befinden, sie spüren und hören und schmecken, wie die Wurzelsuppe, die wir beim Herbstfest über dem offenen Feuer gekocht haben.
Eingeladen sind dazu alle Interessierten, die Lust auf ein paar besinnliche und gemütliche Stunden im Freien haben.
Wann finden die nächsten Jahreszeitenfeste statt?
Am 3.2.2019, 25.3.2029, 30.4.2019, 9,6.2019. …
Für alle weiteren Informationen könnt ihr euch per Mail an Thea und Irene wenden. Und wer heute ebenfalls die Wintersonnenwende feiert: Wir wünschen euch alles Gute zur Geburt des Lichts!