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“Lass andere Reden, lächle und tu was du möchtest. was mir allerdings selten gelingt, ich rede immer😉”

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Unsere Frau des Monat November ist Susanne Ferstl, gebürtige Meranerin, arbeitet seit der Matura (HOB) im Farben – und Bastelgeschäft Farben Ferstl, zusammen mit Schwester und Bruder.

Im Interview mit Sissi Prader erzählt sie über ihre Projekte, ehrenamtliche Tätigkeiten und Privates.

Kannst du dich kurz vorstellen?

Ferstl Susanne Solveig. Dänischer Zusatznamen meiner Mutter übersetzt ” Sonnenweg” .
Gerade 60 Jahre alt geworden am 03.10.1964. Zwei Geschwister (Jens und Katrin). Ich bin die Älteste. In Meran geboren und aufgewachsen, seit 30 Jahren verheiratet., 2 Kinder Elisabeth (28) und Peter (24). Oma von 2 Enkelkindern (6 und 4 Jahre).


Du bist in einer mehrsprachigen Familie aufgewachsen und schätzt die Wurzeln deiner Mutter, die aus Dänemark stammt und evangelisch aufgewachsen ist. Für dich war dieses Aufwachsen sicher bereichernd und gibst es deinen Kindern weiter?

Meine dänische Mutter kam im fernen 1963 auf einen Besuch nach Meran und war ein halbes Jahr drauf mit meinem Vater verheiratet. Zum Entsetzen der Dänen: ein Italiener mit all den verbunden Klischees. Es hat sich dann herausgestellt, dass alles kein Thema war und es war eine schöne Zeit. Den Sommer in Dänemark und ansonsten hier in Südtirol. Daheim hochdeutsch und dänisch, Dialekt und italienisch in der Schule. Wobei es damals in der Schule kaum Vorbehalte gab, nicht das Dänisch und nicht das Evangelisch. Im Gegenteil, wir haben einige Bräuche in die Schule gebracht: Santa Lucia im Dezember, dänische Lieder. Einzig der katholische Pfarrer hatte so seine Bedenken und ich durfte trotz Intervention alle Schüler nicht an der SKJ oder an den gemeinsamen kirchlichen Nachmittagen teilnehmen.

Meine Kinder verstehen dänisch, können ein bisschen sprechen, aber es gibt nicht mehr so viele Anhaltspunkte in Dänemark. Wir Menschen sind sterblich. Geblieben sind ein großes Familienverständnis und ein toller Zusammenhalt in der Familie bis in die junge Generation hinein. Noch ist “Mormor” d.h. Mutters Mutter das Familienoberhaupt und sie schafft es alle zusammenzubringen.

Dein Vater hat ein Traditionsgeschäft aufgebaut und du hast es mit deiner Schwester übernommen. War dies gleich ein Wunsch und sicher eine Herausforderung?

Das Familiengeschäft war nicht mein Wunsch. Ich wollte Reisebegleiterin oder Stewardess werden und schon gar nicht in Meran bleiben.
Nach der Matura habe ich im Geschäft ausgeholfen und aus einem Jahr wurden zwei, dann drei, Heirat, Kinder und als Älteste war ich es schon gewohnt Verantwortung zu übernehmen.


Deine ehrenamtliche Tätigkeit ist innerhalb der evangelischen Gemeinschaft bei den Frauen aktiv zu sein.
Wie kam es dazu?

1963 durfte man nicht mit 2 verschiedenen Konfessionen heiraten. Mein Vater wurde evangelisch und hat lange Jahre als Schatzmeister in der evangelischen Kirche fungiert. Unsere Kirche ist nicht groß, man kennt sich und hilft mit, da kommt man schnell ins Ehrenamt.


Du hast die Präsidentschaft des
Evangelischen Frauenvereins übernommen. Welche Aufgaben hat dieser Verein und wie bringt er sich ein, welche Ausrichtung habt ihr Frauen dem Verein gegeben?

Den evangelischen Frauenverein gibt es schon seit 130 Jahren. Immer schon mit einem sozialen Hintergrund. Damals für Frauen mit unehelichen Kindern oder allgemein für Frauen, die Hilfe notwendig hatten. Dem Frauenverein gehören 2 Häuser: Das Seniorenheim Bethanien und das Hotel Angelica.
“Hier bin ich Mensch, hier darf ich es sein” ist unser Grundsatz. Die Selbstbestimmung unserer Bewohner liegt uns sehr am Herzen.


Frauen zu stützen, sich konstruktiv auf allen Ebenen einbringen ist dir ein großes Anliegen – gibt es dazu auch weibliche Vorbilder?

Vorbilder, alle unsere früheren Präsidentinnen, die sich mit einfachen Mitteln helfen mussten, sehr viel Verantwortung übernommen haben und viel zu diesem Ist Zustand beigetragen haben.

Das innovative Wohnprojekt einer Immobilie, die der evangelischen Gemeinde gehört, hat medial Aufsehen gebracht. Kannst du kurz dieses Wohnprojekt vorstellen und ist es offen für alle Interessierten?

Hotel Angelica wurde bis jetzt immer verpachtet. Die Pacht verfällt 2025. Einige große Renovierungsarbeiten fallen an. Es lag also nahe, eine Ergänzung für das schon bestehende Seniorenheim zu schaffen
Wir merken, dass es vielen schwer fällt, den letzten Schritt ins Altersheim zu machen, wir möchten eine Vorstufe schaffen, damit dies leichter fällt. Das Projekt kostet circa 5.000.000 Euro und uns fehlen jetzt noch circa 1,6 Millionen. Deshalb kam uns die Idee, wenn jeder Südtiroler Bürger 3 Euro spendet, erhalten wir den fehlenden Betrag. Wir probieren und lassen nichts unversucht.
Sollte die Sammlung gelingen, ermöglichen wir Plätze für 15 – 30 Senioren. Jeder Südtiroler, der einen Platz braucht, hat die Möglichkeit zu uns zu kommen, denn wir sind ein konventioniertes Heim, kein privates.


Der Pastorenwechsel ist sehr periodisch in der Evangelischen Gemeinde, doch ihr bleibt eine konstante Wirklichkeit, was jeder nachfolgender Pastor auch zu schätzen weiß.

Unser Pastor wechselt alle 6 Jahre, er kann für weitere 3 Jahre gewählt werden, d.h. nicht länger als 9 Jahre.
Für mich hat es den Vorteil, dass vieles jedes Mal neu aufgemischt wird und das ist gut für alle. Bei jedem Pfarrer kommen auch andere Menschen zum Zug und die Gemeinde muss mehr zusammenhalten, denn der Pfarrer wechselt ja.


Wo kannst du neben deinem Geschäft, Familien und ehrenamtlichen Engagement auftanken? Wo kannst du dir Ausdauer und Kraft holen?

Auftanken.: ein Glas Prosecco, Gespräche in der Familie, auf dem Balkon sitzen und ins Tal blicken.

und zu guter Letzt: Dein Lebensmotto?

Lass andere Reden, lächle und tu was du möchtest. was mir allerdings selten gelingt, ich rede immer😉

 

Danke Frau Ferstl für das Interview. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

 

Sissi Prader

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