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Vom Handwerk des Pflanzenfärbens

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Immer schon beschäftigen sich Menschen mit Farbe, nehmen sie in ihrer Umgebung wahr, interpretieren sie und sind fasziniert von ihrer Wirkung. Vermutlich seit dem Neolithikum wurde überall auf der Welt experimentiert und geforscht und die ältesten Spuren von der Beschäftigung mit Farbe stammen von Höhlenmalereien aus der Steinzeit.

Farben kommen in der Natur in unterschiedlichen Formen vor: sie können mineralischen, tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sein. Die oben erwähnten Höhlenmalereien wurden mit mineralischen Pigmenten ausgeführt, die ziemlich widerstandsfähig sind und so die Zeit überdauern konnten.

Wann Menschen begannen, sich mit Pflanzenfarben zu beschäftigen, ist hingegen nicht so einfach zu bestimmen: Pflanzenfarben dienten vorwiegend der Verschönerung der Bekleidung und da Textilien vergänglich sind und mit ihnen auch die verwendeten Farben, ist nicht zweifelsfrei feststellbar, wann aus Pflanzen gewonnene Farbstoffe zum ersten Mal zum Einsatz kamen.

Die vermutlich ältesten Zeugnisse dieses Handwerks stammen aus China, sind über 4500 Jahre alt und eigentlich handelt es sich nicht um Textilien, sondern um handschriftliche Aufzeichnungen, die sich mit dem Färben von Textilien beschäftigen.

Die ältesten erhaltenen Textilien, die mit Pflanzenfarben gefärbt wurden, stammen aus Pharaonengräbern in Ägypten und Grabstätten der Maya. Von Griechen und Römern existieren schriftliche Überlieferungen, die von gefärbten Textilien berichten.

Im Mittelalter waren es zu Beginn vor allem jene mit Pflanzenkenntnissen, die sich dem Pflanzenfärben widmeten und dies vor allem der heilenden Wirkung bestimmter Pflanzen wegen taten – nicht wenige bezahlten ihre Kenntnisse mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen. Nichtsdestotrotz konnte das Wissen über Pflanzen und deren Färbekraft jedoch erhalten werden und mit der Zeit und fortschreitenden Kenntnissen begann sich das Handwerk des Färbers zu entwickeln: Es gab da die Schönfärber, die Blaufärber, die Schwarz- und die Schlichtfärber und die Standeszugehörigkeit bestimmte, wer welche Farben tragen durfte.

Durch Marco Polo und mit der Entdeckung Amerikas wurde die in Europa bestehende Farbpalette um jene, viel farbenprächtigeren Asiens und Südamerikas erweitert und immer noch war streng reglementiert, wer welche Farben tragen durfte, was nicht zuletzt auch an den hohen Preisen der Färbedrogen lag.

Erst die Entwicklung der Teerfarben (Anilinfarben) gegen Mitte des 19. Jahrhunderts und später der synthetischen Farbstoffe, und den damit verbundenen vergleichsweise niedrigen Produktionskosten ermöglichten es einer breiten Masse, sich mit farbiger Kleidung zu schmücken und tun dies heute noch.

So vorteilhaft die niedrigen Produktionskosten der künstlichen Farbstoffe gegenüber denen pflanzlicher Natur erscheinen mögen, überwiegen im Sinne der Nachhaltigkeit jedoch die Nachteile: Die in den Herstellerländern zur Produktion eingesetzten Chemikalien belasten die Umwelt ebenso wie die teils sehr hohen Wassermengen, die dann an anderer Stelle fehlen. Allerdings muss auch dazu gesagt werden, dass mit Pflanzenfarben die schier unüberschaubare Menge an produzierten Textilien gar nicht gefärbt werden könnte – die Ressourcen wären ziemlich schnell erschöpft.

Für das Färben im kleinen Rahmen eignen sich Pflanzenfarben jedoch hervorragend und bietet neben der Freude an der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Färberpflanzen auch die Genugtuung, mit den eigenen Händen etwas Einzigartiges zu erschaffen.

 

Text und Bilder: Claudia Winkler, Mitarbeiterin im Frauen Museum Meran

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