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Eine Geschichte der Kunst – ohne Männer

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Wusstet ihr, dass am morgigen 15. April der Welttag der Kunst begangen wird? Aus diesem Anlass möchten wir heute auf ein Buch hinweisen, welches Kunstgeschichte aus Frauensicht erzählt. Das Buch ist im Oktober 2022 in englischer Sprache erschienen, war von Anfang an sehr erfolgreich, hat Preise gewonnen und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden.

Im Oktober 2015 besuchte ich eine Kunstmesse und stellte fest, dass unter den Tausenden von Werken, die vor mir standen, kein einziges von einer Frau geschaffen worden war. Das löste eine Reihe von Fragen aus: Könnte ich auf Anhieb zwanzig Künstlerinnen nennen? Zehn vor 1950? Und welche vor 1850? Die Antwort war nein. Hatte ich also bei der Betrachtung der Kunstgeschichte eine männliche Perspektive eingenommen? Die Antwort war ja.

So beginnt das Buch „The Story of Art without Men – Große Künstlerinnen und ihre Werke“, welches 2022 in der deutschsprachigen Version im Piper Verlag erschienen ist. Die Kuratorin und Kunsthistorikerin Katy Hessel hat sich schon seit Jahren der Sichtbarmachung von Frauen in der Kunst gewidmet und diese auf ihrer Instagram-Seite @thegreatwomenartists gefeiert.

Instagram Seite von Katy Hessel

Das Buch, das mehr als 300 Werke von Künstlerinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart zeigt, soll die Abwesenheit von Frauen in der Kunstwelt thematisieren. Eine Studie aus dem Jahr 2019 hat festgestellt, dass in den Sammlungen der wichtigsten US-Museen 87 Prozent der Werke von Männern geschaffen wurden. In der Sammlung der National Gallery in London stammt heute nur 1 Prozent der vorhandenen Werke von Künstlerinnen; und dasselbe Museum hat im Jahr 2020 seine allererste Einzelausstellung einer Künstlerin (Artemisia Gentileschi) gewidmet.

Der Ausgangspunkt von Hessels Werk ist eine inzwischen bekannte Tatsache: Die Kunst hat die Frauen immer ausgegrenzt, so dass sie erst sehr spät Zugang zu den Kunstakademien hatten, geschweige denn zu Preisen oder dem wirklichen Kunstmarkt. Frauen wurden lange Zeit in die Rolle von Kunstamateurinnen gedrängt. Selbst als es ihnen schließlich erlaubt wurde, die Akademie zu betreten (in Frankreich und Italien sprechen wir von den späten 1880er Jahren), blieben sie vor allem Musen und Modelle männlicher Künstler. Dies war ein Käfig, aus dem sie sich lange Zeit nicht befreien konnten.

Die Dinge änderten sich mit der Explosion der modernen und avantgardistischen Kunst, als die Perspektive der Frauen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der künstlerischen Strömungen dieser Zeit zu spielen begann. In diesem Zusammenhang zitiert Hessel die Kunsthistorikerin Diane Radycki, der zufolge das, was die Kunst wirklich „modern“ machte, gerade die beispiellose Beteiligung von Künstlerinnen war.

Es ist verrückt, dass dieses Buch geschrieben werden musste

sagt Katy Hessel. Aber sein Erfolg spiegelt den Hunger wider, den wir nach Geschichten über Künstlerinnen haben, die viel zu lange übersehen worden sind.

Ich möchte den Elitismus in der Kunst aufbrechen. Viele Leute denken, Kunstgeschichte sei nichts für sie, weil sie mit der Welt der Galerien, Museen oder Auktionshäuser nicht vertraut sind. Aber ich glaube, dass es eine:n Künstler:in oder ein Kunstwerk gibt, das jeden einzelnen Menschen auf diesem Planeten anspricht. Man muss es nur finden.

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