Erneut auf die Straße, um Südtirol wachzurütteln
Zur Erinnerung:
in Bozen am Samstag, 5. Oktober
Start am Gerichtsplatz um 11 Uhr
Parcours
Der Marsch zieht lärmend und farbenfroh vorbei an verschiedenen Symbolen und Institutionen, an denen Ungleichheit hierzulande (re)produziert wird. Wir starten um 11 Uhr am Gerichtsplatz, ziehen über die Italienallee, die Freiheitsstraße, den Siegesplatz, die Talferbrücke und werden dann die Bozner Altstadt erreichen.
2023 wurden fünf konkrete Forderungen formuliert. Die Liste wäre länger, und sie wächst aufgrund des scharfen Winds von rechts sowohl gesamtstaatlich als europaweit, aber vor allem lokal! Die Bewegung Frauen*marsch hat sich für eben diese 5 entschieden, weil in einem Landtagsmandat realistisch umsetzbar, dringend und quantifizierbar, also messbar.
Keine dieser Forderungen wurde bis zum heutigen Datum wirklich umgesetzt! Nicht einmal die dringendste, jene nach einer adäquaten Immobilie für das nach 23 Jahren (!) immer noch provisorische Frauenhaus in Bozen, das ob der großen Nachfrage aus allen Nähten platzt. Die Verantwortung wird hin- und hergeschoben. In ganz Südtirol stehen derzeit nur 38 der laut Istanbul-Konvention 52 notwendigen Plätze für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder zur Verfügung.
Anlass für den „Marsch“ geben aber nicht nur diese unerfüllten Forderungen, sondern auch weitere noch bestehende Ungleichheiten, die Zurücksetzung von Frauen* aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Geschlechtsidentität, die nicht nachlassende Gewalt gegen Frauen (verbal-digital-sexualisiert-physisch), die alarmierend hohen Zahlen der in Frauenhäuser Schutzsuchenden und nicht zuletzt die immer länger werdende Liste jener Frauen, die Gewalt nicht überlebt haben. Die Bilanz der Femizide ist ernüchternd: Italienweit wurden im vergangenen Jahr (2023) 120 Frauen von ihren Partnern, Ex-Partnern oder Söhnen ermordet. Gesamtstaatlich rechnet man mit einem Femizid alle 60-72 Stunden: Letzthin nahmen Femizide sogar zu, im Vergleich zur Zahl der Morde insgesamt, die deutlich abgenommen hat. Von 1992 bis heute wurden in Südtirol 33 Frauen von ihren (ex)-Partnern umgebracht. 2023 haben sich 336 Frauen an die Kontaktstelle gegen Gewalt in Bozen gewandt, in Meran waren es 156. Und das ist nur ein Blick auf die zwei größten Einzugsgebiete und Beratungsstrukturen in Südtirol. Die Quästur in Bozen verzeichnete im selben Zeitraum (2023) 374 Verfahren im Rahmen des Codice Rosso. Daraufhin wurden 48 Annäherungsverbote verhängt. Und in den letzten Monaten, vom 1. Jänner bis 31. August 2024, wurden in Südtirol 262 solcher Anzeigen erstattet, es kam zu 38 Verhaftungen und 65 Annäherungsverbote. Und das Jahr ist noch nicht zu Ende.
Damit nicht genug: Im Südtiroler Landtag werden immer wieder Stellvertreterkriege durchgeführt, die der Gleichstellung schaden, statt sie zu befeuern: gegen den Gebrauch von Gendersternchen & Co. (eine der ersten Amtshandlungen eines Jürgen Wirth Anderlan 2024) und für die Verwendung des generischen Maskulinums in der öffentlichen Verwaltung (Beschlussantrag der Freiheitlichen 2021). Die Keule gegen feministische Teilerfolge wird nicht etwa nur auf der Oppositionsbank geschwungen und als „Genderideologie“ verteufelt. Seit auch in der Landesregierung Rechte und Rechtskonservative sitzen, vergeht kaum ein Monat, ohne Vorstöße zur Einschränkung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch und zur Stärkung der Prolife-Gruppierungen vonseiten der Fratelli d’Italia Abgeordneten. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hatte sich die Lega einen Fauxpas geliefert, Diversität und Gleichstellung verballhornt. Das patriarchale Gesellschafts- und Familienmodell steht in peinlichen politischen und medialen Hickhacks immer wieder Pate. Dieser Tendenz gilt es entschieden entgegenzuwirken.
Gerade weil viele Frauen müde sind von Ankündigungspolitik und Dokumenten, die in Schubladen verschwinden, fordern Bewegungen wie Frauen*marsch. Donne*in marcia umso empörter ein Zusammenspiel aller Entscheidungsträger*innen.
Wir sind laut, wir sind viele und wir lassen nicht locker!
Herzlich, in Vorfreude-Stimmung,
das Orga-Team Frauen*marsch-Donne* in Marcia
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