„Das Rote Zelt“ bietet einen Raum, in dem Frauen sich informieren, stärken und nähren; zuhören und gehört werden, gemeinsam lachen und weinen können, die Verbindung spüren und neue Sicht- und Lebensweisen kennenlernen.
Im Gespräch mit Lena Grüner, eine der beiden Organisatorinnen dieser Veranstaltung erfahren wir mehr.
Kannst du dich kurz vorstellen?
Hallo, ich bin Lena. Aufgewachsen bin ich in Meran, aber immer viel in der Welt unterwegs. Nach Studium und zahlreichen Reisen hat es mich jedoch in den letzten Jahren wieder hierher zurückgezogen.
Als älteste von drei Schwestern bin ich in einer liebevollen Familie und einem stets offenen Hause großgeworden. Der Kontakt zur Natur und zu anderen Menschen war für mich immer sehr wichtig. Zudem habe ich eine große Neugier für verschiedene Kulturen entwickelt, mich intensiv mit meinem Körper und meiner Sexualität auseinandergesetzt und durfte an zahlreichen Frauenseminaren und Frauenkreisen teilnehmen. Da meine Mutter, Christina Moser, seit vielen Jahren Frauenseminare in der Familienberatungsstelle Lilith leitet und auch privat wertvolle Frauenarbeit leistet, bin ich quasi in dieses Thema hineingewachsen und schon seit jungen Jahren aktiv dabei.
Das Studium der Sozialpädagogik eröffnete mir dann die Möglichkeit, mit den unterschiedlichsten Menschen zu arbeiten, von Kleinkindern über Jugendliche bis hin zu Erwachsenen. Die Wildnispädagogik vermittelte mir einen neuen Zugang zur Natur und bereicherte mein Wissen darüber. Die Sexualpädagogik hat mir wichtige Einsichten und Perspektiven geboten.
- Wie bist du als junge Frau auf das Projekt „Das Rote Zelt“ aufmerksam geworden?
So jung bin ich gar nicht mehr mit meinen 36 Jahren 😉 Ich durfte 2022 bei einem „Roten Zelt“ in Österreich (Wels) mitwirken. Gemeinsam mit meiner Mutter leiteten wir einen Abend zum Thema „Die zyklische Kraft im weiblichen Schossraum“. Es war eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Das Zelt war komplett mit roten Tüchern geschmückt, erleuchtet von Kerzen und sanftem Licht. In der Mitte fanden sich Frauensymbole, während gemütliche Sitzgelegenheiten am Rand eine ruhige und einladende Atmosphäre schufen. Alles strahlte Harmonie und Geborgenheit aus. Besonders die Zeit im Frauenkreis, der Austausch und das Gefühl der Verbundenheit waren einfach herrlich.
- Was wurde angeboten und was hat dich fasziniert?
Das Programm beim „Roten Zelt“ in Wels war richtig bunt und vielfältig. Neben unserem Abend wurden Themen wie Gendermedizin, heilsame Berührung, Ahninnen-Arbeit, Frauengeschichten und vieles mehr behandelt. Besonders beeindruckt hat mich, dass kompetente Referentinnen ihr Wissen kostenlos weitergeben, um allen Frauen zu ermöglichen, daran teilzuhaben; und der wohlwollende und offene Austausch im Frauenkreis ist etwas ganz Besonderes. Jede bringt einen wertvollen Beitrag ein und bereichert die Gruppe. Es war vor allem dieses Gefühl von Angebunden-Sein, von Gemeinschaft, von sich gegenseitig halten, von der Wichtigkeit jeder einzelnen, das ich mir nach Hause mitgenommen habe.
- Die Idee, dies auch nach Südtirol zu bringen war sicherlich nicht ganz leicht – wer hat dir dabei geholfen bzw. wie konntest du Personen mit ins Boot holen und überzeugen?
Von Anfang an war mir klar, dass ich dieses Projekt nicht alleine stemmen möchte, weshalb ich mich an meine gute Freundin Evelyne Piergentili gewandt habe, die mit voller Begeisterung und Energie dabei war.
Evelyne und mich verbindet die Wildnispädagogik, wir haben uns beim Seinmer-Netzwerk (einem Netzwerk von Südtiroler Wildnispädagogen) kennengelernt. Beide haben wir zudem Erfahrungen in Frauenkreisen gesammelt und wissen, wie wichtig solche Räume sind.
Als wir mit der Planung begannen, stießen wir überall auf offene Türen. Die größte Herausforderung bestand darin, zu entscheiden, wo wir am besten anfangen sollten. Schritt für Schritt haben wir uns voran gearbeitet und dabei stets Menschen gefunden, die uns mit wohlwollenden Tipps und Unterstützung zur Seite standen.Mit Blufink konnten wir ein Team gewinnen, das uns mit umfassendem Wissen und Know-how unterstützte und sofort von unserem Projekt begeistert war.
Eine weitere Herausforderung war die Suche nach einem Ort in Meran. Dank Sissi vom Frauenmuseum erhielten wir schnell Kontakt zu den Streetworkern, und so nahm alles allmählich Form an.
Die finanzielle Seite war für mich vielleicht die größte Herausforderung, da es mir nicht leicht fällt Anträge zu stellen und Sponsoren zu suchen. Doch von Anfang an war für uns klar, dass wir dieses Herzensprojekt auf jeden Fall umsetzen werden. So haben wir auch in diesem Bereich viel dazu gelernt.
- Was ist die Zielgruppe, die angesprochen wird?
Zum „Roten Zelt“ sind alle Frauen herzlich eingeladen! Unabhängig von Alter, Herkunft oder Religion – jede Frau, die sich für ein Thema interessiert oder einfach Zeit in Gesellschaft anderer Frauen verbringen möchte, ist willkommen.
Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis, damit jede Frau die Möglichkeit hat, dabei zu sein und das zu geben, was ihr möglich ist. Wir bitten lediglich um eine Anmeldung für die jeweiligen Abende, um die Organisation der Referentinnen und die Platzverhältnisse zu berücksichtigen.Anmeldungen sind möglich unter: https://www.blufink.com/rotes-zelt/ wo Frau auch das Programm im Detail einsehen kann. Eine Frau kann an einem einzelnen Angebot teilnehmen oder an allen, je nach ihrem Wunsch.
Zusätzlich ist in Planung mit den Streetworkern in Meran am Freitag, den 18. Oktober 2024, vormittags ein Angebot für Schulen und abends ein Programm für Jugendliche zu gestalten.
- Das „Rote Zelt“ wird an zwei Orten mit unterschiedlichem Datum abgehalten – wie konntest du die Referentinnen gewinnen?
Das „Rote Zelt“ findet vom 7. bis 11. Oktober 2024 in Mals und vom 21. bis 25. Oktober 2024 in Meran statt. Evelyne stammt aus Mals und ich aus Meran, weshalb wir uns für diese beiden Orte entschieden haben.
Für das Programm haben Evelyne und ich eine umfangreiche Liste potenzieller Referentinnen erstellt. Um ein vielfältiges Angebot zu schaffen, haben wir Frauen aus verschiedenen Bereichen angesprochen, und die Rückmeldungen waren sofort alle positiv. Es war deutlich spürbar, dass alle Lust hatten, am „Roten Zelt“ mitzuwirken und sich freuten, dass ein solcher Raum geschaffen wird. Die Bedeutung solcher Kreise wird heutzutage immer deutlicher. Da wir so viele inspirierende Frauen mit wertvollem Wissen gewinnen konnten, haben wir beschlossen, jedes Angebot von einer anderen Frau gestalten zu lassen. Dies soll auch dazu anregen, von Mals nach Meran oder umgekehrt zu kommen und ein größeres Netzwerk zu bilden.
- Du sprichst von einem Experiment, das mal ausprobiert wird. Wenn die Rückmeldungen gut sind, wird dies wiederholt, auch an anderen Orten?
Unser Traum ist es, dass das „Rote Zelt“ künftig jährlich stattfinden kann, es ein fixer Treffpunkt für uns Frauen wird und sich auch erweitern darf. Evelyne und ich werden mit Freude die beiden Orte Mals und Meran betreuen. Wenn andere Frauen daran interessiert sind, das „Rote Zelt“ in andere Teile Südtirols zu bringen, stehen wir gerne unterstützend zur Seite und teilen unser Wissen sowie die Materialien, die wir gesammelt haben.
Zuvor freuen wir uns jedoch riesig auf die erste Ausgabe des „Roten Zeltes“ in Südtirol. Wir hoffen, dass viele Frauen an den Vormittagen und Abenden teilnehmen, sodass wir diese Auszeit im Frauenkreis gemeinsam genießen, mehr Verbindung schaffen und uns gegenseitig stärken können.
Wir wünschen dir viel Erfolg und laden alle ein, die neugierig sind, ein oder mehrere Termine zu besuchen!
Sissi Prader