Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
Frauenmuseum | Museo delle donne

Durch Freundschaft gemeinsam wachsen

0

„Freundschaft ist schön, wenn man sich motiviert, unterstützt und gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.“

Franziska Guggenbichler Beck ist erfolgreiche Opernregisseurin. Mirjam Gruber ist eine talentierte Sopranistin. Sie sind in Freundschaft und musikalischer Zusammenarbeit tief verbunden und fördern die gegenseitige Kreativität.

Angelehnt an unsere aktuelle Sonderausstellung „Frauenfreundschaften“ dürfen wir euch heute ein Freundinnenpaar als Frauen des Monats vorstellen.

Franzsiksa, erzählst du uns von einigen wichtigen Stationen deiner Ausbildung?

Neben meinen Studien in Salzburg, Berlin und Bozen habe ich als Regieassistentin an der Staatsoper zum Beispiel gearbeitet und eigene Abende inszeniert. Ob es Discos oder Fabrkigelände kurz vor dem Abriss waren: das alles habe ich mit meinem Team kurzerhand in eine Bühne verwandelt. Zurück in Südtirol lernte ich Mirjam kennen und habe den ersten Opernfilm AMALIA! Un’Opera Western realisiert.

Franziska Guggenbichler Beck. Foto: Andrea Fichtel Photography
Wie entstand Operabooom und worum geht es dabei?

Das Unternehmerische an meiner Arbeit hat mich immer schon fasziniert und mit Operabooom bringe ich das jetzt aufs nächste Level. Hier fange ich nicht wie normalerweise als Künstlerin bei meiner Idee an und versuche dann Gelder aufzutreiben, um sie zu realisieren. Mit Operabooom gehe ich auf Unternehmen zu, und erfinde dann ein kreatives, künstlerisches Projekt maßgeschneidert auf die Bedürfnisse des Unternehmens und dessen Philosophie. Hier geht es von der Live Inszenierung eines Jubiläums beispielsweise bis zur Kommunikationskampagne.

Was ist dir bei deiner Arbeit wichtig? Was möchtest du erreichen?

Fairness ist mir wichtig. Kreativität. Effektiv, begeistert und schnell zusammenarbeiten mit den jeweiligen Teams, die ich für die jeweiligen Veranstaltungen zusammenstelle.

Was ich erreichen will ist: Fair pay für Frauen, Fair pay für Kreative. Die Zuschauer*innen nachhaltig begeistern.

Franziska Guggenbichler Beck. Foto: Martin Rattini.

 

Mirjam, stellst du dich uns kurz vor?

Ich bin freischaffende Sopranistin, Instrumentalpädagogin und Gitarristin aus Meran, wo ich auch lebe.

Seit Jahren arbeite ich an den Musikschulen von Klausen, Seis am Schlern und Villnöss und lehre Kindern und Jugendlichen das Musizieren auf der Gitarre.

Neben meiner didaktischen Tätigkeit fühle ich mich auf der Bühne in ernsten sowie komischen, romantischen wie heldenhaften Rollen aus der Opern- und Operettenwelt ganz in meinem Element und höchst erfüllt.

Mirjam Gruber. Foto: Andrea Fichtel Photography
Wie hast du zur Musik gefunden?

Ich glaube, die Musik hat mich gefunden. Angezogen hatte mich als kleines Mädchen eine knallgelbe Plastikblockflöte am Meraner Weihnachtsmarkt. Meine Überredenskunst als Sechsjährige war groß, sodass ich dieses schon bald stolz in meinen kleinen Händen halten durfte.

Im Kindes- und Jugendalter machte ich neben meinem Gitarrenunterricht auch erste Bühnenerfahrung in Kindermusicals, in Opern und Operetten. Ich kann mich zu gut an diese Begeisterung erinnern, die mich damals packte und in mir den Wunsch aufkommen ließ das Singen und Spielen auf der Bühne zum Beruf zu machen.

Gourmets International Winefestival. Foto: Thomas Zelger
Was liegt dir an deiner Arbeit besonders am Herzen?

Man sagt immer, das Singen sei der Spiegel der Seele. JA! Durch den Gesang finde ich eine enge Verbindung zu meiner inneren Gefühlswelt und eine wunderschöne Möglichkeit dieser Ausdruck zu verleihen.

Am Herzen liegt mir, diese großen Gefühle, von denen die Oper nur so strotzt, die aber genauso im echten, alltäglichen Leben präsent sind, über die Musik, über meine Stimme hinaus zu meinem Publikum zu bringen, deren Innerstes zu erreichen und zu berühren. Es ist eine wunderschöne Art Menschen zu begegnen und, wenn sie offen dafür sind, für die Oper, für die Operette, für alle gesungene klassische Musik zu begeistern.

Welchen Herausforderungen bist du bisher als Sängerin begegnet?

Das Leben für die Kunst, für die Musik, für den Gesang ist immer eine Herausforderung. Es ist eine Berufung. Eine Berufung die in der aktuellen Lage Segen und Fluch zugleich ist. Als nicht systemrelevant sind den Kunstschaffenden viele begehbare Wege, gar Welten, unter den Füßen weggebrochen. Vieles hängt nur noch an einem dünnen Faden. Die Herausforderung diesbezüglich liegt wohl darin, nach kreativen Lösungen zu suchen, die es ermöglichen diese Zeit sinnvoll, und wertvoll zu gestalten. So gut es halt geht. Zuzulassen, dass sich vieles neu sortieren muss und dass sich dadurch neue Wege auftun werden, zuversichtlich zu bleiben.

 

Wie habt ihr beide euch kennen gelernt?

Franziska: Bei einen fabelhaften Konzertabend in Eppan im Lanserhaus. Mirjam war umwerfend und danach habe ich sie einfach angesprochen.

Mirjam: Bald darauf starteten wir unser erstes Projekt mit einer On Ice – Inszenierung der Mozart Arie „Come scoglio“ im Schnalstal. Darauf folgte Franziskas wundervolle Westernoper „Amalia!“ in der ich der jungen, selbstbestimmten und starken Hauptfigur Amalia Körper und Stimme gab.

Mirjam Gruber in Amalia, Foto: Nora Sceve.
Erzählt ihr uns von eurem aktuellen gemeinsamen Projekt?

Franziska: „Primadonnen zwischen Liebe und Wahnsinn“ ist ein innovatives Konzertformat, in dem Mirjam berühmte Arien aus der Welt der Oper vorträgt. Ich moderiere das Konzert und lasse die Zuschauer*innen eintauchen in die lebendige Welt der Musik. Die Frauenfiguren in der Operngeschichte sind Ausdruck ihrer Zeit und wirken aus der heutigen Perspektive oft antiquiert und verstaubt. Unter der Lupe betrachtet jedoch finden sich Themen und Aspekte, die an ihrer Aktualität auch heute nicht verlieren.

Mirjam: Neben der Live- Veranstaltung in der Akademie Deutsch-Italienischer Studien von Meran am 20. Mai, wird auch die digitale Fassung dieses Events konzipiert, welches den Zuhörer*innen zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen wird, das Konzert von zuhause aus zu erleben.

Wir freuen uns schon sehr auf dieses Event und auf ein wunderbares Publikum.

Primadonnen. Foto: Marygrace

Wie würdest du eure Zusammenarbeit/Freundschaft beschreiben?

Mirjam: Ich liebe es, wenn eine von uns ganz euphorisch mit einer Idee kommt, wir uns dafür begeistern und uns dann beide brennend in diese und dessen Umsetzung hineinstürzen. Gegenseitige Wertschätzung, Kreativität, Weitblick und Leidenschaft für Oper und das Musiktheater ist wohl der rote Faden, der sich durch unsere Zusammenarbeit und Freundschaft zieht. Darüber hinaus legen wir beide großen Wert darauf, die Oper für alle zugänglich, spannend und erlebenswert zu machen.

Eine Freundschaft ist dann schön, wenn man sich gegenseitig guttut, sich motiviert, unterstützt und gemeinsam in dieselbe Richtung blickt. Das ist bei uns auf alle Fälle so.

Franziska Guggenbichler Beck und Mirjam Gruber

 

Interview: Sissi Prader und Judith Mittelberger

Leave A Reply