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„In meinem heilenden Beruf fühl ich mich im Frausein wohl“

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Maria Paregger verbindet als Allgemeinmedizinerin die Schulmedizin mit Homöopathie und anthroposophischer Heilweise. Im Interview berichtet die Ärztin wie sie zur Homöopathie und zur Anthroposophie kam und wie sie die verschiedenen Herangehensweisen in Einklang bringt, um ihren Patient*innen zu helfen.

Erzählen Sie uns von Ihrem beruflichen Weg?

Ich erinnere mich noch deutlich, wie mir jemand während meines Medizinstudiums auf der Straße etwas von Homöopathie erzählte: ich erkundigte mich sogleich, wo man diese Heilkunst lernen könnte und bald darauf durfte ich an den homöopathischen Kursen in Baden bei Wien, gehalten von Prof. Dr. med. Mathias Dorcsi, teilnehmen. Ab da folgten mein Leben lang Fortbildungen in dieser Heilweise. Nach meinem Medizinabschluss konnte ich in anthroposophisch geführten Kliniken arbeiten und eröffnete dann meine Praxis in Bozen.

Wie bringen Sie die verschiedenen Herangehensweisen in Einklang?

Ich bin froh auch Schulmedizinerin zu sein, und dabei Diagnose und klassische Prognose zu kennen. Ein Beispiel: bei einer akuten Mandelentzündung, wo der Patient den Wunsch hat, diese homöopathisch zu heilen, versuche ich vorerst für einen halben Tag diese mit einem homöopathischen Heilmittel zu behandeln. Solange Besserungen innerhalb eines halben Tages eintreten, bleiben wir bei der Homöopathie.

Bei chronischen Krankheiten gibt es häufig homöopathische Heilmittel mit keinen Nebenwirkungen, wo die Schulmedizin oft nicht weiterhilft. Dort wo ich mit Homöopathie nicht weiterkomme, wende ich auch Schulmedizin an.

Maria Paregger
Was ist unter einer anthroposophischen Heilweise zu verstehen?

Die Anthroposophie ist eine Geisteswissenschaft nach der Lehre von Rudolf Steiner und Ärzt*innen mit großem Wissen in diesem Feld. Die anthroposophische Medizin ergänzt Schulmedizin durch einen ganzheitlichen anthroposophischen Ansatz. Sie versucht den Menschen als leibliches, seelisches und geistiges Wesen zu verstehen und dementsprechend Diagnostik und Therapie an einem umfassenden Menschenverständnis zu orientieren. Man versucht methodisch angemessen zu erfassen, bei jedem Patient neu, wie sein physischer Leib, sein wachstumsanregender und differenzierender Lebensleib, samt seiner Empfindungsorganisation (Summe unserer Empfindungen), sowie die geistige Individualität des Menschen (reflexives Bewusstsein, Sprache, Wille, Urteilsfähigkeit, Werte und Impulskontrolle) miteinander sich verbinden und gesundend oder krankmachend wirken. Jede Erkrankung des Menschen kann auf diesen unterschiedlichen Ebenen des Menschen erfasst und differenziert erkannt und mit anthroposophischen Heilmitteln, Kunsttherapie und Heileurythmie behandelt werden.

Sie haben den Waldorfkindergarten und die Waldorf Schule in Bozen mitgegründet. Wie sind Sie dazu gekommen und warum ist Ihnen das wichtig?

Jede*r anthroposophische Ärzt*in erkennt, über das archetypische Menschenbild die Wichtigkeit einer kindgerechten Pädagogik. Deshalb war ich 12 Jahre Präsidentin des Vereins für Waldorfpädagogik Bozen.

Waldorfpädagogik ist für mich ein Heilmittel, und Waldorflehrer*innen also „Therapeut*innen“: sie helfen dem Kind die Welt auf gesunde, natürliche und kindgerechte Weise kennenzulernen, und können so auch die eigenen Fähigkeiten entwickeln.

Seit Jahren nehme ich bei der Waldorf-Schulärztegruppe Italien teil und arbeite als Schulärztin im Kindergarten und in der Schule mit.

Was bedeutet Ihr Frau-Sein für Sie?

Frau sein gefällt mir gut. Dazu bedeutet mir die Geste des Empfangens und des Behütens viel, zum Beispiel als Tochter zu meinen Eltern, als Frau zu meinem Mann, als Mutter zu meinem Sohn, unter Freunden/Innen, im Garten, im ärztlichen Beruf, in der Welt.

In meinem heilenden Beruf fühl ich mich im Frausein wohl.

Von links nach rechts: Ulrike Kindl, Astrid Schönweger, Ida Prinoth, Bruna Maria Dal Lago Veneri, Maria Paregger.
Wie erleben Sie als Ärztin diese Zeit der Corona-Krise? Welchen Tipp können Sie unseren Leser*innen in dieser Zeit mitgeben, um gut auf sich zu achten?

Mit allem Mitempfinden in dieser Corona Krise mit Leidtragenden, empfinde ich sie wie ein Zeitphänomen, wo den Menschen Angst und Panik eingeflößt wird und dann werden ihnen zwei große Rettungsanker angeboten:

  • „Die Impfung“ anstatt einem guten Therapieprogramm für die Grippe selbst. Diese Impfung, wenn tatsächlich eine RNA-Virus Impfung, berührt unsere DNA in unserem Zellkern, das Modell unserer Individualität. Was dies in anderen Körperbereichen auf längere Zeit bewirken wird, können wir uns bereits wissenschaftlich und geisteswissenschaftlich vorstellen.
  • Als weitere Lösung/Rettung wird uns das Internet der Dinge angeboten, wo wir der Natur nicht mehr mit unserem Körper und unseren Sinnen begegnen brauchen: Schule, Kochen, Autofahren, fast alles über Internet. Dies kann zu großer Einsamkeit führen, wenn ich mich nicht mehr mit all meinen Sinnen direkt mit Mensch und Natur verbinden darf.

Ich rate uns Südtiroler*innen mit dieser Grippe leben zu lernen und uns zu schützen, soweit es vernünftig ist. Man kann sein Abwehrsystem stärken, die eigene Gesundheit ernsthaft in die Hand nehmen. Vor Ansteckung helfen ätherische Öle unter der Nase aufgetragen, auch die Hände kann man damit einreiben und mit fetten Seifen waschen. Oberflächen mit umweltfreundlichem Essigreiniger. Auch homöopathische und pflanzliche Heilmittel können vorsorglich gut wirken. Ich rate viel Bewegung, Luft, gesunde Ernährung, künstlerisches und geistigen Tun.

Sie haben sich mit der Saligen auseinandergesetzt und auch ein Buch dazu veröffentlicht. Was fasziniert Sie so sehr an diesen geheimnisvollen Frauen, die in engem Kontakt zur Natur stehen? Was haben Sie von Ihnen gelernt?

Ich habe das Buch zusammen mit meinem Mann geschrieben. An diesen geheimnisvollen Frauen faszinieren mich ihre Eigenständigkeit, und ihre natürliche Weisheit, die Weisheit der Natur.

Von links nach rechts: Claudio Risè, Maria Paregger, Astrid Schönweger
Ihr Lebensmotto?

Eins nach dem anderen.

Mut und Geduld nicht verlieren!

Was ist für Sie Erfolg?

Erfolg ist für mich, wenn mir etwas gelingt.

Wenn es mir gelingt eine Sache gut zu machen, natürlich nach meinen Möglichkeiten.

Wen bewundern Sie?

Simone Weil, eine Frau die ganz sie selbst war. Sie hat mutig einen, für damals ungewöhnlichen, geistigen Weg in Büchern aufgezeigt. Sie schrieb auch klar wie Männer mit ihrer aggressiven Kraft gut umgehen könnten. Sie gründete und unterrichte auch in einer Schule für Frauen aus der damaligen Unterschicht.

Welche Lebensweisheit haben Sie im letzten Jahr gewonnen?

Dass ich bewusster werden muss. Dass das eingeflößte materialistische Lebensmodell auf den Menschen als Individuum zerstörerischer wirkt, als ich je geahnt hätte. Mir helfen hier ein gutes Gebet, Meditation und die Natur.

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