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Resümee Tagung: Kinderkriegen im digitalen Zeitalter

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Kinderkriegen im digitalen Zeitalter – Lust und Last von Frauen

Meran, 25.03.2022

Das Kinderkriegen im digitalen Zeitalter nimmt neue Facetten an: Reagenzgläsern, mehrere Elternteile und Leihmütter – Die Optionen sind heute fast unbegrenzt. Aber welche ethischen Folgen haben Reproduktionstechniken und wie wirken sie sich für Kinder und Eltern aus? Innerhalb der Tagung am Freitag 25.3.22 haben sich die Referentinnen Susanne Schulz, Ina Prätorius und Graziella Fava Vizziello mit dem Publikum darüber ausgetauscht.

Jedes Kind bringt neue Ideen und wird am Gesellschaftsleben von morgen mitwirken. Dennoch ist Kinder-Großziehen nach wie vor eine Privatangelegenheit, die vorwiegend noch von Frauen durchgeführt wird. Aber wie wäre es wenn wir die Kinderfürsorge in den Mittelpunkt stellen würden, um uns als Gesamtgesellschaft Gedanken darüber machen? Was wäre wenn auch Politik und Wirtschaft den Kindern und Familien mehr Schutz und bestmöglichste Rahmenbedingungen für eine volle Entwicklung bieten würden, z.B. dank eines vermehrten Zugang zu Hebammen-Wissen, Geburtshäusern, Vaterschaftsurlauben, gezielten Rentenprogrammen für Mütter usw.?

In der Pandemie ist klar hervorgegangen, dass einige Wirtschaftssektoren wie Bank- oder Finanzwesen problemlos ins Digitale umgepolt oder sogar abgestellt werden können, während Altersversorgung, Sanitätspflege, Kindererziehung oder Sozialhilfen nicht einfach unterbrochen werden können. Vor allem ist aber klar verständlich geworden, dass Care-Arbeit nicht ausreichend bezahlt und gefördert wird und Ungleichgewichte zwischen Geschlechtern und sozialen Klassen aufbaut.

Der heutige Markt rund um die verschiedenen Befruchtungstechniken kann ebenso Ungleichheiten herstellen, z.B. wenn Leihmütter ausgebeutet werden, wenn ihnen keine Wahl gelassen wird, wenn Fremde über deren Körper verfügen oder Frauen ihren Körper verkaufen müssen, weil sie sonst keine Einnahmequellen haben. In diesen Fällen sollten Verbote eingebracht werden – so die Referentinnen. Denn immer dann, wenn es sich nicht um eine altruistische Spende handelt, sondern einen finanziellen Austausch, besteht die Gefahr neue Machtverhältnisse aufzustellen, welche Leihmütter, meist Frauen aus ärmeren Gegenden oder prekären Verhältnissen, benachteiligen und ausbeuten.

Selbst in Kriegszeiten wie diesen wird den Ukrainischen Leihmüttern von Seiten der Bestelleltern Europas vorgeschrieben, wo sie sich aufzuhalten haben und wie sie sich zu verhalten haben. Möglichkeiten für die Einen eröffnen, sollte niemals heißen, Anderen Freiheiten und Selbstbestimmung wegzunehmen. Auch dieser Trend der letzten Jahre, unbedingt ein eigenes genetisch-biologisches Kind haben zu wollen, könnte überdacht werden. Wir müssen uns Gedanken machen, was für psychologische Konsequenzen es für Kinder gibt, die in Laboratorien aufwachsen, wie wir als Gesellschaft mit Kindern zusammen leben wollen oder neue Wohngemeinschaften und Familienkonzepte gestalten können? Dabei sollten wir uns aber ständig vor Augen halten, technischen Möglichkeiten Grenzen zu bieten, vor allem in einer Welt in der so viele Kinder bis heute noch Elternlos sind.

Sarah Trevisiol

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