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Madame Necker und die Französische Revolution (11. Juli 1789)

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Am 11. Juli 1789 jährt sich zum 235. Mal die Absetzung Jaques Neckers, Finanzminister unter Ludwig XVI. und Interessenwahrer des Dritten Standes bei Hofe: Das Brot ist teuer, wie nie, die Sonderrechte von Klerus und Adel benachteiligen den Dritten Stand immer stärker und eine Verbesserung der Situation zeichnet sich nicht ab, im Gegenteil: Den privilegierten Ständen schon länger ein Dorn im Auge, setzt sich Necker für eine Gleichstellung von freien Bauern und Bürgern ein und dafür, dass die Generalstände gemeinsam beraten und abstimmen, was schließlich dazu führt, dass er aufgefordert wird, das Land zu verlassen.

Die Entlassung Neckers trägt maßgeblich zum Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 bei, worauf er vom König zurückbeordert wird und bis 1790 in seinem Amt verbleibt.

Seine Popularität verdankt Jaques Necker einer Frau, und zwar seiner Gemahlin Suzanne Curchod: Madame Necker führt einen literarischen Salon, in welchem sich bedeutende Persönlichkeiten der Aufklärung treffen. In den literarischen Salons, die fast ausschließlich von Männern besucht und von diesen dominiert werden, können sich erstmals auch Frauen intellektuell betätigen und an Debatten teilnehmen, allerdings ist dies ein Privileg für wenige und vor allem Frauen aus aristokratischen und hochbürgerlichen Kreisen vorbehalten, die auch zu den ersten gehören, die mit Literatur und Schreiben in Berührung kommen. Erste reine Frauenclubs entstehen erst um 1790 und überdauern auch da nur kurz, weil die politisch immer stärker agierenden Frauen den Männern alsbald zu gefährlich werden.

Doch zurück zu Jaques Necker: Ursprünglich Bankier wird Necker von seiner Frau dazu animiert, politisch tätig zu werden und wird schließlich Finanzminister. Mehr Bankier denn fähiger Politiker kümmert er sich nicht um Reformen und tut auch sonst nicht viel, um die Revolution abzuwenden, doch herrscht dank des Einflusses seiner Frau die Meinung vor, Necker sei der Einzige, der die Fähigkeiten besitzt, das Staatsdefizit in Ordnung zu bringen und es ist sein Verdienst, dass die Öffentlichkeit erstmals Einblick in die Staatsfinanzen erhält.

Nachdem ihr Mann wieder Finanzminister wird, wendet sich Madame Necker dem Gefängnis- und Hospitalwesen zu: Nicht nur gründet sie in Paris das „Hospice de charité“/“Hôpital Necker“, das heute noch existiert und ihren Namen trägt, sondern verfasst auch Schriften zum Krankenhauswesen, die zur Verbesserung des Gesundheitswesens beitragen. Darüber hinaus zählen „Überlegungen zur Ehescheidung“ zu ihren Werken.

Für das Volk bringt der Sturm auf die Bastille indes keine wesentlichen Veränderungen, das Volk hungert weiter und schließlich, am 5. Oktober 1789, sind es die Marktweiber, die nach Versailles ziehen und den König dazu bewegen, mehr Brot zu beschaffen, die Adelsprivilegien aufzulösen und die vorgelegten Menschen- und Bürgerrechte zu unterzeichnen.

Women’s March on Versailles

Claudia Winkler

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