Es ist wieder einmal soweit: mit großer Freude dürfen wir euch ankündigen, dass wir am Samstag, 12. Februar um 11:30 unsere neue Gastvitrine eröffnen. Im Mittelpunkt stehen diesmal Aktfotografien der Künstlerinnen Romina Roman und Corinna Prechtl.
Mit viel Feingefühl und Hingabe erkunden die Fotografien den Kontrast, das Verhältnis, aber auch mögliche Verbindungen zwischen dem weiblichen Körper und Marmor. Die beeindruckenden Werke eröffnen neben dem Spannungsfeld zwischen Körper und Marmor als Materialien mit ihren je eigenen Strukturen aber auch Fragen nach Weiblichkeit, Frau-Sein, Körperlichkeit und -bewusstsein, Nacktheit und unserer Verbindung bzw. unserem Verhältnis zur Natur.
Dabei fesselt die atmosphärische Stimmung der Fotografien den Blick, zieht in den Bann und überzeugt durch die große Kraft, welche die Fotografien trotz oder gerade aufgrund der Nacktheit des Körpers und dessen direkter Darstellung und Konfrontation mit dem*der Betrachter*in ausstrahlen.
Wir haben die beiden Künstlerinnen vorab interviewt, um mehr über ihr Projekt zu erfahren:
Würdet ihr euch kurz vorstellen? Wer steckt hinter den Arbeiten, die in der Gastvitrine gezeigt werden?
Romina Roman: Mein Name ist Romina Roman. Eine junge Bildhauerin…. Ich bin sehr wissbegierig und erforsche verschiedenste Materialien und Techniken, wovon Marmor gerade im Mittelpunkt steht.
Corinna Prechtl: Mein Name ist Corinna Prechtl, aufgewachsen bin ich in München. Dort etwas außerhalb besuchte ich 13 Jahre lang die Waldorfschule, wofür ich sehr dankbar bin, da ich dort und Zuhause sehr viel Rückhalt bekommen habe. Ich wurde mit all meinen Stärken und Schwächen wahrgenommen und konnte mich so frei entfalten. Nach einer Reise nach Südamerika, besuchte ich ein Kunstprojekt, was mich dann über eine Bildhauerin, nach Laas an die Berufsfachschule für Steinbearbeitung brachte.
Wann und wie seid ihr auf die Idee gekommen euer Projekt zu realisieren?
C: Im März 2021 entstand die Idee zu dem Fotoprojekt bei einem Spaziergang mit Romina entlang der Lasa Marmo. Wir ergänzten uns in unseren Vorstellungen und so stand schnell ein Konzept, das dann ein paar Tage darauf auf dem Gelände der Lasa Marmo verwirklicht wurde.
R: Da ich mich zu der Zeit sehr für analoge Fotografie interessiert habe, war ich konstant daran neue Projekte zu realisieren. Der Austausch untereinander ist dabei für das kreative Schaffen sehr wichtig. Im Frühjahr 2021 konnten wir uns wegen eines Lockdowns allerdings nicht in der Fachschule für Steinbearbeitung Laas treffen, um mit dem Stein zu arbeiten. Das war ziemlich erdrückend, da alle von uns gerade deswegen an die Schule gekommen sind. Um positiv mit der Situation umzugehen, fingen wir an umzudenken: „Wenn wir die Figur nicht aus dem Marmor hauen können, dann stellen wir sie eben davor.“
Was erwartet die Besucher*innen in der Gastvitrine ?
C: Die Fotos zeigen mich nackt und weiß bemalt vor und auf dem Marmor. So ist die Skulptur jetzt nicht aus Stein selber, sondern steht lebendig davor und geht so eine andere Verbindung mit dem Material ein. Durch die vertraute Verbindung zu Romina, konnte ich mich dabei sehr wohl fühlen.
Welche Botschaft(en) möchtet ihr mit den ausgestellten Arbeiten verbreiten?
C: Durch die spielerische Herangehensweise in diesem Projekt, hoffe ich, dass etwas von der Offenheit und Naivität auch auf den Betrachter wirken kann. Einen natürlicheren Umgang mit Nacktheit finde ich sehr wünschenswert.
Welche Bedeutung gebt ihr Frau-Sein/Weiblichkeit in den ausgestellten Fotografien? Und was bedeutet Frau-Sein/Weiblichkeit für euch?
R: Mir war es wichtig, den weiblichen Körper in seiner natürlichen Form darzustellen. Weiblichkeit bedeutet für mich Stärke & Zärtlichkeit.
C: Die Weiblichkeit stellt in den Bildern einen Kontrast zu dem harten, kalten Stein dar. Weiche fließende Kurven treffen auf schroffe Kanten. Auch ist es ein sich liebevolles Hingeben der Natur gegenüber. Eine Bewusstheit und Sensibilität den Dingen gegenüber, die schnell so selbstverständlich erscheinen. Die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers ist dem Stein für die Ewigkeit gegenüber gestellt. Aufgrund der Periode haben Frauen einen leichteren Bezug zum natürlichen Prinzips des Werdens und Vergehens. So kommen sie dem Zyklus der Natur näher, was in unserer entfremdeten Gesellschaft gar nicht so leicht ist.
Möchtet ihr zum Abschluss noch einen ganz persönlichen Gedanken, Eindruck oder ein Statement zum Projekt mit unseren Leser*innen teilen?
R: Das Projekt entstand unbewusst aus einem Impuls heraus. Durch die Nacktheit und Blöße fiel uns auf, dass „Wir“ uns von den Steinen, die uns von der Gesellschaft auferlegt wurden, befreien wollen.
C: Frau zu sein bedeutet, sich immer wieder bewusst für oder gegen die Vorstellungen der Gesellschaft zu entscheiden, um sich selber treu zu bleiben. Es erfordert Entschiedenheit so wie auch die Kunst. Ehrlichkeit findet einen direkten Zugang zu anderen Menschen.
Interview: Yvonne Rauter